Ernst Bader

Der Mann, der Marlene Dietrich immer Baumkuchen schickte

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Heike Linde-Lembke
Ernst Bader in seiner Norderstedter Wohnung mit dem vorbereiteten Baumkuchen für seine Freundin Marlene Dietrich in Paris.

Ernst Bader in seiner Norderstedter Wohnung mit dem vorbereiteten Baumkuchen für seine Freundin Marlene Dietrich in Paris.

Foto: HA

Der Norderstedter Ernst Bader war der Texter für die Hits der großen Stars. Mit einer Musical-Revue wird an ihn erinnert.

Norderstedt.  Caterina Valente und Freddy Quinn, Charles Aznavour, Edith Piaf und Mireille Mathieu, Marlene Dietrich und Dalida, Alexandra und Gus Backus – sie alle sangen Ernst Baders Lieder, Schlager und Evergreens. „Tulpen aus Amsterdam“, „Heimweh“, „Du lässt Dich gehn“, „Am Tag, als der Regen kam“ bis zum „Mond von Wanne-Eickel“. Sein Leben verbrachte Bader in Norderstedt.

Mit einer Revue will nun die Musiktheater-Akademie Norderstedt den Komponisten würdigen, der mehr als 900 Schlagertexte geschrieben hat, darunter die berühmtesten der gesamten Schlager- und Chanson-Welt. Die Aufführung soll den Namen von einem seiner Hits tragen: „Die Welt ist schön, Milord“. Premiere ist am Sonnabend, 10. Juni, im Festsaal am Falkenberg.

Norderstedt: Der Mann, der Marlene Dietrich immer Baumkuchen schickte

„Die Revue über und für Hans Bader sollte schon zu Norderstedts 50. Geburtstag über die Bühne gehen, doch die Corona-Pandemie brachte alle Proben zum Stillstand“, sagt die Regisseurin und Sängerin Simone Voicu-Pohl, die das Musical zusammengestellt hat. Obendrein konnten zehn Darstellerinnen und Darsteller nach der Pandemie wegen anderer Verpflichtungen nicht mehr mitwirken.

Jetzt bringt Voicu-Pohl die Revue mit 14 Mitwirkenden auf die Festsaal-Bühne, von denen viele schon in früheren Musicals und Revuen tanzten und sangen. „Ernst Bader hat immer darunter gelitten, als Texter in der zweiten Reihe der Schlagerwelt zu stehen“, sagt Voicu-Pohl. Er sei sehr sozial gewesen, hatte beispielsweise für 18 Kinder eine Patenschaft übernommen und unterstützte stets Kolleginnen und Kollegen, die ihn um Geld baten.

Freddy Quinn war ein guter Freund

Ernst Bader wurde am 7. Juni 1914 in Stettin geboren, und somit ist die Aufführung der Revue am 10. Juni auch ein Geschenk zum 109. Geburtstag des Textdichters, der für sich, seine Mutter und deren Schwester 1952 ein Haus am Binsenstieg baute und seine letzte Zeit bis zum Tod im Jahr 1999 im Norderstedter Altenheim Scheel verlebte.

Aber nicht etwa still und leise, denn er mischte seine Mitbewohnerinnen und -bewohner gern mit Konzerten auf, die er mit Su Kramer und Ilse Werner und mit Norderstedts Plattdeutsch-Autorin Christa Heise-Batt gab, seiner Nachbarin am Binsenstieg, mit der ihn eine tiefe Freundschaft verband.

Edith Piaf brutzelte Ernst Bader auch mal ein Steak

„Ich habe Ernst oft zu Konzerten begleitet, durch ihn habe ich unter anderem Nana Mouskouri und Freddy Quinn kennengelernt“, erinnert sich Norderstedts erste Kulturpreisträgerin. „Als ich ihn einmal im Heim besuchte, sagte er zu mir: ,Wir beide haben eine besondere Freundschaft, du bist die einzige, die mich nie um Geld gebeten hat’, und dann lud er mich zu seiner Beerdigung ein.“

Am nächsten Tag erhielt sie die Nachricht, dass er in der Nacht des 10. August 1999 an Herzstillstand gestorben war. Christa Heise-Batt hat als einzige Frau neben allen Schlager- und Kiez-Größen auf der Trauerfeier eine Laudatio auf Ernst Bader gehalten. Bis zuletzt schmiedete Ernst Bader Pläne für eigene Bühnenauftritte und schrieb dafür das Lied „Der alte Zirkusgaul, der kann’s nicht lassen“. Es war sein letzter Schlagertext, der zugleich sein Lebensmotto widerspiegelte.

Nana Mouskouri bekam von ihm die „Rosen aus Athen“

Ursprünglich wollte Ernst Bader Schauspieler werden. 1936 legte er sein Schauspiel-Examen ab, wurde dann aber zur Wehrmacht eingezogen. Nachdem eine Verwundung verheilt war, engagierten ihn die Nazis als Schauspieler für einige NS-Propaganda-Filme, von denen er sich später distanzierte.

Nach der Befreiung Deutschlands vom Nazi-Terror tingelte er als Pianist und Kabarettist durch Hamburger Bars wie „Trichter“ und den Kiez-Klub „Kolibri“, Baders Wortwitz fiel schließlich dem Musikverleger Hans Sikorski auf. Prompt heuerte der ihn als Texter an.

Norderstedt: Musical-Revue hat am 10. Juni Premiere

Ernst Bader lieferte und schrieb in den 1950er- und 1960er-Jahren Hits am laufenden Band. Bereits 1956 setzte er mit dem heute legendären „Tulpen aus Amsterdam“ die Erfolgslatte hoch. Der Text, der in fast 90 Ländern kursierte, soll sogar dazu geführt haben, dass die Niederlande zum Tulpenland wurden. Baders Texte standen am Zenit des Schlagerhimmels.

1960 machte die Sängerin Dalida sein Lied „Die Welt ist schön, Milord“ berühmt, sein Freund Freddy Quinn brachte den Sehnsuchts-Schlager „Der Junge von St. Pauli“ und Nana Mouskouri „Rosen aus Athen“ in die Charts. Dazwischen lagen spektakuläre Begegnungen mit den Großen der Schlager- und Chansonszene.

Marlene Dietrich schickte er immer zum Advent einen Baumkuchen nach Paris. Edith Piaf brutzelte ihm Steaks, während er ihr Deutsch beibrachte, und mit Charles Aznavour und dem Kiez-Fotografen Günter Zint zog er bis zum frühen Morgen durch die Kneipen – „Die Welt ist schön, Milord!“

Ernst-Bader-Revue, Premiere Sa, 10.6., 20.00, weitere Vorstellung: So, 11.6., 20.00, Festsaal am Falkenberg, Langenharmer Weg 90. Karten 16/9 Euro im Vorverkauf unter www.eventim.de

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