Norderstedt. Initiative „Gemeinsam Gutes“ sammelt mehrere Tausend Euro für die Norderstedter Hilfseinrichtung. Deren Bedeutung ist groß.

Es ist ungefähr fünfeinhalb Monate her, als sich auf einer Bowlingbahn in Henstedt-Ulzburg etwas Bemerkenswertes ereignete. Für einen guten Zweck rollten seinerzeit bei Nordic Bowling im Gewerbepark die Kugeln. Und es hagelte nicht nur Strikes – während der siebenstündigen, von einem Onlinestream begleiteten Veranstaltung der Initiative „Gemeinsam Gutes“ kam eine Spendensumme von 23.730 Euro zusammen. In Zeiten steigender Lebenskosten und Inflation war das weitaus mehr, als alle erwartet hatten, und deutlich mehr als bei den ersten beiden Aktionen in den Vorjahren.

Das Geld sollte zu gleichen Teilen an drei Organisationen gehen. Die Arche in Hamburg setzt sich für bedürftige Kinder und Jugendliche aus armen Verhältnissen ein, der Verein Paulinchen leistet wichtige Arbeit bei der Betreuung brandverletzter Kinder und in der Prävention. Und es sollte ebenso eine Spende an die Tafel Norderstedt übergeben werden. Genau hierfür waren die drei Männer hinter „Gemeinsam Gutes“, Oliver Kook, Nicolas Fahl und Jakovos Libanios aus dem Volleyballteam des SV Henstedt-Ulzburg, nun zu Besuch beim Verein, der seinen Sitz am Schützenwall hat.

Gemeinsam Gutes: Tafel Norderstedt – Riesenhilfe dank Bowling-Event

Die Tafel verteilt Lebensmittel an diejenigen Menschen, die sich das Nötigste nicht mehr oder kaum noch leisten können. Angewiesen ist man auf Spenden – von Einzelhandelsketten, die Obst oder Gemüse zur Verfügung stellen, von Charity-Organisationen, Privatleuten, die es besser haben und etwas zurückgeben möchten. „Wir hatten uns die Tafel im letzten Jahr angesehen, mit dem Thema befasst und gesehen: Es gibt einen hohen Bedarf“, sagt Jakovos Libanios. Das sei wie bei der Arche oder Paulinchen – „das ist der Grund, warum wir das machen“.

Ursprünglich ging es darum, neue Fleecejacken für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu besorgen. Doch dann ging die Spendenaktion durch die Decke. „Das Ziel wurde deutlich übertroffen. Also hat die Tafel zwei Container für Lagerflächen bestellt, da sie aus allen Nähten platzt. Und wir konnten auch den Weg pflastern.“

Viele Faktoren führen dazu, dass Menschen auf die Tafel angewiesen sind

Die Arbeit der Tafel hat eine hohe Relevanz, es gibt zahlreiche Faktoren, die in Konsequenz dazu führen können, dass Menschen aller Generationen, ob nun Familien, Paare, Alleinstehende, auf diese Möglichkeit zurückgreifen müssen. Die Inflation, verbunden mit gestiegenen Kosten für Lebensmittel, generell den Lebensunterhalt, ist ein Hauptgrund. Und die Tafel hilft auch Geflüchteten, die vor Krieg und Verfolgung nach Norddeutschland gekommen sind.

Im März 2022, wenige Wochen nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine: In Norderstedt stehen Geflüchtete vor der Tafel am Schützenwall Schlange.
Im März 2022, wenige Wochen nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine: In Norderstedt stehen Geflüchtete vor der Tafel am Schützenwall Schlange. © dpa | Marcus Brandt

Libanios und seine Mitstreiter haben auch gehört: „Die Tafel braucht Nachwuchs.“ Denn in der Tat: Viele der Ehrenamtlichen sind im Rentenalter, was jetzt zwar per se kein Problem ist, aber die Arbeit ist nicht nur emotional, sondern auch körperlich fordernd. Ehrenamtlich ist auch „Gemeinsam Gutes“, die drei Initiatoren sind voll berufstätig und auch Familienväter. Würde man den Zeitaufwand hochrechnen, „dann wird einem schlecht. Aber das tut nichts zur Sache, egal, ob 100, 200 oder 1000 Stunden“.

Vorsitzende: Wir brauchen dringend Nachwuchs

Ingrid Ernst ist die Vorsitzende der Tafel, sie und ihre Stellvertreterin Margrit Grebe stehen seit Jahren für den Verein. Sie nahmen von „Gemeinsam Gutes“ den symbolischen Scheck über 7910 Euro entgegen. „Was uns imponiert hat: Es waren junge Leute, die ihren Spaß hatten, aber auch gespendet haben. Wir profitieren immer davon, dass wir bekannter werden“, sagt Ingrid Ernst.

In Norderstedt gibt es fünf Ausgabestellen, dazu sechs weitere externe (Henstedt-Ulzburg, Ellerau, Poppenbüttel, Hummelsbüttel, Schnelsen und Langenhorn). In anderen Städten gibt es „junge Tafeln“, wo dann beispielsweise Studentinnen und Studenten helfen. „Aber dafür bräuchten wir eine kleine Uni in Norderstedt.“

Tafel Norderstedt: 220 Helferinnen und Helfer sind ehrenamtlich im Einsatz

Menschen, die vielleicht kürzlich pensioniert worden sind, die viel Lebenserfahrung mitbringen, oder auch jüngere Menschen im Bundesfreiwilligendienst, selbst Schülerpraktika, all das ist möglich. 220 Helferinnen und Helfer sind es derzeit, in der Ausgabe oder in den Teams, die mit den Kühlfahrzeugen morgens Lebensmittel von Märkten abholen. Wer mehr wissen möchte oder Interesse hat, kann die Tafel über tafel-norderstedt.de oder unter 040/5252636 kontaktieren.

Jakovos Libanios, Nicolas Fahl und Oliver Kook richten den Blick derweil bereits auf die nächsten Aktivitäten. „Gemeinsam Gutes 4“, das ist praktisch fix. „Jetzt hatten wir erstmal den Abschluss für Gemeinsam Gutes 3.“ Nun wollen sie über die nächste Runde beraten. „Wie wir es gestalten, darüber sind wir uns noch nicht so ganz einig. Aber es wird schon etwas geben, davon gehen wir aus“, sagt Libanios.