Bad Bramstedt. Die Fleckensgilde von 1560 zieht Pfingsten durch den Ort und lädt Bürger und Gäste zum Tanz um den Roland ein.

Zu Pfingsten heißt es in Bad Bramstedt traditionell „De Gill schall leven!“ In diesen Tagen erinnert die Bramstedter Fleckensgilde von 1560 mit einer Feier an die Jahre, als sich die Bramstedter mit einem gemeinsamen Kraftakt von der Leibeigenschaft befreiten. Höhepunkt ist am Dienstag nach Pfingsten der Tanz um den Roland.

„Auch in 2023 freuen wir uns, diese Tradition fortführen zu können“, sagt Gilde-Schreiber Martin Wisy. Die „Gill-Tied“ beginnt traditionell mit einer Schuh-Spende. Der Jüngste der Gilde bekommt vom Bramstedter Schuhhaus Wagner „swatte Schoh“, damit er die für Pfingsten anstehenden ausdauernden Rundgänge auch standesgemäß besohlt erledigen kann.

Tradition: Bramstedter feiern das Ende der Leibeigenschaft

Bei den Rundgängen ziehen Gilde-Mitglieder in schwarzen Anzügen und mit Zylinder durch die Stadt, übernehmen symbolisch die Regentschaft im Rathaus und besuchen diverse Institutionen, um diese zu „inspizieren“. Gilde-Geist haben sie stets in flüssiger Form dabei.

Der Historie der Fleckensgilde von 1560 liegt eine soziale Tat zugrunde. Seinerzeit hatten die Bramstedter Bürger den vom dänischen König verpfändeten Flecken Bramstede zurück gekauft. Der damalige Fleckensvorsteher Jürgen Fuhlendorf einte damals die Menschen mit dem Motto „Einer für alle – alle für einen“.

Für die Summe hätten die Bramstedter 14.000 Schweine kaufen können

„Der Kaufpreis war erheblich“, berichtet Wisy. „So betrug der vom dänischen König erzielte Pfandbetrag 14.000 Taler.“ Dieser Betrag musste von 69 Höfen, die den Flecken Bad Bramstedt bildeten, aufgebracht werden.

Fuhlendorf gelang es, die Haushalte davon zu überzeugen, dass jeder die Hälfte seines Vermögens verkauft und die andere Hälfte verpfändet. Wisy: „Wenn man bedenkt, dass seinerzeit ein Taler in etwa den Wert eines Schweins ausmachte, kann man von einem auf heute bezogenen Wert von um die drei bis vier Millionen Euro ausgehen.“

Tradition: Höhepunkt ist der Tanz um den Roland

Wie so oft in den vergangenen Jahrhunderten werde die Fleckensgilde zu Pfingsten diese große soziale Tat in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Das Motto, „Einer für alle – alle für einen“ habe heute wie damals Bestand, sagte Wisy.

„Es war und ist der Kitt, der den Zusammenhalt einer Gesellschaft ausmacht. Handeln wir nach diesem Motto, gehen mit Toleranz auf die Ideen und Wege der anderen Mitmenschen zu, werden wir als geeinte Gesellschaft Bestand haben.“ Höhepunkt der Gildefeiern ist der Tanz um den Roland, zu dem alle Bürger eingeladen sind. Um 20.30 Uhr geht es los.