Norderstedt. Schüler schnuppern einen Tag lang in Berufe rein. Warum eine Teilnehmerin sogar Blut vergoss und einen Gipsverband bekam.

Gipsverbände anlegen, Pferde satteln und mit Walkie-Talkies auf „Verbrecherjagd“ gehen – all das konnten die Teilnehmer beim diesjährigen Girls’ and Boys’ Day erleben. Ziel des bundesweiten Aktionstages ist es, jungen Menschen eine „klischeefreie“ Berufsorientierung zu ermöglichen.

2001 fand der erste Girls’ Day statt, um Mädchen für technische und naturwissenschaftliche Berufe zu begeistern. Zehn Jahre später wurde dann auch ein Boys’ Day eingeführt, um wiederum Jungs Einblicke in vermeintlich „typische“ Frauenberufe zu ermöglichen. Seitdem haben etwa drei Millionen Jungen und Mädchen an dem Aktionstag teilgenommen.

Girls’ and Boys’ Day: Zwischen Gipsverbänden und Wasserwerfer

Wie arbeitet eigentlich ein Journalist? Wie groß ist der Zeitdruck beim Schreiben? Und haben Journalisten Angst, wenn sie über gefährliche Situationen berichten müssen? Das waren nur ein paar der Fragen, die die vier Teilnehmer des Girls’ and Boys’ Day den Redakteuren des Hamburger Abendblatt in Norderstedt gestellt haben.

In diesem Jahr hatten drei Mädchen und ein Junge einen Tag lang die Möglichkeit, den Beruf des Journalisten kennenzulernen und die Redakteure bei der Arbeit zu begleiten. Passend zum Anlass ihres Besuches sollten die Jungen und Mädchen selbst einen Artikel über den diesjährigen Girls’ and Boys’ Day schreiben und dazu einige Klassenkameraden interviewen, die in den unterschiedlichsten Berufen unterwegs waren – bei der Polizeiakademie, im Krankenhaus und beim Sportverein. Was sie alles erlebt haben:

Mia Langenbach (10) war auf der Reitanlage des NSV:

Trensen fetten, Sattel säubern, eine Box nach der anderen putzen – die fünf Mädchen, die ihren Girls’ Day in diesem Jahr auf der Reitanlage des NSV verbringen, haben ordentlich was zu tun. Eine von ihnen ist Mia Langenbach aus Hamburg. Die Zehnjährige reitet bereits seit vier Jahren dort: „Ich wollte unbedingt hier meinen Girls’ Day machen, weil ich dann den ganzen Tag mit den Pferden zusammen sein kann, das ist toll“, sagt sie, während sie sich um das Pony Jimmi kümmert.

„Die meisten Dinge, die zu tun sind, kenne ich schon von meinem Reitunterricht, da müssen wir ja auch die Pferde striegeln und die Hufe auskratzen. Aber heute darf ich mal einen Blick hinter die Kulissen werfen, das ist sehr aufregend.“

Beim Girls’ Day auf der Reitanlage des NSV macht Mia Langenbach selbst das Saubermachen Spaß.
Beim Girls’ Day auf der Reitanlage des NSV macht Mia Langenbach selbst das Saubermachen Spaß. © Ben Langenbach

Mia würde auf jeden Fall noch mal wieder kommen für einen Girls’ Day, deren Plätze heiß begehrt sind. „Ich spare ja auf ein eigenes Pferd, und je mehr ich alle Aufgaben rund ums Pferd kennen lerne, umso besser bin ich dann mal vorbereitet. Es war ein ganz toller Tag.“

Katharina Kaufmann (13) war in der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg:

Da sie sich für Medizin interessiert und im Internet auf der Seite der Paracelsus Klinik in Henstedt-Ulzburg coole Fotos gesehen hatte, wollte Katharina Kaufmann (13) aus Norderstedt ihren Girls’ Day unbedingt im Krankenhaus machen. „Zum Glück habe ich einen der wenigen Plätze bekommen“, sagt die Schülerin.

Wie sie es sich erhofft hat, durfte die Gruppe mit Verbandsmaterial rumprobieren – „und wir konnten uns sogar einen richtigen Gipsarm machen.“ Das sei das absolute Highlight des Tages gewesen.

Kein Beinbruch! Beim Girls’ Day in der Paracelsus-Klinik durften sich die Teilnehmer gegenseitig Gipsverbände anlegen – Katharina Kaufmann hat sich den Arm eingipsen lassen und fand das toll.
Kein Beinbruch! Beim Girls’ Day in der Paracelsus-Klinik durften sich die Teilnehmer gegenseitig Gipsverbände anlegen – Katharina Kaufmann hat sich den Arm eingipsen lassen und fand das toll. © Privat

Die 13-Jährige fand es spannend zu lernen, wie man Blutdruck misst und den Blutzuckerspiegel herausfindet. „Dafür wurde mir sogar in den Finger gestochen“, so Katharina. Nur in einem Punkt wurden ihre Erwartungen leider nicht erfüllt. „Ich hatte gehofft, dass wir uns auch einen OP-Saal ansehen durften, doch das hat leider nicht geklappt.“ Trotzdem – oder gerade deswegen – ich würde es sofort wieder machen!

Fabienne Lülsdorf (13) war bei der Bereitschaftspolizei

Wasserwerfer, Polizeipferde und eine Fahrt mit dem Sondereinsatzkommando – für Fabienne Lülsdorf war der Tag bei der Bereitschaftspolizei besonders spannend. Nach einer kurzen Begrüßung sollten die Schülerinnen und Schüler eine Körperschutzausstattung anlegen und mussten mit der gepanzerten Weste verschiedene Übungen machen.

Fabienne Lülsdorf war bei der Bereitschaftspolizei.
Fabienne Lülsdorf war bei der Bereitschaftspolizei. © Privat

Aber das war nicht alles: Auch ein Besuch der Polizeipferde und dem Wasserwerfer sowie dem Sondereinsatzkommando stand auf dem Programm. Ein Höhepunkt des Tages war jedoch für viele Nachwuchs-Gesetzeshüter die Beschattung eines Verbrechers, der mit Walkie-Talkies und Kameras überwacht werden sollte. Auch wenn es sich um keinen echten Kriminellen gehandelt hat – die Polizisten in spe waren mit Feuereifer bei der Sache.

Girls’ and Boys’ Day: Zwischen Gipsverband und Wasserwerfer

Was für ein Tag! Am Ende des vermutlich ersten Berufstages ihres Lebens waren sich viele Schülerinnen und Schüler einig, dass es ein tolles Erlebnis gewesen sei. Ziemlich aufregend, ein bisschen anstrengend und ganz bestimmt unvergesslich.