Lesung Norderstedt

Krimi-Spannung mit listigem Humor und Lokalkolorit

| Lesedauer: 5 Minuten
Heike Linde-Lembke
Die Krimi-Autorin Nicole Wollschläger mit ihren Büchern in der Rathaus-Bücherei Norderstedt.

Die Krimi-Autorin Nicole Wollschläger mit ihren Büchern in der Rathaus-Bücherei Norderstedt.

Foto: Heike Linde-Lembke

Wie die Krimi-Autorin Nicole Wollschlaeger ihr Publikum in der Rathaus-Bücherei Norderstedt mit ihrer Lesung begeisterte.

Norderstedt.  Ein verbeulter Brummkreisel, ein Frosch in Yoga-Stellung, eine lila Flüssigkeit im Wasserglas, ein grinsendes Skelett, ein Mann mit blutiger Sense im Nacken. Das verheißt nichts Gutes. Auch wenn es nur Bilder auf Büchern sind. In denen allerdings spielt sich das Grauen ab. Beispielsweise mit Sätzen wie „Die Fee konnte nichts dafür. Sie war unschuldig. Das Mädchen wusste das. Das würde sie immer wissen. Ihr Pakt würde ihrer beider Geheimnis bleiben. Bis in den Tod.“ Ein Satz aus dem Krimi „Elbpakt“ von Nicole Wollschlaeger.

Die Autorin stellte ihren neusten Krimi jetzt in der Rathaus-Bücherei in Norderstedt vor und fand ein begeistertes Publikum, das ihre vorigen Krimis „Elbschuld“, „Elbschmerz“, „Elbspiel“, „Elbfang“ bereits zu kennen schien und nun neugierig auf den neusten Band „Elbpakt“ war.

Lesung Norderstedt: Krimi-Spannung mit listigem Humor und Lokalkolorit

Nicole Wollschlaeger reiht sich in die Krimi-Autorinnen und -Autoren ein, die ihre Leserschaft mit kriminellen Machenschaften aus der Region begeistern, aus Hamburg, Flensburg und Norderstedt, Kiel und vor allem Kophusen. Das Dorf direkt an der Elbe bei Glückstadt ist Nicole Wollschlaegers Revier. Real existiert es nicht, könnte aber überall Elbauf- und Elbabwärts liegen.

Die Elb-Krimi-Reihe der 48-jährigen Autorin, Schauspielerin und gelernten Buchhändlerin, die in Pinneberg geboren wurde und in Sommerland bei Glückstadt in den Elbmarschen lebt, besticht durch listigen Humor, ironische Abstecher in mystische Sphären, Hinter- und Abgründiges, durch klare Personenführung und starke Dialoge, die den jeweiligen „Tatort“ aktiv vorantreiben.

Wollschlaeger ist auch Schauspielerin – sie rezitiert gekonnt

Das ist bei der Lesung auch der gekonnten Rezitation der studierten Schauspielerin zu danken, die ihrer Stimme geheimnisvolle und lakonische Schattierungen und Nuancen geben und den Macho-Ton des Kommissars Hauke Thomsen rauslassen kann, die der Fee Liebreiz, aber auch Bedrohliches gibt und zeitgleich zum kindlich-naiven Ton des Mädchens wechselt.

Grob spricht sie den cholerischen Hauke Thomsen, fein den Hauptkommissar Philipp Goldberg, erst zittrig, dann resolut die 80-jährige Ursula Neumann, die plötzlich die Polizei ruft, sie dann aber – völlig verhuscht – nicht in ihr Haus lässt. Das macht Hauptkommissar Goldberg stutzig, während der polterige Thomsen Ursula Neumann als komische Alte abstempelt.

Fiktiver Ort Kophusen mit höchster Verbrecher-Dichte des Landes

„Elbpakt“ bringt das Dorf Kophusen als Ort mit der höchsten Verbrecher-Dichte Schleswig-Holsteins ins Spiel. Und mit dem skurrilsten Polizei-Trio samt Kripo-Ermittler. Der dritte im Bunde ist Polizeiobermeister Peter Brandt, ein eher stiller Beamter, der vor zehn Jahren seine Marion an Krebs verloren hat und nun endlich mit der Nachbarin Greta die „Plünn“ zusammenwerfen will. Das aber verschweigt er seinen Kollegen. Was vor allem Hauke zu bissig-neugierigen Sprüchen hinreißt.

Die Kophusener Bürgerinnen und Bürger reihen sich in diese schrägen Charaktere nahtlos ein, seien es Rosi, Haukes Schwester, und seine Mutter Bärbel aus Husum, die erfolgreich eine Kneipe mit Restaurant und Pension führen, seien es die Bewohnerinnen des Altenheims „Elbresidenz“, in deren Garten Emilia Liebermann an einem uralten Baum ein großes Kreuz mit der rätselhaften Inschrift „Linda in ewiger Liebe bis zum Tod“ und davor weiße Rosen in einer Friedhofsvase entdeckt.

Inspiration durch das Studium skurriler Meldungen in Regionalzeitungen

Als Philipp Goldberg vor dem Kreuz gräbt, stößt er auf einen Schuhkarton. Mit einem abgeschnittenen Zeigefinger und einem Plüschhasen. Dem robusten Hauke wird übel, und er ruft die Spurensicherung. Dann kommt auch noch ein weiterer Notruf: Belmondo ist in einen Graben gefallen und muss nun von der Freiwilligen Feuerwehr Kophusen gerettet werden. Belmondo ist ein Hengst.

„Ich lese die Regionalzeitungen, weil ich darin skurrile Meldungen für meine Krimis entdecke“, sagt Nicole Wollschlaeger. Die Marsch ist von Wassergräben durchzogen, in die oft Pferde hineinfallen. Zum Schreiben kam die Autorin, als sie während ihres Schauspiel-Studiums ein Theaterstück entwickeln sollte. Und ihre Liebe zum Schreiben entdeckte.

Lesung Norderstedt: Der nächste Krimi wird im herbst erscheinen

Der zweite Anstoß war eine Lesetour, auf der sie aus der Kinderbuch-Reihe „Das magische Baumhaus“ las und sich eines Tages fragte, warum sie nicht ein Kinderbuch schrieb. Es entstand „Schatten über Nargon“, eine Fantasy-Geschichte, die 2013 im Carlsen Verlag erschien.

2016 veröffentlichte sie mit „Elbschuld“ ihren ersten Elbkrimi bei Book on Demand in Norderstedt. Seitdem erscheint einmal im Jahr ein neuer Band. „Ich habe Book on Demand gewählt, weil mir dort niemand in die Geschichten reinredet“, sagt Nicole Wollschlaeger. Im Herbst soll der nächste Band mit dem Ermittler-Team Philipp Goldberg, Hauke Thomsen und Peter Brandt erscheinen – Arbeitstitel „Elbfund“. Bestimmt entdeckt jemand eine junge Leiche in der alten Elbe.

Nächste Lesung in der Rathaus-Bücherei, Rathausallee 50: Do, 9.3., 19.30: Rita Fischer liest aus „Ankommen. Bleiben“, ein Zeitzeugen-Roman der Nachkriegszeit. Eintritt frei, Anmeldung unter

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Norderstedt