Norderstedt. Wolfgang Zerer begeisterte in der Paul-Gerhardt-Kirche mit einem Spiel am Cembalo. Er gibt Konzerte in der ganzen Welt.

Spontan spendete Wolfgang Zerer die Einnahmen aus seinem Cembalo-Konzert in der Paul-Gerhardt-Kirche für die Opfer des verheerenden Erdbebens in der Türkei und in Syrien. Und sammelte 1165 Euro, die an die Diakonie Katastrophenhilfe für die Erdbeben-Hilfe gehen.

Diese Spendensumme ist nicht nur dem Publikum in der gut besetzten Kirche zu danken, sondern auch dem wundervollen Cembalo-Spiel des Spenders. „Ich freue mich, dass mein Lehrer Wolfgang Zerer hier bei uns ein Cembalo-Konzert spielt“, sagte Paul Fasang, Kantor der Emmaus-Kirchengemeinde, zu der die Paul-Gerhardt-Kirche mit der Christuskirche gehört.

Norderstedt: Barock-Konzert brachte 1165 Euro für die Erdbeben-Opfer ein

Wolfgang Zerer ist als Organist wie als Cembalist ein international anerkannter Musiker. Er studierte in Wien, in Amsterdam bei Ton Koopman, von dem er offenbar auch die Liebe zur Barockmusik übernahm, und in Stuttgart. Bereits als 28-Jähriger wurde er als Professor für Orgel an die Hamburger Musikhochschule berufen. Er gibt Konzerte in ganz Europa, in Israel, Japan und in den USA.

Und in der Paul-Gerhardt-Kirche Norderstedt, in der er das Publikum durch ein fein abgestimmtes Programm mit den zarten bis kraftvollen, aber immer filigranen Klängen des Cembalos und Werken des Frühbarock verzauberte. Die Musik des Barock schlägt manchmal die zarten, die leisen Saiten an, manchmal erklingt sie üppig, saft- und kraftvoll, je nach Schule und Stil, wobei der italienische Stil meist dominiert.

Um den Nachklang nicht zu stören, ließ Zerer kluge Pausen zwischen den Stücken

Wie schwebend gespielt erklang die Toccata in d-Moll von Johann Jakob Froberger, der auch Organist am Wiener Hof war und in Rom bei Girolamo Frescobaldi studierte. Dessen 15-minütige Partita sopra l’Aria della Romanesca war das längste Stück des Konzerts, ein feines Gespinst von Tönen. Als wenn jemand seinen Gedanken nachgeht, mit sich allein still diskutiert und so zu neuen Erkenntnissen kommt, ging Wolfgang Zerer Frescobaldis Komposition an.

Erzählerisch hingegen kam zuvor das Capriccio cromatico von Tarquinio Merula. Stets ließ Zerer kluge Pausen zwischen den einzelnen Musikstücken, um ihren Nachklang nicht zu stören und so ihre Wirkung zu erhöhen. Wunderbarerweise hielt sich das Publikum wohl aus demselben Grund in der ersten Hälfte des Konzerts mit Applaus zurück.

Mit innigem Vergnügen spielte Zerer die Englische Suite in F-Dur von Bach

Machtvoller, voluminöser und satter im Ausdruck erklang die Passacaglia von Georg Muffat, in der Zerer das gezierte Wesen der höfischen Musik des Frühbarock, alle Verzierungen und vor allem auch eine volkstümlich tänzerische Passage betonte.

Antonio de Cabezons Dulce memoriae kam wahrlich mit Süße und viel Sentiment, bevor sich Zerer mit innigem Vergnügen der Englischen Suite in F-Dur von Johann Sebastian Bach hingab, ein Vertreter des Hoch- bis Spätbarock.

Norderstedt: Dem begeisterten Publikum dankte der Musiker mit einer Zugabe

Schnell und munter eröffnete er die Suite mit dem Prélude, gefolgt von einer gemächlich interpretierten Allemande, einer tänzerischen Courante, um für die Sarabande und das Menuett dem Schreittanz zu frönen, den Klängen sensibel nachlauschend.

Die Gigue gestaltete Zerer als Freiheit einforderndes, fröhliches Finale. Dem begeisterten Beifall des Publikums dankte Wolfgang Zerer mit einer Chanconne von Muffat als Zugabe.