Norderstedt. Mäzen Horst Plambeck hat für seine Verdienste die Bürgermedaille erhalten. Warum seine Rede das Publikum so berührte.

Eigentlich wollte Horst Plambeck beim Neujahrsempfang der Stadt Norderstedt nicht auf der Bühne stehen. Auf gar keinen Fall. Das Rampenlicht mag er äußerst ungern. Der 81-Jährige, der Vorsitzender des Fördervereins des Feuerwehrmuseums Schleswig-Holstein ist, hält sich lieber im Hintergrund auf und hilft im Stillen. Doch seine Frau Gisela konnte ihn überzeugen, die Bürgermedaille für all seine Verdienste für die Stadt entgegenzunehmen. Und so sorgte er am Sonntag für den emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung in der TriBühne.

„Viele Mäzene legen Wert darauf, ungenannt zu bleiben“, sagte Stadtpräsidentin Kathrin Oehme in ihrer Laudatio für Horst Plambeck. „Ihre Sache ist es nicht, in der Öffentlichkeit für Ihr Engagement gelobt zu werden.“ Doch er habe entscheidenden Anteil daran, dass aus der Träumerei eines Feuerwehrmuseums Wirklichkeit geworden sei.

Norderstedt: Standing Ovations – So emotional war der Neujahrsempfang

Der Förderverein des Feuerwehrmuseums wurde 1987 gegründet. Auf dem ehemaligen Hof Lüdemann am Friedrichsgaber Weg – eine Schenkung der Wohnungsbaugesellschaften Plambeck, Adlershorst und Wobau Schleswig-Holstein – entstand nach und nach das heute weltweit ausgezeichnete Feuerwehrmuseum in Norderstedt. „Mit Ihrer Leidenschaft wurde ein Museum gebaut, dass für Norderstedter, aber auch für internationale Besucher interessant ist. Auch wir als Stadt fühlen uns ausgezeichnet“, sagte die Stadtpräsidentin.

Das 60 Jahre alte Feuerlöschboot „Hoechst“, das Horst Plambeck im vergangenen Jahr nach Norderstedt holen ließ, sei laut Oehme ein „spektakulärer Zuwachs“. „Das Feuerwehrmuseum ist um eine Attraktion reicher und eines der ausdrucksstärksten und größten in ganz Europa. Es ist ein Aushängeschild, das immer mit dem Namen Norderstedt und dem Menschen Horst Plambeck verbunden wird“, sagte sie.

Bürgermedaille: Plambeck möchte Frau danken – Emotionen überwältigen ihn

Plambeck engagiert sich allerdings nicht nur für das Museum – sondern auch für seine zweite Leidenschaft, den Fußballverein Eintracht Norderstedt. Wie schon sein Vater Edmund, nach dem das Stadion an der Ochsenzoller Straße benannt ist, unterstützt auch Horst Plambeck den Verein finanziell. „Ich weiß, dass die Leistung von Mäzenen rein freiwillig ist und sie jederzeit, ohne Angabe von Gründen, beendet werden kann“, sagte Oehme und sorgte mit ihrem nächsten Satz für ein herzliches Lachen im Saal: „Ich möchte mir aber für unsere Stadt wünschen, dass Ihre Freiwilligkeit nie ein Ende findet.“

Norderstedts Stadtpräsidentin Kathrin Oehme hat Horst Plambeck, Vorsitzender des Fördervereins des Feuerwehrmuseums, die Bürgermedaille verliehen.
Norderstedts Stadtpräsidentin Kathrin Oehme hat Horst Plambeck, Vorsitzender des Fördervereins des Feuerwehrmuseums, die Bürgermedaille verliehen. © Annabell Behrmann

Dann trat Horst Plambeck ans Mikrofon. „Ich freue mich sehr und habe das alles sehr gerne gemacht“, sagte er. Plötzlich brach seine Stimme. Er kämpfte mit den Tränen. Der Gewinner der Bürgermedaille brauchte einige Sekunden, um sich zu beruhigen. „Ein ganz besonderer Dank gilt meinen ehrenamtlichen Helfern. Wir haben eine tolle Truppe“, sprach er weiter. Als er am Ende seiner kurzen Rede seiner Frau Gisela danken wollte, überwältigten ihn erneut seine Emotionen. Er versuchte weiterzusprechen, doch brachte kein Wort hervor. Die rund 200 Gäste – unter ihnen ebenfalls viele Ehrenamtler – reagierten mit Standing Ovations, erhoben sich von ihren Stühlen und klatschten.

Hoher Besuch: Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder und Stadtpräsidentin Kathrin Oehme begrüßen Kreispräsident Claus Peter Dieck und Segebergs Landrat Jan Peter Schröder beim Neujahrsempfang.
Hoher Besuch: Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder und Stadtpräsidentin Kathrin Oehme begrüßen Kreispräsident Claus Peter Dieck und Segebergs Landrat Jan Peter Schröder beim Neujahrsempfang. © Annabell Behrmann

Norderstedt: Oehme zum letzten Mal als Stadtpräsidentin beim Neujahrsempfang

Zugleich war es das letzte Mal, dass Kathrin Oehme als Stadtpräsidentin die Bürgermedaille verliehen hat. Im vergangenen Jahr kündigte die 81 Jahre alte CDU-Politikerin an, das Amt nach 15 Jahren abgeben zu wollen.

Am Sonntag schüttelte sie also ein letztes Mal neben Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder eine Stunde lang den Bürgerinnen und Bürgern die Hände und wünschte ihnen ein „Frohes neues Jahr“ und „Viel Gesundheit“. Eine neue Aufgabe hat sie bereits: Seit Januar ist Oehme Leiterin der Norderstedter Hörzeitung – hier lesen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für blinde und stark sehbehinderte Menschen die Nachrichten ein.

Zwei Politikerinnen möchten neue Stadtpräsidentin in Norderstedt werden

Katrin Fedrowitz (SPD) und Petra Müller-Schönemann (CDU) schauten sich genau an, wie die noch amtierende Stadtpräsidentin durch die Veranstaltung führte. Denn: Die beiden Frauen haben bereits öffentlich ihr Interesse bekundet, Oehmes Nachfolgerin zu werden. „Nächstes Jahr möchte ich hier stehen“, sagte Fedrowitz, nachdem sie Oberbürgermeisterin Roeder mit einer Umarmung begrüßt hatte.

„Ich finde das Amt wunderbar. Als Norderstedterin wäre es mir eine Herzensangelegenheit.“ Sollte sie tatsächlich die nächste Stadtpräsidentin werden, möchte sie den Fokus verstärkt auf die Ehrenamtler in der Politik lenken – denn auch sie würden tolle Arbeit leisten, die aber viel zu wenig wertgeschätzt werde.

Katrin Fedrowitz (SPD) möchte Norderstedts neue Stadtpräsidentin werden.
Katrin Fedrowitz (SPD) möchte Norderstedts neue Stadtpräsidentin werden. © Annabell Behrmann

„Ich bringe alle Voraussetzungen mit“, sagte Petra Müller-Schönemann (62) selbstbewusst. „Ich bin gerne mit Menschen zusammen, seit 15 Jahren in der Politik tätig und bringe die nötige Reife mit.“ Wer Norderstedts neue Stadtpräsidentin wird, entscheidet sich nach der Kommunalwahl im Mai. Wer die stärkste Fraktion bildet, stellt in der Regel auch die Stadtpräsidentin.

Auch Petra Müller-Schönemann von der CDU hat ihr Interesse am Amt der Stadtpräsidentin bekundet.
Auch Petra Müller-Schönemann von der CDU hat ihr Interesse am Amt der Stadtpräsidentin bekundet. © Annabell Behrmann

Norderstedt: Viel Politik-Prominenz erscheint beim Neujahrsempfang

Auf dem ersten Neujahrsempfang nach zwei Jahren Corona-Pause waren auch zahlreiche Politiker wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt, Segebergs Landrat Jan Peter Schröder, Kreispräsident Claus Peter Dieck und der Landtagsabgeordnete Patrick Pender (CDU) unter den Gästen. Auch Norderstedts Ex-Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote ließ es sich wie jedes Jahr nicht nehmen, den Empfang der Stadt zu besuchen.

Elke Christina Roeder brachte für ihre Rede ein Stück Holz mit. „Das sind die Bretter, die die Welt bedeuten“, sagte die Chefin der Norderstedter Stadtverwaltung. Bei dem Holzklotz handelte es sich um Überreste der alten Bühne. Im vergangenen Mai musste sie wegen eines erheblichen Wasserschadens in der TriBühne – wie viele andere Bestandteile auch – herausgerissen werden.

Nach dem Wasserschaden wurde die große Bühne in der TriBühne herausgerissen und vorerst durch ein Provisorium ersetzt. Die Stadt ist aber glücklich, dass die Veranstaltungsstätte seit Kurzem wieder genutzt werden kann.
Nach dem Wasserschaden wurde die große Bühne in der TriBühne herausgerissen und vorerst durch ein Provisorium ersetzt. Die Stadt ist aber glücklich, dass die Veranstaltungsstätte seit Kurzem wieder genutzt werden kann. © Annabell Behrmann

Roeder dankte in ihrer Ansprache nochmals allen Beteiligten für ihren Einsatz, die den Neujahrsempfang in der größten Veranstaltungsstätte der Stadt überhaupt möglich gemacht haben.