Norderstedt/Kiel. Nach spektakulärem Einbruch in Norderstedter Haspa-Filiale gab es Durchsuchungen in Berlin und Brandenburg.

Es war ein Hoffnungsschimmer für alle, die sich eine baldige Verurteilung der Täter wünschten. Nach dem spektakulären Einbruch in die Norderstedter Haspa-Filiale im Sommer 2021 hatte es Razzien in Berlin und Brandenburg gegeben. Die Polizei hatte Wohnungen durchsucht, die einem arabischen Clan zugeordnet werden. Die Staatsanwaltschaft Kiel hatte monatelang die dabei gefundenen Gegenstände geprüft. Aber jetzt ist klar: Gerichtsfeste Beweise waren nicht darunter.

„Die Auswertung der bei den Razzien gefundenen Gegenstände hat nicht zu einer Erhärtung des Tatverdachts gegen die Beschuldigten geführt“, sagt Oberstaatsanwalt Michael Bimler. Das lasse sich bereits sagen, obwohl „die Ermittlungen noch andauern“, so Bimler.

Haspa-Einbruch: Razzia in Berlin brachte keine Beweise

Das bedeutet: Gut eineinhalb Jahre nach dem Einbruch ist noch immer kein Durchbruch in Sicht. Die Täter kommen möglicherweise sogar ohne Strafe davon. Denn: Die Ermittler der Polizei haben zwar nach Abendblatt-Informationen vier Verdächtige im Visier. Doch der konkrete Nachweis fehlt, dass sie für den Haspa-Coup verantwortlich sind und strafrechtlich dafür belangt werden können. Hoffnungen, dass man diesen irgendwo in den sichergestellten Gegenständen finden könnte, haben sich offenbar endgültig zerschlagen.

Der Fall ist einer der größten Raubzüge der vergangenen Jahre, er machte bundesweit Schlagzeilen. Zwischen dem 6. und dem 9. August 2021 brachen die Täter mit einem Kernbohrer in den Tresorraum der Sparkassenfiliale in Norderstedt-Mitte ein und räumten 600 Schließfächer aus. Die Täter hatten dafür eine Wohnung über der Haspa-Filiale angemietet.

Nach der Tat zündeten sie im Tresorraum und in der Wohnung Reifen an, um Spuren zu vernichten. Mit Erfolg, denn die Spezialisten des Landeskriminalamtes hatten später kaum eine Chance, gerichtsfeste Spuren zu entdecken.

Die Bankfiliale in Norderstedt nach dem Einbruch, im August 2021.
Die Bankfiliale in Norderstedt nach dem Einbruch, im August 2021. © Christopher Herbst | Christopher Herbst

Einsatzkommandos durchsuchten Wohnungen, ein Juweliergeschäft und eine Spielhalle

Dann aber kam Bewegung in die Ermittlungen – im Dezember 2021 schlugen Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei in Berlin und Brandenburg zu. Durchsucht wurden Wohnungen in Spandau, Neukölln und Tempelhof, ein Juweliergeschäft in Charlottenburg sowie eine Spielhalle in Königs Wusterhausen, einer kleineren Stadt in Brandenburg, südlich von Berlin.

Gemeinsame Ermittlungen der Kriminalinspektion Pinneberg in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Kiel hätten in den vergangenen Monaten einen Anfangsverdacht des bandenmäßigen Diebstahls gegen drei Berliner im Alter von 24 bis 44 Jahren begründet, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft damals mit.

Mitglieder der Familie werden auch für spektakulären Museums-Raubzug verantwortlich gemacht

Nach Informationen des Abendblatts handelte es sich bei den durchsuchten Wohnungen um Objekte, die dem Remmo-Clan zugeordnet werden. Mitglieder der arabischstämmigen Großfamilie werden für Einbrüche in Sparkassen nach dem Muster des Norderstedter Falls verantwortlich gemacht.

Aus diesem Kreis stammten auch die Diebe der Goldmünze, die 2017 aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen wurde und auch die Angeklagten, die 2019 aus dem Grünen Gewölbe in Dresden Schmuckstücke mit Juwelen entwendet haben sollen.

Haspa-Einbruch: Tauchgang im Landwehrkanal im Dezember brachte keine Beweise

Nach der Razzia kam es zu kurzfristigen Festnahmen, die Tatverdächtigen wurden aber nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt. Im Dezember 2022 gab es dann einen erneuten Vorstoß der Polizei. 20 Taucher suchten im Berliner Landwehrkanal nach Beweisstücken im Zusammenhang mit dem Einbruch ins Grüne Gewölbe.

Nähere Angaben zum Erfolg der Aktion machte die Polizei nicht. In jedem Fall brachte sie keine Wende im Norderstedter Fall. „Bei dem Tauchgang wurde nichts gefunden, was für unser Verfahren von Interesse gewesen wäre“, sagt Oberstaatsanwalt Michael Bimler.

So bleibt wohl nur die Hoffnung, dass eines Tages von anderer Seite neue Hinweise auftauchen. Nach wie vor ist eine Belohnung ausgesetzt. Die Polizei, die Staatsanwaltschaft Kiel und die Haspa haben 55.000 ausgelobt für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen.