Betreiber sind “unendlich traurig“. Warum das Feuer in dem beliebten Norderstedter Restaurant nach zwölf Jahren ausgeht.

  • Restaurant Binnen un Buten muss überraschend aufgeben
  • Corona und Fachkräftemangel setzen Kultlokal zu
  • Betreiber haben "dicken Kloß im Hals" und sind unendlich traurig

Die Namen und Besitzer haben gewechselt, was blieb war ein renommierter Platz in der Norderstedter Gastro- und Kulturszene. Doch nun bleibt die Küche kalt, das „Binnen un Buten“ hat geschlossen, und zwar dauerhaft, wie sich im Internet lesen lässt.

„Mit einem dicken Kloß im Hals möchten wir Sie informieren, dass das Feuer im Herd vom Restaurant Binnen un Buten nach zwölf Jahren vorerst ausgeht“, schreiben Betreiber Detlef Berg und sein Gastro-Team auf der Homepage des Lokals. Corona, Fachkräftemangel und die hohen Energiepreise seien eine Kombination, die nicht zu bewältigen sei.

Binnen un Buten: Norderstedter Restaurant muss überraschend schließen

„Wir sind unendlich traurig und viele von Ihnen mit uns, wie wir in den zahlreichen Telefonaten der letzten Tage erfahren durften“, heißt es weiter. Für eine Stellungnahme war Detlef Berg nicht zu erreichen, er betreibt auch das Restaurant „Hof Immenhorst“, das bis zum 15. Januar Betriebsferien hat.

Die Nachricht, dass das beliebte Restaurant an der Ulzburger Straße in Friedrichsgabe die Türen zumindest vorerst schließt, kam offensichtlich überraschend. Das jedenfalls zeigen die Facebook-Kommentare. „Was ist passiert? Das ist voll an mir vorbeigegangen“, schreibt ein Facebook-Nutzer. Vor wenigen Monaten habe er dort noch keinen Tisch bekommen, in „unserem Hochzeitsrestaurant“.

„Binnen un Buten“ schließt – „Oh wie schade, unser Hochzeitsrestaurant“

Andere Facebook-Nutzer bedauern, dass das Norderstedts Gastro-Angebot nun um eine Attraktion ärmer ist: „Oh wie schade, unser Hochzeitsrestaurant“. Eine Nutzerin bedankt sich für die Info zur Schließung, sie habe für Ende des Monats eine Tisch reserviert. Auch ihr Kommentar endet mit einem „Schade“.

Der Gastro-Standort im Norden Norderstedts ist mit einer langen Geschichte verknüpft, viele Jahr unter dem Namen „Kuckucksei“ spielte. 1989 machte Hildegard Waack ihr Elternhaus zur Künstlerkneipe „Kuckucksei“, in dem sich seitdem eine bunte Kunst- und Musikszeneszene traf.

Das „Kuckucksei“: Immer wieder Blues in der urigen Kunstkneipe

Stammgäste im „Kuckucksei“: Die Blues-Musiker Claus „Dixie“ Diercks (links), Tom Shaka (3. v. lks.) und Abbi Wallenstein (rechts).
Stammgäste im „Kuckucksei“: Die Blues-Musiker Claus „Dixie“ Diercks (links), Tom Shaka (3. v. lks.) und Abbi Wallenstein (rechts). © Heike Linde-Lembke

Es gab Ausstellungen und Konzerte, die Blues-Größen Abi Wallenstein, Dixie Diercks, Lars Luis Linek und Lokalmatador Tom Shaka waren regelmäßig zu hören, manchmal allein, immer wieder standen und saßen sie auch gemeinsam auf der kleinen Bühne und begeisterten ihr Publikum in der urigen Kunstkneipe.

Im Mai 2000 zerstörte ein Brand das Haus bis auf die Grundmauern, ein Schock für die ganze Stadt. Doch mutig baute Hildegard Waack das Haus wieder auf, das „Kuckucksei“ öffnete erneut. Kleinkunst aber gab es unter dem neuen Pächter nur noch selten. 2010 Übernahmen Detlef Berg und sein Team die Kulturkneipe und funktionierten das Haus unter dem Namen „Binnen un Buten“ zum Restaurant um.

Norderstedt: Restaurant „Binnen un Buten“ muss schließen

Verbunden war das ehemalige Norderstedter Szenelokal auch mit einem Namen, der das Kulturleben in der Stadt viele Jahre mitbestimmte: Rajas Thiele baute das „Kuckucksei“ zusammen mit Hildegard Waack zur beliebten Künstlerkneipe aus und machte seine ersten Schritte als Organisator von Veranstaltungen.

1994 gründete Thiele das Organisationsbüro Norderstedt (später Deltacom) und wurde zum Initiator vieler Norderstedter Messen und beliebter Stadtfeste wie dem „Spektakulum“. 2006 berief ihn die Stadt zum Geschäftsführer der „TriBühne“ und der städtischen Gesellschaft Mehrzwecksäle Norderstedt (MeNo), zu der neben der „TriBühne“ die „Hopfenliebe, das Kulturwerk und das Ticketcorner gehören. Nach 14 erfolgreichen Jahren verließ der Kulturmanager die MeNo und eröffnete in Eckernförde eine Strandbar.