Norderstedt. Die Chefreporterin hat internationale Pflegekräfte über ein Jahr lang begleitet. Welcher Moment für sie am emotionalsten war.

Jede Zeile ist mit Herz geschrieben. Im Mittelpunkt ihrer Geschichten steht stets der Mensch: Unsere Kollegin und Abendblatt-Chefreporterin Miriam Opresnik wird im November für ihre Serie „Internationale Pflegekräfte – Die Pflege unserer Kranken ist ihr neues Leben“ mit dem Willi-Bleicher-Preis ausgezeichnet.

Die IG Metall Baden-Württemberg prämiert bereits zum elften Mal herausragende Berichte aus der Arbeitswelt. Opresnik konnte die Jury in der Kategorie Print/Online überzeugen.

Journalistenpreis: Abendblatt-Serie über Pflegekräfte ausgezeichnet

Doch das ist nicht die einzige Würdigung. Die Serie war auch für den Ernst-Schneider-Preis, dem wichtigsten Journalistenpreis der deutschen Wirtschaft, nominiert. Die Auszeichnung wurde am Dienstagabend im Börsensaal der Hamburger Handelskammer verliehen.

Opresnik, die den Preis bereits dreimal gewinnen konnte, schaffte es in der Kategorie „Klartext regional“ wieder unter die besten drei – am Ende gewannen allerdings Holger Sabinsky-Wolf und Michael Stifter („Augsburger Allgemeine“) mit ihrer Geschichte über Hanno Berger, der als Kopf hinter dem Cum-Ex-Skandal gilt.

Abendblatt-Chefreporterin begleitet Pflegekräfte ein Jahr lang

Mehr als ein Jahr lang hat Miriam Opresnik zwei Menschen aus dem Iran auf ihrem Weg zur examinierten Pflegekraft begleitet. Im April 2021 hat sie Bahman Taghi Zadeh und Zarah Khlajani Dinzar zum ersten Mal getroffen. Sie sind ganz alleine nach Deutschland gekommen. Haben ihre Familien in der Heimat zurückgelassen – um sich an der Asklepios Klinik Nord-Heidberg zu Pflegekräften ausbilden zu lassen.

„Es war ein ganz großes Geschenk für mich, dass die beiden mich so nah an sich herangelassen haben“, sagt Opresnik. Bahman und Zahra absolvierten ihre Probeprüfung, belegten Deutschkurse, zogen in ihre eigenen Wohnungen ein – und die 48 Jahre alte Lokaljournalistin war stets an ihrer Seite.

Den emotionalsten Moment erlebte Miriam Opresnik am Flughafen

Einen der emotionalsten Momente, den sie begleiten durfte, erlebte Opresnik am Hamburger Flughafen. Neun Monate lebte Zahra von ihrem Mann und ihren beiden Kindern getrennt. Ihre Familie war im Iran zurückgeblieben.

Lesen Sie hier Teile der Pflege-Serie:

Endlich konnte die junge Frau ihre Söhne, die gerade einmal sieben und neun Jahre alt waren, wieder in die Arme schließen. „Für mich war es toll, ihre Entwicklung in Deutschland so hautnah mitzuerleben und als Journalistin ein Thema so lange und intensiv zu begleiten“, sagt Miriam Opresnik.

Miriam Opresnik: „Wir sind auf internationale Pflegekräfte angewiesen“

Die Redakteurin der Norderstedter Regionalausgabe hofft, dass durch ihre Serie ausländische Pflegekräfte mehr Anerkennung bekommen. Denn diese haben sie aus ihrer Sicht mehr als verdient. „Ich wollte in meinen Geschichten zeigen, dass wir auf internationale Pflegekräfte dringend angewiesen sind. Unser Gesundheitssystem würde ohne sie vor dem Kollaps stehen“, sagt Opresnik.

Bahman und seine Frau Shalah haben die Reporterin zur Verleihung des Ernst-Schneider-Preises begleitet. Zahra war verhindert. Opresnik hat die Pflegekräfte eingeladen. Ihr war es wichtig, dass sie an diesem Abend dabei sind. „Mit der Nominierung wurden die Menschen und ihre Geschichten gewürdigt. Sie sollten sehen, dass es hier Leute gibt, die es zu schätzen wissen, dass sie hier in Deutschland sind.“