Norderstedt. Neueröffnung: Die Vielfalt der Bierkultur steht im Mittelpunkt. Warum die Inhaber sich für Norderstedt entschieden haben.

Seit einem Monat läuft das Bier schon aus den Zapfhähnen. Es war nur die Aufwärmphase für das „House of Superfreunde“, denn das offizielle Eröffnungswochenende am 21. und 22. Oktober rückt immer näher. An der Ochsenzoller Straße 103, nur wenige Minuten vom Herold-Center entfernt, ist in Norderstedt eine neue Location entstanden, die so etwas wie eine moderne Bierbar, eine Bierhalle, ist, kombiniert mit Gastronomie. „Unser Headquarter“, nennen es die Inhaber Stefan Schröer und Christian Buggenthin.

Sie haben einen ungewöhnlichen Schritt gewagt. Bisher betreiben sie in Hamburg zwei Läden, verkaufen dort Craft Beer aus allen Himmelsrichtungen, und auch zahlreiche eigene Kreationen. Einer dieser Stores (in der Bernstorffstraße) schließt zwar zum Monatsende, jener in Eimsbüttel (Lappenbergsallee) bleibt. Doch in Garstedt geht es jetzt so richtig los.

Neu in Norderstedt: Im „House of Superfreunde" kommen Bierfans auf ihre Kosten

Dabei hatten sie zunächst nur ein Lager gesucht. Christian Buggenthin, der aus privaten Gründen nach Norderstedt gezogen war, stieß bei einem Spaziergang in der neuen Nachbarschaft zufällig auf eine leerstehende Immobilie. Diese kennen viele Menschen, es handelt sich um die frühere Fleischerei Faden, die 2012 nach 48 Jahren geschlossen wurde.

„Ich erzählte es Stefan irgendwann mal. Aber da hatten wir gerade keinen Kopf für.“ Das war im Sommer 2021. „Dann sind wir im November noch einmal essen gegangen, haben es uns gemeinsam angeschaut, es uns durch den Kopf gehen lassen.“

Sie merkten: Es ist gut angebunden, das Objekt ist groß. „Wir dachten: Nur Lager ist vielleicht langweilig, es hat Potenzial, und Norderstedt ist eine wachsende Stadt mit guter Anbindung. Viele Menschen sind hierhergezogen. Es passte alles.“

„In Hamburg wären wir nur einer von vielen gewesen“

Stefan Schröer – auch er lebt mittlerweile in Garstedt – erklärt die Idee. „Es war schnell klar, dass wir hier auch eine Location aufmachen, mit dem Ziel, es ein bisschen erlebbarer zu machen.“ Zwölf verschiedene Biere frisch vom Fass, mit Musik, gerne auch etwas Erklärung zu den Geschmacksrichtungen, „mit Wohlfühlen“, so Schröer. „Eine Stadt wie Norderstedt kann auf jeden Fall ein bisschen mehr Bier-Vielfalt gebrauchen. In Hamburg wären wir nur einer von vielen gewesen. Und wir schließen ja auch nicht aus, dass wir dort noch einmal etwas aufmachen. Aber wir fühlen uns hier echt wohl.“

Als Herausforderer für die Hopfenliebe, das städtische Brauhaus in Norderstedt-Mitte, sehen sie sich nicht. Man kennt sich sehr gut, unter anderem vom Craft Beer Day. „Wir haben in den letzten Jahren gut zusammengearbeitet. Es ist für uns eher ein Miteinander als eine Konkurrenz.“

Es gibt immer zwölf Biere vom Fass, die Auswahl wechselt regelmäßig.
Es gibt immer zwölf Biere vom Fass, die Auswahl wechselt regelmäßig. © Christopher Mey

Es ist nicht ihr erster Versuch in der Branche. „Angefangen hat es in Berlin. Da hatten wir in Friedrichshain eine kleine Bar mit französischer Küche. Diese war kleiner als jetzt das ,House‘, eine Crêperie. Irgendwann haben wir mit einer Brauerei um die Ecke das erste eigene Bier gebraut – wir wollten ein Hausbier haben.“

Bar in der Rindermarkthalle mussten sie wegen Corona wieder schließen

Kurz darauf entstand in einer lustigen Runde der Name „Superfreunde“. Und als die Bar in der Hauptstadt verkauft wurde, gingen Schröer und Buggenthin nach Hamburg, kauften den Laden auf St. Pauli. „Kurzzeitig hatten wir die Bar in der Rindermarkthalle – pünktlich zu Corona aufgemacht. Das haben wir ganz schnell wieder sein lassen. Sie war eigentlich nie richtig offen. Und dann haben wir im Lockdown den Store in Eimsbüttel aufgemacht, das hat auch gut funktioniert.“

Ob die Pandemie Herbst und Winter wieder so bestimmen wird, weiß niemand. Doch die Energiekrise, die Inflation, die steigenden Preise – das wären auch Argumente gegen eine Neueröffnung gewesen. „Da gibt es verschiedene Meinungen“, sagt Buggenthin. „Im Endeffekt sagt ja keiner, dass sich Zeiten wieder ändern. Wir sind jetzt so lange in der Pandemie-Schockstarre, dass wir uns gesagt haben: Es muss weitergehen. Als Unternehmer musst du mutig bleiben.“

Norderstedt: Eigene Brauerei ist noch nicht geplant – vielleicht in der Zukunft

Sie vertrauen auf ihr Konzept. „Sonst kannst du ja nie anfangen. Es kommen wieder neue Dinge, die Kohlensäure wird knapp, es hört ja nicht auf. Man sollte sich nicht abschrecken lassen, sondern schauen, was Sinn macht.“

Auf der Speisekarte: Sandwiches und Herzhaftes, für Veganer und Fleischesser gleichermaßen.
Auf der Speisekarte: Sandwiches und Herzhaftes, für Veganer und Fleischesser gleichermaßen. © Superfreunde

Nur, eine eigene Brauerei aufzubauen, war dann doch ein Schritt zu weit – vielleicht in der Zukunft. Und für Norderstedt ist ja bereits einiges geplant. Die frischgezapften Biere sollen immer mal wechseln. Genauso wie viele der eigenen Gebräue, die es jeweils nur in einer Auflage gibt. Stefan Schröer: „Wir brauen an verschiedenen Standorten: Einmal bei Frau Gruber in Gundelfingen an der Donau. Da machen wir Biere, die speziell sind, mit viel Hopfeneinsatz, die New England India Pale Ales. Die normalen IPA, ein Pale Ale, ein Lager, machen wir bei Brew Dog in Berlin.“

Die Küche ist klein, aber pfiffig. „Wir haben veganes Essen und Essen mit Fleisch. Es ist gleichwertig.“ Auf der Karte: Sandwiches mit Prager Schinken, Pastrami oder Jackfruit, Kartoffelsalat, Smoked Beans, gerade auch eine Kürbissuppe, ein veganer Burger ist in Planung. „Und Grünkohl wird dann auch ein Thema.“

Gastronomie: Bei „House of Superfreunde“ kann nur bargeldlos gezahlt werden

An eine Sache werden sich manche Besucher vielleicht gewöhnen müssen: „Wir sind bargeldlos. Das haben wir in den Stores, wir hatten es auch in der Rindermarkthalle. Wir haben uns das ein bisschen aus Dänemark abgeguckt. Wir fahren ganz gut damit. Man kann auch mit dem Handy, mit der Apple Watch zahlen.“

Was noch auffällt: Zum Mitnehmen gibt es die „Superfreunde“-Biere nur in Dosen. Warum? „Eigentlich eine qualitative Frage – mittlerweile auch finanziell. Die Dose kann man sich vorstellen wie ein kleines Fass, sie ist eigentlich besser für das Bier“, erklärt Christian Buggenthin. „Die Dose gibt keinen Geschmack mehr ab, wie es vielleicht früher war. Du hast keinen Lichteinfall, keinen Sauerstoff durch den Kronkorken. Dadurch ist das Frischeerlebnis länger. Gerade hopfenbetonte Biere sind oft in der Dose.“

Geöffnet ist Mittwoch bis Sonnabend, immer von 15 bis 23 Uhr. Reservierungen sind möglich, aber nur für maximal drei Tische an einem Abend. Was für die Eröffnung geplant ist, verrät Stefan Schröer: „Wir haben die Brauereien Frau Gruber und Brew Dog eingeladen, sie bringen spezielle Biere mit. Es gibt ein bisschen Musik von digitalen Plattentellern, vielleicht mal ein Kickerturnier. Wir haben ein Pub-Quiz geplant. Es wird bestimmt das eine oder andere Freibier zwischendurch geben. Viele Freunde kommen, um es sich das erste Mal anzugucken.“