Norderstedt. Der vollautomatische Kollege vom Betriebsamt kommt zum Einsatz, wenn es auf dem Aufsitzrasenmäher zu gefährlich wird.

Gegen Gras, Gestrüpp und Sträucher geht die Stadt Norderstedt neuerdings mit High-Tech vor. Um den freien Zugang zu den 38 Regenrückhaltebecken im Stadtgebiet zu gewähren, kommen nicht mehr Heckenschere und Freischneider zum Einsatz, sondern ein ferngesteuerter Mähroboter. Und der erinnert wahlweise an den niedlichen Roboter Wall-E aus dem gleichnamigen Pixar-Zeichentrickfilm oder an jene multifunktionale Kollegen, die auf dem Mars ihre Runden drehen.

Kay Klingenberg vom Betriebsamt und sein Team von der Grabenpflege haben den vollautomatischen Kollegen bei sich aufgenommen. Vor allem in den Hanglage an den Uferböschungen kommt der Roboter zum Einsatz, sagt Klingenberg.

Stadtverwaltung: Ein wenig wie Wall-E – Norderstedts fleißiger Mähroboter

Mit seinen Raupen kommt der Mähroboter auch in unwegsamem Gelände bestens zurecht.
Mit seinen Raupen kommt der Mähroboter auch in unwegsamem Gelände bestens zurecht. © Burkhard Fuchs

„Wir müssen zum Teil in 45 Grad Schräglage abmähen. Mit dem Aufsitzmäher ist das nicht zu schaffen.“ Der würde umkippen und den Kollegen möglicherweise noch in Gefahr bringen, sich zu verletzen. Und der Mäher könnte so leicht in den Teich abrutschen und müsste mit enormem Aufwand wieder ins Trockene gehievt werden.

Darum habe der Fachbereich Stadtentwässerung seit ein paar Jahren einen ferngesteuerten Mähroboter ausprobiert und damit sehr gute Erfahrung gemacht, sagt Einsatzleiter Stefan Eckmann. Um die Arbeiten besser koordinieren und jederzeit Zugriff auf das Gerät zu haben, ist das Kettenfahrzeug im vorigen Jahr für rund 20.000 Euro angeschafft worden und nun ständig im Einsatz.

Der kleine Roboter hat sogar eine Stubbenfräse – für die harten Fälle

Wie jetzt am Regenrückhaltebecken am Ossenmoorpark in der Müllerstraße. Kay Klingenberg holt die Maschine, die aussieht wie ein Mini-Bagger oder Spielzeugpanzer, vom Anhänger. Dann nimmt er die Fernbedienung in die Hand, die ähnlich funktioniert, wie sie Kinder für ihre ferngesteuerten Modellfahrzeuge nutzen.

Es gibt Schalter für die Steuerung und Richtungswechsel. Dabei könne er diese so einstellen, dass auch beim Rückwärtsfahren das Ausscheren nach rechts oder links genauso gelenkt werden kann wie beim Vorwärtsfahren, erklärt der Experte. Zudem gibt es die Möglichkeit, noch weitere Geräte wie eine Stubbenfräse dazu zu schalten, falls dies notwendig sein sollte.

Immerhin bringt der Kollege 280 Kilogramm auf die Waage

Mit der Fernsteuerung, wie bei einem  Spielzeugauto, fährt und lenkt Teamleiter Kay Klingenberg den Mähroboter.
Mit der Fernsteuerung, wie bei einem  Spielzeugauto, fährt und lenkt Teamleiter Kay Klingenberg den Mähroboter. © Burkhard Fuchs

Und so lässt Klingenberg die 280 Kilogramm schwere Mähmaschine im Schritttempo vor sich herfahren. Er kann dabei jederzeit die Mähmesser an den Untergrund anpassen und die Höhen der Klingen verstellen, falls im Weg liegende Steine oder Baumstümpfe dies nötig machen sollten. Bis zu 300 Meter weit reicht die Fernsteuerung, aber Klingenberg lässt das Gerät nicht aus den Augen und hält Schritt mit dem wendigen Kettenfahrzeug.

Der deutsche Hersteller dieses Modells preist es auf seiner Homepage mit den Worten an: „Steil. Steiler. Barbieri. Diese ferngesteuerten Hangmulcher werden durch leistungsstarke Hybrid-Technik angetrieben und sind klein, leicht und wendig. Erste Wahl, auch bei schwierigem Gelände.“ Es sei absolut hangtauglich und könnte Steigungen bis zu 40 Grad und Schräglagen bis zu 50 Grad mühelos überwinden, ohne zu stocken oder umzufallen.

Statt nach einer Woche Arbeit ist alles in 1,5 Stunden erledigt

Das kann Teamleiter Klingenberg nur bestätigen. Das Regenrückhaltebecken an der Müllerstraße haben er und sein Team jetzt in etwa 1,5 Arbeitstagen freigemäht. „Das würde sonst gut eine Woche dauern“, sagt der erfahrene Norderstedter Grabenpfleger. „Mit dem ferngesteuerten Mähroboter geht es jetzt dreimal so schnell.“ Zudem könnte ein Mitarbeiter diese Aufgabe allein erledigen. Wenn reine Handarbeit an den Regenrückhaltebecken gefragt sei, sind die Arbeiter aus Sicherheitsgründen immer zu zweit im Einsatz.

Jahrelang habe die Stadt bei der Grabenpflege nur das Nötigste gemacht. Und so seien die Uferbereiche der Regenrückhaltebecken regelrecht zugewuchert. „Wir müssen aber jederzeit mit unseren Fahrzeugen an die Ufer des Beckens herankommen können“, erklärt Klingenberg.

Die Regenrückhaltebecken müssen frei sein im Uferbereich

Wenn durch irgendeinen Unfall auf der Straße in der Nähe Öl ausgelaufen und in das Regennetz eingetreten sei und sich hier sammle, die Abflüsse verstopft seien oder wenn Starkregen die Hydraulik an ihre Grenzen bringe, müsse die Stadt rasch eingreifen und den Wasserkreislauf regulieren können.

Dann müssten die Gefahrstoffe notfalls abgesaugt oder die Zu-und Abflüsse je nachdem geöffnet oder geschlossen werden. Denn über die Gräben fließe das Wasser von hier aus unter der Schleswig-Holstein-Straße durch, wo es in die Tarpenbek mündet und weiter nach Hamburg rein fließt, erklärt der Norderstedter Experte.

Stadtverwaltung: Starkregenfälle machten das Handeln erforderlich

Alle zweieinhalb Monate würden nun die Uferböschungen kontrolliert und unter Umständen freigeschnitten. Alle vier Monate werden die Ölsperren überprüft, die verhindern sollen, dass das Öl durchs ganze Leitungsnetz strömt und alle Gewässer verseucht. „Das wird alles genau protokolliert und mit Bildern dokumentiert“, erklärt Klingenberg.

Die Stadt habe dafür auch die Zahl der Mitarbeitenden erhöht. Statt zuvor mit zwei Leuten werde jetzt mit fünf Beschäftigten in der Grabenkolonne gearbeitet. Entsprechend frei und gut zugänglich sind die Uferbereiche nun. Vor allem die Starkregenfälle in jüngster Zeit hätten die Verantwortlichen der Stadt zu diesen Maßnahmen ergreifen lassen, damit sich die Überflutungen im Stadtbereich in Grenzen hielten, erläutert Einsatzleiter Eckmann.