Norderstedt. „Die Frühförderung von musikalisch Begabten vollzieht sich in erster Linie auf der Bühne“, sagte Stephan Imorde, Professor für Klavier und Leiter der Young Academy Rostock (Yaro), beim Cognito-Konzert im Norderstedter Kulturwerk und ergänzte: „Daher ist der Auftritt für unsere sieben jungen Talente hier im Kulturwerk sehr wertvoll.“
Wertvoll war das Cognito-Konzert nicht nur für die sieben Nachwuchs-Musikerinnen und -Musiker, die aus dem gesamten norddeutschen Raum kommen. Sondern auch für die rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörer, die ein außergewöhnliches Konzert erlebten.
Norderstedter Kulturwerk: Cellistin Paula Sophie Prudlo meisterte alle musikalischen Klippen
Noch einmal tief durchatmen, den Bogen ansetzen, die Saiten greifen, Augen schließen. Cellistin Paula Sophie Prudlo zeigte mit ihrem intensiven, innigen Spiel, wie sehr sie die Suite Nr. 3 von Johann Sebastian Bach studiert hat. Die 16-Jährige Saarländerin wurde bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Eine ganz andere Seite zeigte sie in Karl Dawidows „Am Springbrunnen“. Sie meisterte die Klippen und Tücken des Salonstücks mit Humor und Bravour, hervorragend begleitet von Nicoleta Ion am Flügel. Konträr dazu interpretierte sie die Komposition „Elegie“, die der 17-jährige Pianist Toby Olias Brechler erst im Mai schrieb. Paula Sophie Prudlo durchleuchtete die melancholische Klage voll Anteilnahme bis zum zornigen Ausbruch und der anschließenden resignierenden Trauer, diesmal vom Komponisten begleitet.
Cognito-Konzert: Viel Applaus für die Nachwuchs-Musiker und -Musikerinnen
Ein fröhliches Gezwitscher lieferten sich die 18-jährige Querflötistin Meret Louisa Vogel und Stefan Möbius am Flügel mit der Serenade D-Dur für Klavier und Flöte von Ludwig van Beethoven. Das Duo erhielt auch für seine Interpretation von Paul Schoenfields „Four Souvenirs“ viel Applaus. Kraftvoll und zupackend intonierte Aaron Greese, 18 Jahre, „3 Préludes“ von Sergej Rachmaninov.
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Wie viel Konzentration ein Geigenspiel fordert, vermittelte die erst 15-jährige Leandra Constantinescu mit dem Allegro moderato des vertrackten Violin-Konzerts d-Moll von Jean Sibelius. Sie packte das herbe Stück rasant an, verstolperte sich dadurch manchmal, fing aber den Sibelius-Faden schnell wieder ein, auch dank der sicheren Begleitung der Pianistin Nicoleta Ion.
Norderstedter Kulturwerk: Klassik hat wohl kaum Nachwuchssorgen
Dann noch einmal Komponist und Pianist Toby Olias Brechler, diesmal mit dem „Rondeaux fantastique sur une théme espagnole“ von Franz Liszt, dessen Tasten-Akrobatik durchaus gefürchtet ist. Mit hörbarer Hingabe ans Werk machte er sich daran, den wilden Liszt zu zähmen. Bedenkt man, dass diese Talente noch nicht einmal im Hauptstudium sind, hat die Klassik wohl kaum Nachwuchssorgen.
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