Kreis Segeberg. Schülerinnen und Schüler verwandeln bis Ende Oktober Züge in rollende Bühnen. Das Thema der Performance ist hochaktuell.

Die Fahrgäste der AKN-Linie A1, die zwischen Bad Bramstedt, Kaltenkirchen, Quickborn und Eidelstedt verkehrt, können sich auf eine überraschende Theater-Performance im fahrenden Zug freuen. Schülerinnen und Schüler des zwölften Jahrgangs der Auenland-Gemeinschaftsschule in Bad Bramstedt und des Elsensee-Gymnasiums in Quickborn werden die Bahn Ende Oktober für einen Vormittag in eine fahrende Theaterbühne verwandeln.

Mit einstudierten Rollen und Choreografien werden sie die Fahrgäste auf dem Weg zur Schule oder Arbeit perfekt unterhalten und für ein paar Momente in Aufregung versetzen.

AKN: Dystopische Theater-Performance im rollenden Zug

Nach drei Jahren Pause hat das Bahnunternehmen mit Sitz in Kaltenkirchen das Livetheater-Projekt „Hin und weg“ wieder aufgegriffen, das schon vor elf Jahren Fahrgäste aus den Sitzen riss. Dieses Mal ist das Thema hochaktuell: „Klimawandel – Mobilität der Zukunft“.

Die Schülerinnen und Schüler entführen ihre unfreiwilligen Zuschauer plötzlich und unerwartet in ihre Zukunftsvisionen. Ihr Schauspiel folgt einer genauen Inszenierung und wurde monatelang geprobt – in der Schule und im Zugabteil.

Profi-Theaterregisseure arbeiten mit Schülerinnen und Schülern zusammen

Die freie Regisseurin Julia Hart aus Hamburg probt seit Monaten mit den Schülerinnen und Schülern ihre Vision von „Zurück in die Zukunft“.
Die freie Regisseurin Julia Hart aus Hamburg probt seit Monaten mit den Schülerinnen und Schülern ihre Vision von „Zurück in die Zukunft“. © Burkhard Fuchs

Die Regisseure sind Profis. Die freie Hamburger Theater-Regisseurin Julia Hart, die sonst am Sprechwerk und Lichthof-Theater in Hamburg Theaterstücke inszeniert, probt schon seit Februar mit ihren jungen Darstellern. Wie es wohl wäre, wenn Wissenschaftler sich aus dem Jahr 2222 um 200 Jahre zurückbeamen würden? Mit weißen Schutzanzügen springen sie plötzlich in den Zug der Gegenwart hinein und staunen, was sie hier erfahren.

„Der Himmel ist blau, die Landschaften grün, die Luft offenbar rein“, erklärt Julia Hart. „Sie wundern sich darüber, dass die Menschen hier Masken im Zug tragen, aber nicht draußen, wie es bei ihnen in 200 Jahren der Fall sein wird.“

Das Stück soll die Menschen aufrütteln

Die 24 Schülerinnen und Schüler vom Fach Darstellendes Spiel der Auenland-Schule hätten sich vorher genau überlegt, wie sie sich das Leben und Fortbewegen in der Zukunft vorstellen. Schülerin Jenny Garzmann: „Dann schweben die Menschen wie von Geisterhand durch die Luft. Alles ist grau und trist. Der Himmel ist nicht mehr zu sehen. Es gibt nur noch Wolkenkratzer.“

Von dieser düsteren Zukunftsvision zurück katapultiert in die heutige Zeit wundern sich die schauspielenden Wissenschaftler über alles, was sie hier sehen. Den Zug, die Menschen, die veraltete Technik. Sie staunen über die komischen Sitze und Monitore in der Bahn, lachen über die seltsamen Steckdosen und Notfallkoffer. Das AKN-Szenario solle die Fahrgäste dazu ermuntern, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, erklärt Julia Hart. „Sie haben noch eine Chance, die Zukunft für die nachfolgenden Generationen zu retten.“

Schauspielern auf engstem Raum – eine Herausforderung

Viel Platz bieten die Zugabteile nicht für das Schauspiel - besonders, wenn noch die Fahrgäste dazu kommen.
Viel Platz bieten die Zugabteile nicht für das Schauspiel - besonders, wenn noch die Fahrgäste dazu kommen. © Burkhard Fuchs

Bei den Proben in der Schule und in der (noch) stehenden Bahn gehe es vor allem darum, ihren Akteuren zu vermitteln, wie sie sich in einem so großen Raum wie einem eng besetzten Zugabteil bewegen sollen. „Sie müssen auch laut sprechen, damit alle es verstehen können, auch wenn der nächste nur einen halben Meter entfernt sitzt.“

Das sei für seine Schülerinnen und Schüler völliges Neuland, sagt Theaterlehrer Philipp Stöß, der als Co-Regisseur mit ihnen wöchentlich in der Schule probt. Ähnlich äußert sich Theater-AG-Lehrerin Stefanie Schwerin vom Elsensee-Gymnasium in Quickborn, das mit 14 Schülerinnen und Schülern mitmacht. „Wir haben Probefahrten gemacht, damit die Schülerinnen und Schülern lernen, wie sie sich bewegen und improvisieren sollen.“

„Endlich wieder Auftreten vor Publikum“

Das Quickborner Szenario läuft genau umgekehrt wie das der Bramstedter ab. Hier reisen die Jugendlichen in die Zukunft und bestaunen, wie abgefahren es dort zugeht. „Da fahren die Leute mit Lichtgeschwindigkeit durch die Gegend, auf E-Scootern, Hoverboards und Raumschiffen durchs All“, erklärt Florian Weigel. Der Hamburger Theaterpädagoge und Schauspieler probt jede Woche mit den Schülern und freut sich jedes Mal, mit welcher Phantasie und Lust am Spiel die Jugendlichen zu Werke gingen. „Das macht unheimlich viel Spaß.“ Die Schülerinnen und Schüler freuten sich, dass sie endlich wieder vor Publikum auftreten dürfen.

Was die befragten Akteure nur bestätigen können. „Es ist toll, dass wir mit diesem Theaterprojekt mal raus aus der Schule kommen“, sagt Connor Malcom von der Auenland-Schule. Auch wenn es etwas Überwindung koste, vor fremden Leuten so aufzutreten. Mitschülerin Jenny Garzmann glaubt, dass ihr Live-Auftritt so einige Fahrgäste „schockieren wird und manche vielleicht auch genervt sind, wenn das volle Abteil noch enger wird“. Wohingegen Luca Hardrat davon ausgeht, dass sich viele Fahrgäste die unerwartete unterhaltsame Abwechslung in der Bahn genießen werden.

AKN: Fahrgäste sollen emotional berührt werden

„Die Jugendlichen definieren mit Theater und Performance den Raum in der Bahn völlig neu. Es entstehen neue Bilder. Die Fahrgäste wird es emotional berühren“, ist Maren Brandt von der AKN überzeugt. „Wir freuen uns, dass wir das wieder den Schulen entlang unserer Bahnstrecke anbieten können.“

Das Live-Theater „Hin und weg“ der beiden Schul-Theater-AGs ist am Freitag, 28. Oktober, zwischen 9 und 13 Uhr in den Zügen der Bahnlinie A1 zwischen Bad Bramstedt und Eidelstedt zu bestaunen.