Kreis Segeberg. Warum sich Bad Segeberg und Henstedt-Ulzburg von den Dörfern im Kreis Segeberg in Sachen Entsorgung untergebuttert fühlen.

Die Städte und größeren Gemeinden des Kreises Segeberg wollen endlich mehr Einfluss in den Gremien des Wege-Zweckverbandes (WZV) erhalten. Zurzeit fühlen sie sich von den kleineren Gemeinden untergebuttert. In der Verbandsversammlung haben die vier Städte Bad Segeberg, Bad Bramstedt, Kaltenkirchen und Wahlstedt sowie die beiden amtsfreien Gemeinden Henstedt-Ulzburg und Ellerau lediglich 15 der insgesamt 106 Stimmen. Ohne die Dörfer können sie nichts erreichen.

Dazu soll jetzt der Hauptausschuss vor der Verbandsversammlung personell aufgestockt und aufgewertet werden. Das letzte Wort hat die Verbandsversammlung der 94 Mitgliedskommunen, die am 30. Juni in Henstedt-Ulzburg zusammenkommt. Dort soll auch Elleraus Bürgermeister Ralf Martens zum neuen Vorsitzenden der Verbandsversammlung gewählt werden.

Müll Kreis Segeberg: Aufsichtsgremium soll erweitert werden

Die WZV-Geschäftsführung schlägt vor, den Hauptausschuss von derzeit fünf auf sieben Mitglieder zu erhöhen. Das sei aber viel zu wenig, heißt es in einem Antrag von den Bürgermeistern aus der Kreisstadt und der Großgemeinde Henstedt-Ulzburg.

Sie beantragen, den Hauptausschuss auf „15, mindestens jedoch 13 Mitglieder zu erweitern“. Nur so könne der Hauptausschuss endlich auch als Aufsichtsgremium funktionieren, um „steuernd und kontrollierend“ in die Geschäftsführung einzugreifen, begründet Verbandsmitglied und WHU-Fraktionschefin Karin Honerlah aus Henstedt-Ulzburg den gemeinsamen Antrag.

Die Hälfte der künftigen Hauptausschussmitglieder müsse aus den Städten und größeren Kommunen kommen, weil dort auch etwa die Hälfte der Gebührenzahler wohnte, so Honerlah. Zurzeit ist in dem fünfköpfigen Hauptausschuss des WZV, der zwischen den jährlichen Verbandsversammlungen die Entscheidungen trifft, mit Wahlstedts Bürgermeister Matthias Bonse nur eine Stadt vertreten. Die anderen vier Mitglieder kommen aus kleineren Dörfern.

Expertenrat soll für mehr Transparenz sorgen

Zudem wünschen sich Bad Segeberg und Henstedt-Ulzburg einen völlig neu besetzen Beirat als Expertengremium, erläutert Honerlah. Darin sollen „unabhängige Experten“ vertreten sein. Dazu zählen die Antragsteller neben den Amtsdirektoren vor allem Steuerberater, Umweltökonomen sowie Fachleute aus der Abfall- und Entsorgungswirtschaft. Dieser neue Expertenbeirat solle nicht nur für die Expertise der Verbandsmitglieder sorgen, sondern auch Anfragen aus der Bevölkerung beantworten können, um so für mehr Transparenz zu sorgen.

Verbandsvorsteher Peter Axmann ist einverstanden, wenn die größeren Kommunen mehr Mitspracherecht einfordern. Denn etwa die Hälfte der 200.000 Kunden des WZV lebe in den größeren Kommunen. Dafür reichten aber auch sieben Mitglieder im Hauptausschuss. Dies sollten dann vor allem die hauptamtlichen Verwaltungschefs sein.

Von dem Vorschlag, einen neuen Beirat nur aus Experten zu gründen, hält Axmann nichts. Schon heute bediene sich der WZV der Zuhilfenahme von externen Fachleuten.

Müll: Diskussion um neues Gebührenmodell

Hintergrund dieser Kontroverse ist die Auseinandersetzung um die neue Gebührensatzung, die der WZV zum 1. Januar 2023 einführen will. Die Kalkulation dafür sei überarbeitet, aber noch nicht ganz fertig, erklärt Axmann. Er preist das neue Gebührenmodell als „Mitmach-Müllabfuhr“.

Wer Abfall vermeide, indem er seine Tonne weniger häufig entleeren lasse, werde mit einer geringeren Müllgebühr belohnt. Dies werde helfen, so Axmann, die Restmüllmengen von derzeit kreisweit 56.000 Tonnen zu reduzieren.

Die größeren Kommunen befürchten, dass dadurch die Mieter in großen Mietshäusern benachteiligt werden, weil sei die Müllmengen in ihren Mehrfamilienhäusern nicht so steuern könnten wie die Einfamilienhausbesitzer in kleineren Gemeinden.

Müllentsorgung: Gebührenerhöhung von etwa 16 Prozent

Auch dieses Problem habe der WZV inzwischen gelöst, kündigt WZV-Chef Axmann an. Die neue Kalkulation sehe nur noch eine Gebührenerhöhung von etwa 16 Prozent statt der ursprünglich geplanten 45 Prozent für die großen Müllcontainer vor. Das halte er für „verträglich und verantwortbar“, sagt Axmann.

Die Verbandsversammlung des Wegezweckverbandes kommt am Donnerstag, 30. Juni, um 16 Uhr im Bürgerhaus in Henstedt-Ulzburg zusammen.