Norderstedt. Warum aber beim Konzert der Bluesbones zu Beginn Ohrstöpsel im Publikum angeraten wurden.

Klare Ansage zu Beginn des Konzertes der Bluesbones im Kulturwerk Norderstedt: „Schalten Sie Ihr Hörgerät aus, oder – wer noch was zu verlieren hat – nimmt sich Ohrenstöpsel aus dem Kaugummi-Automaten an der Bühnenrampe!“ Denn Miro Berbig, Chef des Kulturvereins Blueswerk, wusste was auf das Publikum im gut besetzten großen Saal des Kulturwerks zukommen würde. Die Bluesbones aus Belgien mögen es laut. Sehr laut!

Das weiß in Norderstedt jeder Blues-Fan, denn die Belgier waren am Sonnabend zum dritten Mal zu Gast beim Blueswerk. „Bald werden wir die Band nicht mehr bezahlen können“, sagte Miro Berbig. Denn die Belgier sind längst kein Geheimtipp mehr und beliebt auf den Blues-Bühnen der Welt. Sie gelten als Belgiens beste Blues-Band.

Die Belgier mögen den Blues härterer Gangart

Gitarrist Stef Paglia bei einem Solo.
Gitarrist Stef Paglia bei einem Solo. © Heike Linde-Lembke

Die Belgier zelebrierten den Blues der härteren Art – was nicht heißt, dass sie nicht auch leise und besinnlich konnten. Leadsänger Nico de Cock begeisterte die Fans mit seiner raumfüllenden Stimme, mal tief schürfender Bass, mal fistelnde Kopfstimme. „It’s great to be back in Norderstedt“, freute sich de Cock, machte zu Beginn die Luft-Gitarre und tänzelte mit dem Mikro in der Hand an der Rampe entlang.

Mit erdig, rauer Stimme gab er gleich mit dem Song „Saves By The Blues“ die Richtung an, bestens assistiert von Gitarrist Stef Paglia, Bassist Geert Boeckx, Piano-Player Edwin Risbourg und Jens Roelandt am Schlagzeug. Die Bluesbones bauen ihre Songs auf einem einfachen, ins Ohr und in die Beine gehenden Rhythmus auf. Die oft zeitkritischen Texte de Cocks können sich so gut entfalten. Klarer Rhythmus, klare Texte, klares Spiel. Das macht die Bluesbones aus, und das zeigten sie auch bei ihrem dritten Norderstedter Gastspiel.

Zeitkritische Texte und seelenvolle Sequenzen

Den Song „The End“, mit ruhigen, seelenvollen Sequenzen, steigerten die die fünf Musiker sukzessive bis zu einem furiosen Finish und rissen damit das Publikum schon mal ein bisschen aus dem Sitz. „Wir sind mittlerweile alle verheiratet, nur Stef sucht noch“, kündigte Nico de Cock liebevoll ironisch den Song „Find Me a Woman“ an, einem Blues mit Country-Touch, mit stampfendem Rhythmus – wie eine Einladung zum Square Dance.

Die Blues-Spezies zollen alten Frauen und Männern Respekt, im Song „Voodoo Guitar“, eine Ballade, die der Singer-Songwriter mit seiner variablen Stimme voller Drama erzählte. Eine Liebeserklärung an die Stadt des Blues, an New Orleans, durfte nicht fehlen: „Demon Blues“. Ein virtuoses Pianosolo mit vielen Finessen legte Edwin Risbourg auf die Tasten, während Gitarrist Stef Paglia mit tiefer Emotionalität alles aus seinen Saiten holte.

Laut, hart und hämmernd wurde es mit „Psycho Mind“. In „She’s Got the Devil in Her“ wurde Nico de Cock zum Moritaten-Erzähler, im Duett mit Stef Paglia, der dem Sänger vom tiefen Bass bis zur hoch sirrenden Frauenstimme mit der Gitarre folgte – Mimik inklusive.