Kreis Segeberg. Interviewer klopfen an den Türen der Bürgerinnen und Bürger und stellen Fragen – es besteht Auskunftspflicht.

Unter dem Motto „Gute Politik braucht gute Daten“ startet am Sonntag, 15. Mai, der Zensus 2022. Organisation und Steuerung liegen bei der örtlichen Erhebungsstelle des Kreises Segeberg. Verpackt in einem Interview, das Sabrina Müller, Sprecherin des Kreises Segeberg führte, gibt Erhebungsstellenleiter Thorben Lenz alle Antworten auf wichtigsten Fragen.

Wozu gibt es den Zensus 2022 eigentlich und was haben die Bürgerinnen und Bürger davon?

Wir aus den Verwaltungen stellen uns folgende Fragen: Gibt es genügend Wohnungen? Brauchen wir mehr Schulen, Studienplätze oder Altenheime? Wo muss der Staat für seine Bürgerinnen und Bürger investieren? Um diese und andere Fragen zu beantworten, führt Deutschland alle zehn Jahre einen Zensus oder eine Volkszählung durch und am Ende profitiert quasi jede und jeder davon. Der Zensus soll verlässliche Bevölkerungszahlen für die Gemeinden, die Länderund ganz Deutschland liefern. Erhoben werden auch Daten wie Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit. Außerdem sollen die Befragten Auskunft zu ihrer Wohnsituation geben. Das sind wichtige Grundlagen für Entscheidungen in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft.

Wer wird befragt und wie läuft so eine Befragung ab?

Der Zensus 2022 umfasst eine Bevölkerungszählung, eine Gebäude- und Wohnungszählung, eine Haushaltebefragung auf Stichprobenbasis und Vollerhebungen an Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften. Wie der Zensus 2011 ist auch der Zensus 2022 als registergestützte Erhebung konzipiert. Wir werden somit Bürger befragen, die am 15. Mai 2022 in dem ausgelosten Erhebungsbezirk

Erhebungsstellenleiter Thorben Lenz ist für den Zensus 2022 im Kreis Segeberg verantwortlich.
Erhebungsstellenleiter Thorben Lenz ist für den Zensus 2022 im Kreis Segeberg verantwortlich. © Kreis Segeberg

wohnhaft sind. Unsere Erhebungsbeauftragten melden sich vorab auf dem Postweg zu einem Termin an und nehmen ein paar Tage später persönlich die benötigten Daten vor Ort auf. Das Ganze sollte dann nicht länger als 20 bis 30 Minuten dauern und das war es dann auch schon. Ganz nach dem Motto: Enkeltrickbetrüger kommen einmal und die Guten zweimal. Dies schafft Vertrauen, da jeder die Möglichkeit bekommt, sich auf den Besuch vorzubereiten. Auch erscheint immer nur eine Person zur Befragung.

Wie lange gibt es den Zensus eigentlich schon?

Anders als bei der deutschen traditionellen Volkszählung 1987, bei der alle Bürgerinnen und Bürger direkt befragt worden sind, stützt sich der Zensus der Jahre 2011und 2022 auf bereits bestehende Verwaltungsregister. Grundsätzlich gibt es den Zensus schon immer. Beispielsweise wurde Jesus laut Bibel in Betlehem geboren, weil Maria und Josef dort zur Volkszählung waren. Wir bieten unseren Bürgerinnen und Bürgern inzwischen aber den Service, dass wir zu ihnen kommen, damit niemand mehr beschwerliche Wege auf sich nehmen muss. Vergangenes Jahr fand nicht nur der Zensus in den meisten Ländern bei uns in Europa statt, sondern zum Beispiel auch in Australien und Südafrika.

Wer befragt mich und wie kann ich feststellen, ob diese Person wirklich im Auftrag des Zensus 2022 unterwegs ist?

Die Befragungen vor Ort übernehmen für uns ehrenamtliche Erhebungsbeauftragte, welche von uns vorab in persönlichen Gesprächen ausgewählt und überprüft worden sind. Anschließend wurden sie bei einem Tageslehrgang für ihre zukünftige Aufgabe geschult. Da wir bereits vor Wochen damit gestartet sind und die damaligen Pandemievorgaben berücksichtigen mussten, sind unsere Interviewerinnen und Interviewer alle geimpft, geboostert oder genesen.

Kann die Verwaltung nicht die ihr bekannten Daten verwenden?

In erster Linie liefern die Melderegister der Kommunen die Ausgangsdaten. Um die Qualität der Datenbasis zu verbessern, wird in einer Haushaltebefragung auf Stichprobenbasis ein Teil der Bevölkerung zusätzlich direkt befragt. Eigentlich ist der Zensus mit einer Inventur zu vergleichen, die viele von uns von der Arbeit kennen. Nur diese Inventuren finden jährlich statt und der Zensus alle zehn Jahre.

Kann ich mich als Bürgerin oder Bürger weigern, die Fragen zu beantworten?

In unserem Land haben wir alle sehr viele Rechte, mehr als in den meisten Ländern auf unserer Erde, aber auch ein paar Pflichten – und eine davon ist eben die Auskunftspflicht, welche bei versuchter Nichteinhaltung unter Strafe stehen kann. Zusätzlich würde eine Verweigerung auch gar keinen Sinn machen, da jede nicht gezählte Person der eigenen Gemeinde, Stadt bares Geld kosten kann.

Wann beginnt der Zensus 2022 und wie lange dauert er?

Der Zensus 2022 beginnt am 15. Mai 2022 und unsere Erhebungsbeauftragten werden tags darauf die nächsten vier bis sechs Wochen bei unseren Bürgerinnen und Bürgern vor Ort aktiv sein. Grundsätzlich zieht sich der Zensus für uns in den Erhebungsstellen bis mindestens Ende des Jahres, wenn nicht gar noch darüber hinaus.

Werden noch ehrenamtliche Erhebungsbeauftragte oder Interviewer benötigt und wenn ja, welche Voraussetzungen sollten diese mitbringen?

Es werden in der Tat noch Freiwillige gesucht. Diese müssen volljährig sein und einen Wohnsitz in Deutschland zum Zensusstichtag (15. Mai) haben. Verschwiegenheit und ein gewissenhafter Umgang mit vertraulichen Informationen sind sehr wichtig. Das gilt auch für Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Außerdem sollte man keine Scheu vor Menschen haben. Während Interviewer in anderen Ländern wie China einen Orden erhalten, bekommt man bei uns eine einkommenssteuerfreie Aufwandsentschädigung nachdem Zensusgesetz; die genaue Höhe bemisst sich nach Art und Anzahl der Befragungen. Bei 25 Begehungen und Interviews würde diese beispielsweise 850 Euro betragen.