Gerade hat Sturmtief „Nadia“ die letzten Bundestags-Wahlplakate weggeblasen, schon droht neues Ungemach. Nein, nicht der nächste Orkan. Die nächste Wahl.

Und damit bereits im Vorfeld verbunden: Wahlplakate. Diesmal für die Landtagswahl am 8. Mai.

Zum Glück sind wir in Deutschland. Da kann ja nicht jeder kommen und irgendwo sein Plakat aufstellen. Und weil wir in Deutschland sind, wird das auch nicht zentral geregelt, sondern jede Gemeinde entwickelt ihre eigenen Kriterien. Wäre ja auch noch schöner, wenn hierzulande bei Regulierungskriterien zur Aufstellung von Wahlplakaten gelänge, was bei Corona-Regeln anscheinend unmöglich ist. Norderstedt, zum Beispiel, hat ganz klare Vorgaben. Die stehen in einer Beschlussvorlage, über die seitens der Stadtvertretung demnächst beraten und schließlich in einer Sitzung am 15. März entschieden wird. Demnach soll gelten: Kein Plakat darf vor dem 27. März aufgestellt werden. Und es muss spätestens eine Woche nach der Wahl wieder weg sein. Bedeutet also: Sieben Wochen mit Blick auf floskelhafte Slogans und Gesichter in Hoch- und/oder Breitformat. Es sei denn, „Nadia“ ist gnädig und schickt ihre große Schwester vorbei – aber es gibt auch genügend Leute mit Dachschaden auf der Welt. Und es soll mit den Plakaten sowieso nicht wild ausufern, dafür sorgt die Stadtvertretung. Pro zur Wahl zugelassener Partei nebst KandidatIn gewährt man maximal hundert Plakatstandorte plus sechs für Großplakatwände. Bleibt zu hoffen, dass die Parteienliste nicht wieder so lang wird wie bei der letzten Bundestagswahl. Weil nämlich durch kein Fenster mehr Licht fiele, jedenfalls nicht für sieben lange Wochen. Solange dürfte nämlich jeglicher Sonnenstrahl in der Stadt durch Plakatwände verschattet sein. Für die Normalplakate gilt übrigens das Format DIN A1 (84,1 cm mal 59,4 cm). Ich hoffe, das wird entsprechend kontrolliert. Ich freue mich schon, meinen Freunden im Ausland Fotos davon zu mailen, wie Mitarbeiter des Ordnungsamtes mithilfe eines Maßbandes Wahlplakate vermessen. Und gegebenenfalls Knöllchen schreiben. Das würde augenblicklich den Ruf deutscher Effizienz wiederherstellen, der unter dem Versand von 5000 Gebrauchthelmen an die Ukraine doch etwas gelitten hat. Wir schaffen sowas.