Man kennt es: Zur Adventszeit öffnen sich Herzen und Portemonnaies. Nirgendwann im Jahr ist die Spendenbereitschaft der Deutschen größer als jetzt.

Eigentlich möchten wir ja ganzjährig gute Menschen sein, man vergisst es bloß so häufig. Wenigstens in diesem Dezember werde ich täglich an diesen guten Vorsatz erinnert. Durch ein Stück Schokolade, was sehr pfiffig ausgedacht ist. Mit Leckerlis Manieren beibringen klappt ja sogar bei Haustieren.

Reizende Weihnachtsgabe vom Chef: Der „Adventskalender Norderstedt“, vertrieben im Auftrag der örtlichen Lions Clubs Norderstedt und Norderstedt-Forst Rantzau. Der Erlös geht an Bedürftige, die Schokolade an mich. Gewinnen kann ich auch was. Jeden Tag einen Gutschein, zur Verfügung gestellt von Norderstedter Unternehmen. Bei meinem Glück gewinne ich bestimmt den Gutschein für eine Akupunktur-Behandlung. Insgeheim hoffe ich natürlich, dass der an einen Impfgegner geht. Denn eigentlich möchte ich lieber zwei Monate Training im Frauen-Fitnessclub. Natürlich nur, sofern mir meine Jane-Fonda-Gedächtnis-Textilpelle aus den frühen 80ern noch passt. Rasch noch die restliche Schokolade aus dem Kalender lutschen, damit bringe ich die Pelle zum Platzen, und auch dieser Kelch geht an mir vorbei. Interessehalber recherchiere ich im Internet, was für Adventskalender überhaupt so auf dem Markt sind. Unfassbar viele. Das Angebot reicht vom „Salami-Adventskalender“ (24 leckere Salami in Sternform als Herzchen – Achtung: nicht aus Versehen Veganern schenken) über erotische Paar-Kalender (jedes Türchen ein neues Liebesspielzeug – spätestens am 1. Weihnachtstag schnappen beide nur noch nach Luft), bis zum mit Hochprozentigem gefüllten Kalender (kleiner Tipp für Feiertagsmuffel: Fläschchen sammeln bis zum 23. Dezember, dann alles auf Ex und Neujahr wieder aufwachen). Es gibt offenbar nichts, was sich nicht hinter die 24 Türchen eines Adventskalenders klemmen lässt. Und wer hat’s erfunden? Ein Norddeutscher. Zumindest den Adventskranz. Den stellte nämlich Johann Hinrich Wichern, Begründer des „Rauhen Hauses“, während des Adventsliedersingens auf und setzte täglich eine weitere Kerze darauf. Aus 24 Kerzen wurden 24 Türchen im Adventskalender, so um 1920 herum. Der erste mit Schokolade gefüllte Adventskalender kam 1958 auf den Markt. Genau wie ich, übrigens.