Die Sonne zwitschert ab, und wir können zusehen, wie wir bis zum Frühling über die Corona-Runden kommen - findet unser Kolumnist Jan Schröter.

Falls Sie diese Zeitung heute zum Frühstück lesen, genießen Sie neben der Lektüre noch den Sommer. Auch in der Mittagspause klappt das noch: Sommer. Abends kann Ihnen der Tag allerdings völlig gleich sein, und zwar exakt heute um 21 Uhr und 20 Minuten.

Dann nämlich herrscht das Herbstäquinoktium. Die Tag- und Nachtgleiche, jedenfalls, was die Belichtungs- und Nichtbelichtungszeit betrifft. Tschüss Sommer, Moin Herbst. Die Sonne steht senkrecht über dem Äquator und macht sich bereits in der Folgeminute in Richtung Südhalbkugel vom nördlichen Acker. Das würden wir vielleicht auch ganz gerne. Leider herrscht immer noch die Pandemie, nun schon den zweiten Herbst in Folge. Reisen nach Trans-Äquatorien sind entweder wegen klarer Verbote verboten, wegen unklarer Inzidenz unplanbar, oder es fehlt schlicht das Reisegeld – schließlich hat nicht jeder von uns mit staatlich subventionierten Testkits oder Masken gehandelt oder einen Impfstoff erfunden. Im Gegensatz zur Sonne bleiben also die meisten von uns über Herbst und Winter hier. Zunehmend unterbelichtet, das kommt nämlich dabei raus, wenn es ab heute, 21.20 Uhr, jeden Tag mehr dunkel als hell wird. Die Sonne zwitschert ab und hat ganz wintermäßig gute Laune. Dabei strahlt die doch schon von Natur aus. Und wir können zusehen, wie wir bis zum Frühling über die Runden kommen. Den haben nun die Leute auf der Südhalbkugel.