Norderstedt. Seit zehn Jahren können Norderstedter Vorschläge zur Entwicklung ihrer Stadt machen. Klingt toll, aber ist das auch?

Norderstedter Bürgerinnen und Bürger dürfen sich mit eigenen Vorschlägen daran beteiligen, für welche Vorhaben ihre Stadtverwaltung Steuergeld ausgeben soll. Super, diese Möglichkeit zur direkten Einflussnahme, möchte man meinen. Bei näherer Betrachtung kommen mir jedoch Zweifel, ob das alles wirklich so toll ist.

Die Möglichkeit zu dieser Bürgerbeteiligung namens „Bürgerhaushalt“ gibt es bereits seit zehn Jahren. Seitdem haben dabei 550 Norderstedter mitgemacht, was nicht mal einem halben Prozent der hiesigen Bevölkerung entspricht. Etliche der eingebrachten Vorschläge fielen zudem in die Kategorie „Frustablass realitätsfern“, es blieb leider kaum etwas Konstruktives übrig. Muss man sich also über das träge Volk aufregen, das immer bloß lamentiert, aber nie aus dem Quark kommt, wenn man mal mitmachen dürfte? Nein, muss man nicht. Aufregen kann man sich trotzdem. Nämlich über die moderne Unsitte, sich einer Entscheidungsfindung zu entledigen, für die man eigentlich bezahlt wird. Einfach, indem man sich die Tarnjacke vermeintlicher Bürgernähe umhängt.