Norderstedt erwägt, sich vom Kreis Segeberg loszusagen. Jan Schröter fragt sich: Wo ist eigentlich die Solidarität geblieben?

Soll Norderstedt den Verbund mit dem Landkreis Segeberg verlassen, um kreisfreie Stadt zu werden? Diese Frage wird derzeit in der hiesigen Verwaltung und Politik beharrlich diskutiert. Um die Faktenlage zum Thema zu klären, sollen die Konsequenzen eines „Nexit“ geprüft und kostenmäßig berechnet werden. Und sogar diese Maßnahme führt bereits zur Kontroverse, denn dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder rechnet das Norderstedter Verwaltungspersonal alles selbst aus oder man beauftragt ein externes Unternehmen mit dieser Aufgabe.

Rechnet die Verwaltung selbst, ist das halbe Amt damit monatelang vollbeschäftigt und hat leider gar keine Zeit mehr für unsere dösigen Bauanträge, Genehmigungsverfahren und Personalausweisverlängerungen. Vergibt man den Auftrag außer Haus, schippt man mindestens eine halbe Million Steuergeld-Euro aufs externe Berater-Konto – alles für ein paar Zahlenergebnisse, die man sich auch selbst hätte ausrechnen können. Ach bitte, lasst mich mal, ich mach’s schon für 50.000 Euro. Nicht? Okay, 5000. Auch nicht? Dann kauft Euch wenigstens diese Zeitung und lest, was ich dazu sage. Vor noch gar nicht langer Zeit waren ganz viele Menschen hier oben in Deutschland für einen gemeinsamen Nordstaat. Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen als ein Bundesland. Schlankere Verwaltung, weniger Amtsstuben, weniger Beamte, weniger Kosten für die Steuerzahler. Von diesem Projekt hört man nichts mehr. Dafür ist, wenn sich heutzutage zwei darum streiten, wer für die Mülltonnenleerung zuständig ist, anscheinend zwingend der nächstliegende Reflex, die Scheidung anzustreben. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der man früher die goldene Problemlösung im möglichst großgeschneiderten Verbund gesehen hat (siehe: Europäische Union), favorisiert man mittlerweile allerorten den Rückzug ins Kleinteilige. Jetzt also auch bei uns. Wo ist eigentlich die Solidarität geblieben? Der Wille zum Konsens? Zum konstruktiven Miteinander? Kleinstaaterei muss man sich leisten können, auch wenn sie sich „nur“ auf Verwaltungsebene abspielt. Früher ruinierten sich ehemals stinkreiche Fürsten durch diese teuren Machtspielchen. Heute löhnt das Steuervolk und ruiniert sich selber. Selbst, wenn am Ende bei der „Nexit“-Debatte nichts herauskommt – die halbe Million für die Machbarkeitsstudie ist futsch. Dafür hätten alle im Kreis Segeberg diese Zeitung gratis lesen können.