Norderstedt/Tangstedt. Der Mann aus dem Umfeld der getöteten Norderstedterin wird nach der Freilassung tot aufgefunden. War er wirklich der Täter?

Die Mordkommission steht weiter vor einem Rätsel: Wer hat die 84-jährige Christa W. aus Norderstedt getötet? Am Wochenende hatten die Ermittler eine erste heiße Spur und nahmen einen 60-jährigen Mann fest, der nach Angaben der Polizei „aus dem Umfeld der Getöteten“ stammt.

Der Tatverdächtige ist seit der Nacht zu Sonntag ebenfalls tot. Er brachte sich um, nachdem die Kripo ihn nach der Vernehmung freigelassen hatte. Die Ermittler ließen den 60-Jährigen gehen, weil der Tatvorwurf zunächst nicht erhärtet werden konnte, teilten Mordkommission und Staatsanwaltschaft mit.

Bislang ist nicht klar, ob der 60-Jährige vielleicht doch der Täter war oder ob der Mörder ein Unbekannter ist. Die Polizei habe bereits diverse Hinweise aus der Bevölkerung erhalten, sagte Polizeisprecher Matthias Felsch, doch eine eindeutige Spur zum Täter fehlt. „Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen“, sagte Felsch.

Polizei durchsuchte mehrere Objekte des Mannes

Inzwischen liegt auch das Ergebnis der Obduktion von Christa W. vor. Die rechtsmedizinische Untersuchung des Leichnams ergab, dass die Norderstedterin gewaltsam ums Leben kam. Davon war die Polizei bereits am Mittwoch ausgegangen, als die 84-Jährige tot in einem Graben am Krogmannsweg in Tangstedt gefunden wurde.

Neben der Polizei war auch die Spurensicherung in Tangstedt vor Ort.
Neben der Polizei war auch die Spurensicherung in Tangstedt vor Ort. © Michael Arning

Ihr Körper wies Verletzungen auf, die eindeutig auf ein Verbrechen schließen ließen. Wie Christa W. starb, will die Mordkommission jedoch nicht mitteilen, um ihre Ermittlungen nicht zu gefährden. „Das sind Informationen, die nur der Täter und wir haben“, sagte Felsch.

Der 60-jährige Mann sei kurz nach Entdeckung des Leichnams in den Fokus der Ermittler geraten, sagte der Polizeisprecher, ohne Einzelheiten zu nennen. Am Sonnabend durchsuchten Beamte der Kieler Mordkommission und der Spurensicherung gemeinsam mit Ermittlern der Kripo aus Norderstedt und Pinneberg „mehrere Objekte des Mannes in und um Hamburg“.

Tatverdächtiger begeht Selbstmord

Dabei waren auch Suchhunde im Einsatz. „Die dabei gesicherten Beweismittel brachten die Beamten zur Auswertung und weiteren Untersuchung nach Kiel“, sagte Felsch.

Der 60-Jährige sei erkennungsdienstlich behandelt und vernommen worden. „Da sich der Tatverdacht gegen den Mann zu diesem Zeitpunkt nicht erhärtete, wurde er am Sonnabendabend wieder entlassen“, sagte der Polizeisprecher. Wenige Stunden später erreichte die Beamten die erschütternde Nachricht: Der 60-Jährige brachte sich um. Nach Abendblatt-Informationen stürzte er sich gegen 22.30 Uhr auf dem Bahnübergang Peiner Hag in Pinneberg vor einen Zug.

Christa W. wurde nicht am Krogmannsweg getötet

Machte er seinem Leben ein Ende, weil er mit der Schuld nicht leben wollte? Oder konnte er nicht ertragen, eines Mordes beschuldigt zu werden, den er nicht begangen hat? Oder trieb ein anderes Motiv ihn in den Tod? Noch gibt es auf diese Fragen keine Antworten.

Die Umstände des Todes von Christa W. werfen ebenfalls weitere Fragen auf. Inzwischen sind die Ermittler sicher, dass die Norderstedterin nicht am Krogmannsweg getötet wurde. Unklar ist, wann die Leiche dort bei strengem Frost in den Graben gelegt wurde. Möglicherweise sei das Verbrechen in der Wohnung von Christa W. im Haus an der Segeberger Chaussee 329 geschehen.

Wie berichtet, beschlagnahmte die Spurensicherung dort am Freitag diverse Gegenstände, darunter auch ein Fernsehgerät. Wenn Christa W. in ihrer Wohnung ermordet wurde, war das Verbrechen offenbar auf den ersten Blick für die Polizei nicht zu erkennen. Nachdem die 84-Jährige am Sonnabend, 13. Februar, verschwunden war und ein Bekannter Vermisstenanzeige erstattet hatte, waren Polizisten zum ersten Mal in dem Haus an der Segeberger Chaussee. Damals suchten sie Hinweise, die zum Aufenthaltsort der Rentnerin führen oder ihr Verschwinden erklären könnten. Dass dort kurz zuvor ein Tötungsdelikt stattgefunden hatte, sei nicht ersichtlich gewesen, sagte Felsch. Die Beamten hätten weder Kampf- noch Blutspuren gesehen. „Hierzu dauern die Ermittlungen und Untersuchungen noch an“, sagte Felsch.

Polizei sucht Zeugen

Als die Polizei noch von einer Vermisstensache ausging, waren zahlreiche Polizisten, Diensthunde und eine Suchhundestaffel im Einsatz, um Christa W. noch lebend zu finden. Doch zu diesem Zeitpunkt war sie bereits tot.

Um das Verbrechen aufklären zu können, ruft die Polizei Zeugen auf, sich zu melden. Die Mordkommission fragt: Wer hat zwischen Sonnabend, 13. Februar, und Mittwoch, 17. Februar, in der Stadt Norderstedt an der Segeberger Chaussee 329 oder in Tangstedt am Krogmannsweg Verdächtige beobachtet? Hinweise an die Polizei unter der Telefonnummer 0431 160-3333.