Unser Kolumnist Jan Schröter liebt die Jahresanfangsplanung. Es habe so etwas Klares, Strukturiertes, es verleihe Sicherheit – glaubt er.

Pünktlich zum Jahresanfang berichtet unsere Lokalredaktion im Rahmen einer kleinen Serie über die Investitionspläne der umliegenden Gemeinden. Unter anderem plant Norderstedt für 2021 den Start des Langzeitprojekts „Bildungshaus“, Sanierung und Ausbau des Schulzentrums Nord und die Anschaffung neuer Fahrzeuge für Feuerwehr und Müllabfuhr. Kaltenkirchen baut am Rathaus an, schafft 100 neue Kita-Plätze und spendiert einer Sportanlage ein Kunstrasenfeld. Und in Bad Bramstedt übernimmt die Stadt das Kurhaustheater, es wird ein Ärztezentrum in einem Bankgebäude installiert (sehr praktisch, wenn man nach Abholung des Kontoauszugs mal wieder mit Schnappatmung umfällt), und man inszeniert eine Imagekampagne unter dem Slogan: „Bad Bramstedt. Zum Glück. Besonders.“

Ich liebe diese Jahresanfangsplanung. Es hat so etwas Klares, Strukturiertes, es verleiht Sicherheit. Da steht ein Plan. Da steht, wann es losgeht, wie lange es dauert und was es kostet. Ich will das auch. Jan Schröter plant für 2021 ein neues Gewächshaus für den Garten, Baubeginn an den Eisheiligen. Des Weiteren 47 „Wochenschau“-Kolumnen, inklusive dieser hier. Ein Ersatz für den bereits klapprigen Pkw ist vonnöten. Meine Frau setzt die Renovierung des Wohnzimmers auf die Planungs-Agenda. Ein Urlaub steht auch noch auf der Liste. Ach ja. All die schönen Pläne. Und dann kommt etwas dazwischen. Baubeginn verzögert, Ausschreibung unkorrekt, Unwetter, Firmenpleite, Betrugsskandal, der Kunstrasen wird versehentlich abgemäht, irgendwas ist immer. In den Städten, in den Gemeinden und natürlich auch bei mir. Das Gewächshaus wollte ich schon seit 2015 bauen, es klappt nie. Der Pkw wird ziemlich sicher auch dieses Jahr noch durchhalten müssen – und falls er doch zuvor endgültig zusammenbricht. Falls der Wagen wider Erwarten ohne Panne bleibt, wird der Urlaub garantiert von einem Pandemie-Lockdown durchkreuzt. Statt Urlaub müsste ich dann das Wohnzimmer renovieren, aber das blockiere ich durch Einschaltung der Umweltschutzverbände: Das Sofa ist mein Biotop, ich bin als Individuum einzigartig („Zum Glück. Besonders.“), und deshalb muss mein Lebensraum unangetastet bleiben.