Norderstedt. Auch ein virtuelles Treffen zwischen Stadt und Land bringt keine Bewegung in den Abfallskandal. Ein Gutachten zwingt zum Stillstand.

Der Müllberg bleibt, wo er ist, die Bagger werden vorerst nicht anrücken: In der Videokonferenz am vergangenen Donnerstag sind Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder und Tobias Goldschmidt, Staatssekretär des Umweltministeriums, zu keiner neuen Lösung gekommen. Der illegal angesammelte Abfall auf der ehemaligen Mülldeponie Gieschen in Friedrichsgabe – der in der Spitze sechs Meter in die Höhe ragt – bleibt unangetastet. Daran kann auch ein vom Land in Auftrag gegebenes Gutachten, das eine mögliche Gefahr für die Umwelt ermitteln sollte, nichts ändern.

Nach derzeitigem Kenntnisstand durch Flugaufnahmen, Begehungen und neuen Grundwassermesswerten geht das Umweltministerium von keiner unmittelbaren Gefahr für das Grundwasser aus. "Die neue Studie zeigt, dass wir erstmal eine Entwarnung geben können.

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Der Gutachter hat festgestellt, dass vom Müllberg keine schädlichen Umwelteinwirkungen auf das Grundwasser ausgehen und diese nach aktuellem Kenntnisstand auch nicht zu erwarten sind", sagte Staatssekretär Goldschmidt im Anschluss an das Gespräch. Das bedeutet allerdings auch: Weder die Stadt Norderstedt noch das Land sind befugt, das Grundstück einfach zu räumen. Dazu bräuchten sie einen triftigen Handlungsgrund wie etwa eine akute Gefährdung der Umwelt. Die Macht über das Gelände liegt weiterhin beim Eigentümer – obwohl dieser seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist.

Staatsanwaltschaft ermittelt im Fall Gieschen

Über Jahre hat der Grundstücksbesitzer trotz mehrerer Räumungsaufforderungen und verhängten Zwangsgeldern weiter illegal Müll angehäuft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Familie Gieschen wegen des unerlaubten Umgangs mit Abfällen. Doch die Straftat ist nicht gravierend genug, um die Gieschens per Haftbefehl suchen zu lassen. Die Hoffnungen des Landes schwinden, dass der Betreiber zurückkehrt und das Grundstück in einen legalen Zustand zurückversetzt. "Das ist bedauerlich", so Tobias Goldschmidt.

Die Ergebnisse der Studie lassen den Müllberg nicht verschwinden. Sie sagen zudem wenig über die Entwicklungen der Zukunft aus. "Wir initiieren deshalb ein regelmäßiges Grundwassermonitoring und werden uns erneut gemeinsam mit der Stadt für eine dauerhafte Lösung zusammensetzen“, sagte der Staatssekretär weiter. Befriedigend ist diese Übergangslösung aber weder für die Stadt, das Land noch die Bürger. Alle Parteien wünschen sich, dass der Müll verschwindet. "Als Stadt ist es uns wichtig, mit dem Land im Dialog zu bleiben, um unser gemeinsam erklärtes Ziel, dass dieser Müllberg irgendwann verschwindet, zu erreichen", sagte Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder.

Gutachter empfiehlt Räumung des Grundstücks

An sieben verschiedenen Messpunkten auf dem Gieschen-Grundstück wurden Untersuchungen durchgeführt. Der Gutachter hat dabei eine mögliche Gefahr für die Mitarbeiter der umliegenden Gewerbe ausgemacht. In unmittelbarer Nähe liegt beispielsweise der Autoverwerter Kiesow. Verwehte Fasern könnten die Gesundheit der Menschen gefährden, deshalb hat der Diplom-Geologe sicherheitshalber die Räumung des Geländes empfohlen. Die Verwehung liege angesichts des unübersichtlichen Haufwerks aber ein Stück weit in der Natur der Sache, heißt es von Seiten des Umweltministeriums.

"Faktisch sind solche Verwehungen auch an anderen Stellen nie ganz auszuschließen." Dennoch wird das Land in den nächsten Wochen prüfen, ob und inwiefern sich die mit Fasern versetzten Mengen technisch entfernen oder sicher abdecken lassen. "Es ist im Sinne der Bürgerinnen und Bürger, die rund um das Gelände wohnen, und der dort arbeitenden Menschen gut und richtig, dass das Land sich um die Problematik der im Gutachten genannten Fasern kümmert, um eine Gesundheitsgefährdung aller auszuschließen", sagte Verwaltungschefin Roeder.