Politiker wollen Anfang März über Prüfauftrag entscheiden. Schon gut zehn Jahre nach der Stasdtgründung war die Kreisfreiheit Thema.

Norderstedt. Das Thema ist so bedeutend und weitreichend, das es ins mächtigste politische Gremium gehört. Nach diesem Motto beantragte Grünen-Fraktionschef Marc Muckelberg, den Prüfauftrag für die Kreisfreiheit Norderstedts in der Stadtvertretung zu behandeln. Der Hauptausschuss folgte dem Antrag, und so werden die Stadtvertreter voraussichtlich Anfang März der Verwaltung den Auftrag erteilen, alle Fakten und Zahlen zusammenzustellen. Dann wird es einen interfraktionellen Antrag geben, so dass der Prüfauftrag mit breiter Mehrheit beschlossen werden dürfte.

Nachdem wir am Montag über eine mögliche Kreisfreiheit Norderstedts berichtet hatten, erinnert der langjährige CDU-Fraktionschef Gert Leiteritz an seinen Versuch Anfang der 80er-Jahre, Norderstedt die komplette Autonomie zu verpassen. Leiteritz beauftragte den gerade pensionierten Kämmerer Harder, die finanziellen Auswirkungen zu untersuchen. "Das Ergebnis war ernüchternd, allein schon die Verpflichtung, ein städtisches Krankenhaus zu bauen und zu unterhalten und eine Berufsfeuerwehr zu gründen hat das Projekt damals zum Scheitern gebracht." Die Stadt hätte nach den damaligen Preisen rund 50 Millionen Mark jährlich aufbringen müssen. "Nebenbei: Mein Favorit als Fahrzeugkennzeichen war damals und ist heute das Kürzel NOS - steht für Norderstedt ohne Segeberg", sagt der Ex-CDU-Fraktionschef.

2010 proklamierte die Junge Union Norderstedts Kreisflucht mit den gleichen Argumenten, wie sie die Politiker jetzt wieder nennen: Durch die hohe Kreisumlage, aktuell gut 40 Millionen Euro, komme Norderstedt die Mitgliedschaft im Kreis teuer zu stehen. Und: Durch den Kreis werde Norderstedt zu stark fremdbestimmt.

"Aus Sicht der Verwaltung ist es zum jetzigen Zeitpunkt viel zu kurz gesprungen, dieses sehr komplexe und bis dahin vollkommen theoretische Thema auf das Gegenüberstellen einiger weniger Zahlen in Form einer vereinfachten Kostenersparnis-Mehrausgaben-Rechnung herunter zu brechen", sagt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung, die die Daten zusammentragen wird, wenn die Politiker den Prüfauftrag beschließen. Einsparungen wie der Wegfall der Kreisumlage müssten dem Mehraufwand gegenüber gestellt werden, den die Stadt zu leisten hätte, wenn sie die vielen Aufgaben übernähme, die der Kreis für die Stadt übernimmt. ms