Die CDU-Sozialpolitikerin, seit 2009 im Landtag, bewirbt sich für eine weitere Kandidatur. Bisher zwei Herausforderer im Wahlkreis.

Norderstedt. Natürlich hat Katja Rathje-Hoffmann aufmerksam verfolgt, wie sich zwei Herausforderer schon in den letzten Monaten aus der Deckung gewagt haben. Und dass die Landtagsabgeordnete aus Nahe, zu deren Wahlkreis die Stadt Norderstedt und dazu noch Tangstedt, Kisdorf, Kattendorf, Oersdorf, Wakendorf II und Winsen gehören, eine erneute Kandidatur anstrebt, war naheliegend. Doch den Zeitpunkt, um das bekanntzugeben, wollte die CDU-Politikerin eben selbst bestimmen. „An Weihnachten saßen wir zusammen. Meine Kinder und mein Mann würden es gut finden, wenn ich noch einmal antrete. Und ich möchte es selber auch“, sagt die 57-Jährige. „Und ich habe auch mit Daniel Günther, dem Landesvorsitzenden der CDU, gesprochen. Er befürwortet das auch, dass ich weiterhin Mitglied im Landtag bin.“ Auch aus den meisten Ortsverbänden seien die Reaktionen positiv gewesen, „viele haben sich für mich ausgesprochen. Deswegen möchte ich mein politisches Gewicht weiterhin für den Süden Schleswig-Holsteins in die Waagschale legen.“

Als im September Patrick Pender, Vorsitzender der Jungen Union in Norderstedt, und dann kurz vor Weihnachten auch noch der Norderstedter CDU-Chef Thorsten Borchers ihre Bewerbungen vorstellten, hatte sie sich noch zurückgehalten. Gerade im Herbst noch sei das Thema für sie nicht akut gewesen. Die Tagespolitik stand im Vordergrund, der Umgang mit der Corona-Pandemie. „Wir mussten sehen, wie wir durch die größte Krise kommen, die diese Republik je hatte. Wir hatten viele Probleme zu lösen.“ Wie schnell es gehen kann, merkte Rathje-Hoffmann selbst im Dezember. „Ich hatte eine dicke Erkältung, Schnupfen, Husten, Fieber. Ich habe dann meinen Hausarzt angerufen, er kam auf dem Parkplatz zum Auto und hat mich getestet. Am nächsten Tag war auf der Corona-App zu lesen, dass ich negativ bin.“

In Kiel hat Rathje-Hoffmann politisches Gewicht

Der Infektionsschutz ist im Landtag omnipräsent, die Tische im Plenum sind mit Plexiglas voneinander abgetrennt. „Und wir lassen uns vor jeder Sitzung testen – am Tag davor mit einem PCR-Test, unmittelbar am Sitzungstag mit einem Antigen-Schnelltest. Wir sind da sehr penibel. Nur bei der AfD läuft es nicht so gut. Aber wer nicht getestet ist, muss die ganze Zeit am Platz den Mund-Nasen-Schutz tragen.“

In Kiel ist Katja Rathje-Hoffmann längst keine Hinterbänklerin mehr. Dreimal in Folge (2009, 2012, 2017) hat sie den Wahlkreis direkt gewonnen, sie ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende, sozialpolitische Sprecherin, zudem seit 2011 Landesvorsitzende der Frauen-Union. „Die Kompromissfindung in der Jamaika-Koalition gelingt uns gut“, sagt sie. Etwa bei der Kita-Reform. „Das ist der größte Erfolg, die Reform bietet Eltern, Kommunen, Erzieherinnen und Erziehern Sicherheiten. Ein Kitaplatz hat den gleichen Rang wie Themen im Wirtschaftsbereich, er ist Teil der Infrastruktur. Mein großes Ziel ist es, dass Eltern noch mehr entlastet werden – bis hin zur Beitragsfreiheit. Mittelfristig ist das sehr realistisch.“

"Kita-Reform war der größte Erfolg"

Auch das Krankenhausgesetz sei ein „Meilenstein“, so die Abgeordnete. „Das Land sitzt mit am Tisch, macht die Krankenhausplanung zentral. Wir wissen, welche Kapazitäten wo stehen, es wird mehr gelenkt.“ Generell sei die Corona-Krise der Praxistest für das Krankenhauswesen. „Vorher wurde uns von Fachleuten gesagt, wir hätten zu viele Klinikbetten, überhaupt zu viele Kliniken. Es ginge schlanker. Es wäre fatal, jetzt zu sagen, dass wir Krankenhäuser schließen wollen. Wir sehen, dass wir mit unserer Kliniklandschaft in Schleswig-Holstein, die von außen betrachtet kleinteilig erscheinen mag, gut aufgestellt sind. Das System ist leistungsfähig.“

Aus ihr spricht die Sozialpolitikerin. Sie weiß, dass sie manchmal bei Parteifreunden anecken kann. „Die CDU lebt vom breiten Spektrum. Wir Sozialpolitiker kümmern uns um die Menschen, die es nicht so gut haben. Ich bin dafür da, denen genug Geld zur Verfügung zu stellen.“ Rathje-Hoffmann verweist auf das Norderstedter Frauenhaus. „Es ist wichtig, dass Kommunen hier bei Förderprogrammen berücksichtigt werden. Auch, dass Familienbildungsstätten für ihre Präventionsarbeit mehr Geld bekommen, ist mir ein großes Anliegen.“

Wahlkreis ist kein Selbstgänger

Der Wahlkreis besteht aber nicht nur aus Norderstedt. Im Gegenteil: Gerade die CDU-Wähler in den Dörfern gelten als starke Basis. „Der Wahlkreis hat viele Facetten. Einmal Norderstedt mit 80.000 Einwohnern, dann größere Gemeinden wie Kisdorf mit eigener Gemeinschaftsschule, mit relativ kompletter Infrastruktur, dann einen kleinen Ort wie Winsen. Es spielt keine Rolle, für wen ich etwas mache. Die meisten Gemeinden sind auf Norderstedt ausgerichtet, die Menschen machen hier ihre Besorgungen, haben hier ihre Ärzte, ihren Sozialraum.“

Dass Norderstedter Christdemokraten ihren Platz einnehmen wollen, hat sie erwartet. „Aber das ist hier kein Home-Run.“ Man müsse sich vor Augen halten: „Wenn ich nicht die Kandidatin sein sollte, ist die Chance gering, dass überhaupt Norderstedter in den Landtag einziehen. Die neuen Leute müssten den Wahlkreis schon direkt gewinnen.“ Eine Listenabsicherung für Newcomer ist unwahrscheinlich, während Katja Rathje-Hoffmann von einem einstelligen Listenplatz für sich ausgeht. „Ich habe die größten Chancen, über den einen oder anderen Weg in den Landtag einzuziehen.“

Nominierungsveranstaltung im Juni

Zunächst einmal geht es nur um die Kandidatur, die Landtagswahl ist erst im Mai 2022. Und dann wartet die SPD, hier bewirbt sich mit Katrin Fedrowitz eine weitere Norderstedterin um ein Mandat. Bei den letzten Wahlen unterlag sie gegen ihre CDU-Rivalin mit 3,9 (2012) bzw. 2,1 Prozent (2017).

Katja Rathje-Hoffmann, Thorsten Borchers, Patrick Pender – theoretisch könnten sich auch noch weitere Christdemokraten um eine Kandidatur bewerben. Selbst direkt zu Beginn der Nominierungsveranstaltung. Die soll am 11./12. Juni in Sülfeld stattfinden, und zwar ebenso für die Wahlkreise Segeberg-West, wo Ole-Christopher Plambeck höchstwahrscheinlich wieder antreten wird, und Segeberg-Ost. Dieser dritte Bezirk, der als Selbstgänger für die CDU gilt, ist offen, ihn hatte 2017 der drei Monate später verstorbene Axel Bernstein gewonnen – hier gibt es dem Vernehmen nach eine Reihe von Bewerbern.