Bad Bramstedt. Nach dem Bruch mit dem Theaterverein, soll nach Ende des Lockdowns ein neues Konzept umgesetzt werden.

Nach dem Bruch mit dem Theaterverein geht Bramstedts Bürgermeisterin Verena Jeske mit Optimismus an die Planungen für das Programm 2021 im Kurhaustheater. „Ende Januar, Anfang Februar soll das neue Programm stehen“, sagte sie. „Wir können das mit unserer Verwaltung leisten.“ Die Stadt hat die Regie in dem 400-Plätze-Haus übernommen, nachdem der Vertrag mit dem Theaterverein mit fast einstimmiger Rückendeckung der Fraktionen gekündigt worden war. Wann es allerdings wieder Theatervorstellungen in der Rolandstadt geben wird, ist wegen des Lockdowns völlig unklar.

Jeske und ihre Kulturmanagerin Swantje Maaß setzen aber für die Zukunft nicht nur auf die wenigen großen, stets gut besuchten Abo-Veranstaltungen. Sie wollen auch Künstlerinnen und Künstler einladen, die vor kleinem Publikum spielen möchten. Diese Idee hatten die Stadt und Politiker dem Theaterverein bereits im Sommer 2020 vorgeschlagen, als wegen der gelockerten Corona-Auflage ein Spielbetrieb im kleinen Rahmen möglich gewesen wäre. „Viele Künstler wären dankbar gewesen, überhaupt Auftrittsmöglichkeiten zu haben“, sagt die Bürgermeisterin. Der Verein habe jedoch dafür kein Hygienekonzept vorgelegt.

Maaß hat bereits Kontakt mit dem Altonaer Theater aufgenommen, das in den vergangenen Spielzeiten regelmäßig in Bad Bramstedt zu sehen war und stets für ein volles Haus gesorgt hatte.

Der städtische Zuschuss beträgt 60.000 Euro

Zu dem Bruch mit dem Theaterverein war es gekommen, weil immer mehr Fraktionen unzufrieden mit der Auslastung waren. Die Bühne wurde nur 60-mal pro Jahr bespielt. Zu wenig angesichts des städtischen Zuschusses von mehr als 80.000 Euro jährlich befanden die Kritiker. Auch die Verhandlungen an einem sogenannten Runden Tisch, einem Unterausschuss des Kultur- und Bildungsausschusses, hatten zu keiner Einigung geführt. Bereits bei der ersten Sitzung soll die Bürgermeisterin dem Verein und seinem in Teilzeit beschäftigten Geschäftsführer Jürgen Laatsch in aller Deutlichkeit ihre Unzufriedenheit deutlich gemacht haben. Mehrfach soll in der Runde die Forderung nach einer Entlassung von Laatsch geäußert worden sein. Er hatte nach Abendblatt-Informationen stets signalisiert, das neue Konzept nicht unterstützen zu wollen.

In den Jahren zuvor war Laatsch immer wieder öffentlich gelobt worden, weil es ihm gelungen, den darbenden Theaterbetrieb wieder aufzubauen und damit die Spielstätte zu retten. Die Anerkennung bezog sich auf das Abo-Programm mit seinen bis zu sieben Veranstaltungen pro Saison, die regelmäßig für ein volles Haus gesorgt hatten.

Der Vorsitzende des Theatervereins, Ex-Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach, will auf die Auseinandersetzungen öffentlich nicht eingehen. „Ich will kein Öl ins Feuer gießen“, sagt er. Er könne damit leben, dass die Stadt die Aufgaben übernehme. „Wichtig ist, dass der Theaterbetrieb weitergeht“, sagt der Vorsitzende.

Dem Theaterverein droht die Insolvenz

Kütbach weist jedoch auf die vertraglichen Probleme hin, die mit der Kündigung der Stadt zum Jahresende 2020/21 einhergehen. Damit läuft die Förderung aus, der Vertrag des Vereins mit dem Klinikum als Vermieter kann jedoch frühestens für Sommer 2022 beendet werden. Damit droht dem Verein, der seit vier Jahren monatlich eine Miete ans Klinikum in Höhe von 3000 Euro zahlt, die Insolvenz. Daher seien Gespräche mit der Stadt dringend.

Ende des Monats steht außermdem eine Mitgliederversammlung des Vereins auf dem Programm. Zur Personalie Laatsch sagt Kütbach: „Er wurde in der Öffentlichkeit oft ungerecht behandelt.“

Er appelliert an die Stadt, noch einmal zu überdenken, ob nicht ein Verein der bessere Betreiber des Theaters wäre. Damit wäre gewährleistet, zum Beispiel über einen Beirat die Gestaltung des Programms einer breiteren Öffentlichkeit zu überlassen. Swantje Maaß als Fachfrau für Kultur könnte an den Verein abgeordnet werden.

Jeskes Vorschlag, den Theaterverein in einen Förderverein umzuwandeln, lehnt Kütbach nicht grundsätzlich ab. Er weist jedoch daraufhin, dass wegen der Probleme bei Satzungsänderungen eine Neugründung einfacher umzusetzen wäre.

Bürgermeisterin will ein Kultur- und Bildungshaus bauen

Doch selbst wenn es beiden Seiten gelingt, die Probleme einvernehmlich zu lösen, stehen dem Theaterbetrieb mittelfristig ganz andere Probleme bevor: Das Klinikum hat stets signalisiert, dass der Betrieb einer Bühne nicht zu ihren Aufgaben gehört. In den neuen Plänen von Geschäftsführer Jens Ritter über einen kompletten Umbau des Krankenhauses taucht das Theatergebäude gar nicht mehr auf. Ritter hatte bereits vor mehreren Jahren darüber nachgedacht, den Saal in ein Reha-Trainingszentrum umzubauen.

Jeske favorisiert langfristig den Bau eines neuen Kultur- und Bildungshauses. Einen Standort am Stadtrand am Schäferberg hat sie bereits ausgemacht. Doch auch die Bürgermeisterin weiß, dass damit immense Kosten auf Bad Bramstedt zukämen. Eine andere günstigere Lösung könnte eine Kooperation mit Kaltenkirchen sein, das keine angemessene Bühne für Kulturveranstaltungen zu bieten hat. Jeske hat darüber bereits erste Gespräche mit ihrem Kollegen Hanno Krause geführt.