Kaum bequemt sich die Europäische Arzneimittelbehörde zur Freigabe des Impfstoffs, mutiert das offenbar gar nicht so blöde Virus.

Corona ist ein trickreicher Gegenspieler von boshafter Eleganz, dagegen wirkt die menschliche Abwehr manchmal etwas hüftsteif.

Und ratlos. Libero Christian Drosten ließ zunächst verlauten, die Mutation sei eher nicht besorgniserregend. Um später besorgt nachzuschieben: „Das sieht leider nicht gut aus.“ Was da für ihn nicht gut aussah, war der Bericht einer britischen Expertengruppe. Im englischen Fußball wird nicht lange gefackelt, wenn es im eigenen Strafraum brennt. Das Statement dieser Expertenkommission erinnert jedoch eher an Jogi Löws extrem verunsicherten Defensivblock während der Nachspielzeit gegen die Niederlande: Man sei der „mittelfesten Überzeugung“, dass das mutierte Virus die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung erhöhe. Mittelfeste Überzeugung, das ist von exakter Wissenschaft in etwa so weit entfernt wie ich von einer Nominierung für die Nationalelf. Auch der geniale Stratege des pandemieüberbrückenden Steilpasses, „Biontech“-Gründer Uğur Şahin, kann nur vermuten, dass sein Impfstoff „wahrscheinlich“ auch gegen die neue Virus-Variante hilft. Insgesamt lässt sich feststellen, dass dieser jüngste Winkelzug des Virus uns genau in dem Moment erwischt, da wir glaubten, wir könnten es mit ein paar gezielten Spritzen in die Abseitsfalle locken. Jetzt glotzen wir überrascht dem Gegner hinterher, der mit dem Ball am Fuß frei vor unserem Tor auftaucht und sich gerade die Ecke aussucht, in der das Gerät gleich einschlagen soll.

Was bin ich froh, dass nun erst mal Weihnachten ist. Endlich eine kleine Atempause. Natürlich nicht für das Virus, das macht munter weiter. Aber ich mache nicht mit. Wir sitzen zu Hause, nur meine Frau und ich, ganz ohne Kind & Kegel. So, wie sicher viele von Ihnen ebenfalls. Das ist anders als sonst, aber, ganz ehrlich, so schlimm doch auch nicht. Ja, wäre dies ein normales Weihnachtsfest und niemand käme zu Besuch oder würde einen zu sich einladen – das wäre bitter, es käme der Gedanke auf: „Mich liebt keiner“. Diesmal aber ist Pandemieweihnacht. Die Menschen kommen nicht zusammen, gerade weil sie diejenigen, die sie schätzen und lieben, in dieser Situation schützen möchten. Also Kopf hoch. Ein gläubiger Mensch käme doch auch nicht auf die Idee, Gott würde ihn nicht mehr lieben, bloß weil die Christmesse in der Kirche ausfällt. Wenn die Heilige Nacht nun tatsächlich eine stille wird, saugen wir eben daraus die Kraft. Besinnen uns, sammeln uns, nehmen den Fuß vom Gaspedal und lassen Corona bitte mal für drei Tage draußen vor der Tür. Ist vermutlich leichter gesagt als getan. Und ich weiß nicht genau, ob es hilft. Sagen wir mal, ich bin so „mittelfest überzeugt“. Frohe Weihnachten allerseits.