Ellerau/Henstedt-Ulzburg. Der fehlende Radweg im Kadener Weg in Ellerau schaffte es vor vier Jahren nach dem ersten Bericht im Abendblatt als Behördenposse bis in die NDR-Satire-Sendung „Extra 3 “. Auf der seinerzeit neu gebauten Brücke über die A 7 wurde auf der Kreisstraße 24 in Richtung Henstedt-Ulzburg für rund 600.000 Euro ein nagelneuer Radweg eingebaut, der dort von etwa einem Meter hohen Leitplanken geschützt ist. Vor und hinter der Brücke gibt es aber keinen Anschluss an den Radweg, sodass der Radweg auf der Brücke für Radler nicht zu erreichen ist.
Der Radweg zur Brücke sollte eigentlich bis 2019 fertig sein, hieß es damals aus der Kreisverwaltung Segeberg. Nun wird er aber auch im nächsten Jahr nicht realisiert, bedauert Elleraus Bürgermeister Ralf Martens. Stattdessen werde der Kreis die bereits eingeplanten 900.000 Euro Baukosten wieder aus dem Haushalt streichen. Grund seien zu hohe Forderungen der Grundstückseigentümer.
Kreissprecherin Sabrina Müller teilt dazu mit, dass sich der Ausschuss für Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Kreistages dafür ausgesprochen habe, „das Ziel weiterhin zu verfolgen, den Radweg entlang der K 24 zu bauen“. Dazu sollen Anfang 2021 Vorgespräche mit Vertretern der Gemeinden Ellerau und Henstedt-Ulzburg geführt werden.
Kreis konnte sich nicht mit Eigentümern einigen
Nach Informationen des Abendblatts werden etwa 20.000 Quadratmeter für den Bau eines Radweges von Ellerau bis zur Kadener Straße/Kadener Chaussee in Alveslohe beziehungsweise Henstedt-Ulzburg benötigt. Zwei Landwirte müssten dafür Grundstücksflächen zur Verfügung stellen. Allerdings seien ihre Forderungen zu hoch, heißt es aus der Kreisverwaltung. Normalerweise würde ein niedriger zweistelliger Grundstückspreis dafür fällig. Aber ein Eigentümer forderte mehr als das Dreifache. Der zweite Eigentümer möchte im Gegenzug die Genehmigung der Kreisbehörde für ein eigenes Bauprojekt. Beides findet keine Zustimmung der Kreisverwaltung.
Denkbar wäre noch, dass der Radweg nicht wie geplant auf der südlichen, sondern der nördlichen Seite der K 24 angelegt würde. Das hätte aber den Nachteil, dass unmittelbar vor der Brücke die Radfahrer die Straße kreuzen müssten, um sicher über die Autobahnbrücke zu kommen. Diese Alternative wird von den Kreisplanern wegen des zu großen Gefahrenpotenzials abgelehnt.
So bleibt es den Verantwortlichen in Ellerau und auf Kreisebene überlassen, die betroffenen Eigentümer doch noch davon zu überzeugen, ihre Forderungen zurückzuschrauben. „Das ist ein ganz dickes Brett, das da zu bohren ist“, ahnt Bürgermeister Martens, der dieses Projekt von seinem Amtsvorgänger Eckart Urban geerbt hat. Da werde noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten sein, sagt Martens. „Man muss bestimmte Dinge auch erst einmal sacken lassen.“
Henstedt-Ulzburg sieht keine Notwendigkeit für Radweg
Aus Henstedt-Ulzburg kann er da nicht allzu viel Unterstützung erwarten. Rathaussprecher Malte Pohlmann teilt auf Nachfrage mit: „Dass die Bemühungen des Kreises Segeberg zum Ankauf der notwendigen Flächen für einen Radweg an der K 24 nicht erfolgreich gewesen sind, ist einerseits bedauerlich. Anderseits sah und sieht die Gemeinde Henstedt-Ulzburg die zwingende Notwendigkeit für speziell diesen Radweg nicht, da ein alternativer Radweg entlang der AKN-Trasse und der Straße Beckershof existiert, der Henstedt-Ulzburg mit Ellerau verbindet.“
Schon am Bau des Radweges auf der A-7-Brücke hatte sich Henstedt-Ulzburg nicht beteiligt, während Ellerau 250.000 Euro und der Kreis 350.000 Euro dafür bereitstellten. „Das Geld soll natürlich nicht aus dem Fenster geworfen sein“, sieht sich Bürgermeister Martens in der Verantwortung.
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