Norderstedt. Ist die Stadt Norderstedt gerade dabei, Steuermillionen im Müll zu versenken? Davon ist zumindest die Fraktion der Freien Wähler und Demokraten in der Stadtvertretung überzeugt. Die Stadtvertreter Thomas Thedens und Sven Wojtkowiak fordern jetzt, die Stadt soll mit dem Wege-Zweckverband des Kreises Segeberg (WZV) auf dem bislang gemeinsam betriebenen Recyclinghof an der Oststraße zusammenarbeiten – und den von der Politik bereits mit Mehrheit beschlossenen Plan zum Bau eines eigenen, städtischen Recyclinghofes unterlassen.
Nach dem erbitterten Streit der Müll-Vertragspartner in den vergangenen Monaten soll diese Lösung zwischen Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder und WZV-Geschäftsführer Peter Axmann am Runden Tisch zumindest erörtert werden, moderiert von Segebergs Landrat Jan Peter Schröder. Ausgang: ungewiss. Thedens und Wojtkowiak sind der Auffassung, dass die vor der Corona-Krise vereinbarte mögliche Lösung eines Pachtvertrages der Stadt mit dem WZV quasi durch die Verweigerungshaltung der Stadt verhindert wurde.
Recyclinghof: "Es fehlen Kostenfaktoren"
Der WZV habe wiederholt in der Sache den Kontakt gesucht, wollte über die Modalitäten des Vertrages verhandeln. Doch die Stadt habe nicht reagiert und auf eine coronabedingte Überlastung verwiesen, so Thedens und Wojtkowiak. Die von der Stadt in einer Vorlage genannten sechsstelligen Einsparungsmöglichkeiten beim Bau eines eigenen Hofes kann der Fraktionsvorsitzende Thedens nicht nachvollziehen. „Wie sich jetzt herausstellt, fehlten darin entscheidende Kostenfaktoren“, teilt er mit. Angeblich seien Investitionen für ein Salzlager nebst Maschinen, die Personalkosten für vier Mitarbeiter, Lohnnebenkosten, höhere Kosten für Gewerbemüll und die an den WZV zu zahlenden Entsorgungsgebühren nicht einkalkuliert gewesen.
„Allein die Entstehungskosten für einen provisorischen Recyclinghof steigen um mehr als das Doppelte auf etwa 1,8 Millionen Euro, wie es dem Nachtragshaushalt entnommen werden kann.“ In Kenntnis dieser Zahlen hätte es im Mai sicher keinen Beschluss für die Pläne der Stadt gegeben, mutmaßt Thedens.
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