Das eigene Leben komplett verändern oder lieber das alte Leben zurück, so wie es war? Eine abendliche Diskussion in Zeiten von Corona.

„Wenn das mit Corona mal vorbei ist – wirst du dann dein Leben ändern?“, fragt mich meine Gattin unvermittelt, als ich gerade in mein Abendessen beiße. Zeit zum Kauen ist auch Zeit genug, die Antwort zu überlegen. Mein Leben ändern? Warum? „Meinst du, ich sollte mein Brot dann lieber mit Wilstermarsch-Käse statt mit Harzer belegen?“, taste ich mich unverfänglich vor. Sie tippt sich erst an die Stirn, dann auf einen Beitrag im Abendblatt, das sie mir demonstrativ über den Tisch schiebt.

Ich lese: Der Hirnforscher Gerald Hüther prognostiziert, die Corona-Pandemie werde unsere Gesellschaft nachhaltig verändern. Wenn die Krise mal vorbei ist, würde zwar das Leben der meisten Menschen wieder in gewohnten Gleisen verlaufen. Doch „die Anzahl der Menschen, die ihr Leben künftig nicht mehr so weiterführen wollen, ist gewachsen“, vermutet Hüther und schätzt: „Ein Drittel der Bevölkerung wird nach Corona etwas ändern wollen.“ Dieses Drittel würde einen gesellschaftlichen Aufbruch initiieren und unser Wertesystem verändern.