Kreis Segeberg. Eine neue Form von Public Viewing: In der dänischen Fußballliga waren aber statt der Profis die Fans per Video im Stadion zugeschaltet.

Auch in Dänemark wird nun wieder Profifußball gespielt. Bei der Partie zwischen Aarhus und Randers präsentierte man sogar eine Weltneuheit. Da wegen Corona keine leibhaftigen Zuschauer im Stadion zugelassen wurden, hatte man auf den Tribünen große Leinwände installiert. Die ausgesperrten Fans durften sich von zu Hause aus über eine Internet-Videoplattform zuschalten und auf den Tribünen-Leinwänden einblenden lassen. Unten hechelten die Akteure über den Rasen, oben sah man irgendwelche Bierbauch-Jockel überlebensgroß in Jogginghose auf dem Sofa lümmeln – in einer Hand die Fernbedienung, in der anderen das Getränk. Gruselig. Da wünscht man sich doch lieber „normale“ Geisterspiele vor leer gefegten Rängen zurück. Dass die Sportler nicht auf der Stelle die Arbeit verweigerten, grenzt für mich an ein Wunder.

Früher saß man anonym zu Hause auf dem Sofa und guckte etwas im Fernsehen. Nun ist es plötzlich schick, ungehemmt Privates öffentlich zu machen. Zunächst vermutete ich den Grund dafür in der Tatsache, dass RTL 2 & Co. unser gesellschaftliches Schamgefühl mit immer schrilleren Fremdschäm-Trash-Formaten längst sturmreif geschossen haben. Aber wahrscheinlich liegt es doch an Corona. Knapp ein Vierteljahr Virus hat unser Verhalten und unsere Wahrnehmung verändert. Dank Kontaktsperren und Homeoffice sind Videoplattformen längst nicht mehr ausschließlich die Spielwiese von netzaffinen Jungspunden, sondern Kommunikations-Allgemeingut geworden. Wir schauen einander auf Videokonferenzen in die Wohnzimmer, wähnen uns auswärts und haben gleichzeitig ein Heimspiel. Das macht was mit den Menschen.