Kreis Segeberg. Während man sich in Norderstedt noch darüber streitet, wer denn nun endlich mal den Müll rausbringt (nämlich den skandalösen Riesenhaufen auf dem Deponiegelände der Gieschen GmbH), sind andere längst bei der Urlaubsplanung. Das ist in diesem Jahr auch keine Sache, die unkompliziert zu erledigen ist. Scheinbar finden viele Leute aber doch eine gute Lösung: Wohnmobil mieten und losfahren. Bestechend einfach. Oder?
Ja, Wohnmobile sind prima. Die darin Reisenden behalten ihre Privatsphäre. Man schläft im eigenen Bett, kocht in der eigenen Küche, wäscht sich unter eigener Dusche und das private WC ist auch an Bord. Man fährt an den Strand und fällt aus der mobilen Haustür quasi direkt ins Meer. Sicherer und schöner kann ein Urlaub im Jahre Corona kaum sein. So in etwa schwärmen jedenfalls die Verkäufer und Vermieter der Wohnmobilbranche, bei denen auch in unserem Landkreis das Geschäfte gerade richtig brummt.
Als jahrzehntelang erprobter Reisemobilist fühle ich mich allerdings legitimiert, dieser Euphorie ein paar Warnungen entgegenzustellen. Erstens: Sollten Sie manchmal während zurückliegender Homeoffice- und Quarantänewochen an Ihrer Familie verzweifelt sein, überlegen Sie bitte, wie das wohl auf ca. 10 Quadratmetern wird.
Zweitens: Die eigene Dusche ist super. Sollten allerdings vier Leute unter der Brause stehen, ist der Wassertank danach leer, selbst wenn der vorher randvoll war und sich die Duschenden beeilen. Duschen diese vier Leute direkt nacheinander, haben maximal die beiden Ersten warmes Wasser – das wird nämlich im Boiler erhitzt und zugemischt, und der fasst meist nur gut zehn Liter.
Drittens: Ist der Wassertank leer, ist der Abwassertank voll. Knallt ordentlich die Sonne (wir wollen ja schließlich gutes Wetter im Urlaub haben), kann es manchmal unschön müffeln.
Viertens: Der Herd geht im Camper mit Gas. Benötigen Sie im Ausland eine neue Flasche, werden Sie feststellen, dass man in Europa zwar fast überall mit Euros zahlen kann, aber sich nicht gleichermaßen über einheitliche Normen bei Gasflaschen einigen konnte. Ab jetzt müssen Sie täglich ins Restaurant oder kalt essen.
Fünftens muss die Toilette regelmäßig geleert werden, sonst Müffel-Alarm, vergleiche Punkt Drei. Das führt zur vielleicht wichtigsten Regel: Klären Sie unbedingt vor der Abreise, wer für Punkt Zwei bis Fünf zuständig ist. Und wer den Müll rausbringt.
Wer das nicht klärt, kann auch gleich in Norderstedt bleiben.
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