Wer möchte während der Coronakrise Entscheidungen treffen, die für alle verbindlich sind? Unser Kolumnist Jan Schröter bestimmt nicht!
Ich verstecke meine untere Gesichtshälfte hinter der Zeitung, lehne mich über den Frühstückstisch und beschenke meine Gattin mit sonnigem Blick. „Was guckst du so kariert?“, erkundigt sie sich aufgeschreckt. Ich lasse die Zeitung sinken und tippe auf eine Meldung. „Hier steht, die „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers bedauert an der Maskenpflicht vor allem, dass man die Mimik des Gegenübers nur noch unvollständig sehen kann. Sie will jetzt darauf achten, mehr mit den Augen zu lächeln. Ich dachte, das übe ich auch mal.“ – „Lass mal lieber. Das kriegst du nicht hin.“ – „Wieso nicht? Wenn Judith Rakers das kann…“ – „Die Rakers ist Profi. Die lächelt ja sogar, wenn sie die Nachrichten vorliest. Und die sind eigentlich so gut wie nie zum Lachen.“
Dann eben nicht. Meine Gesichtsmuskulatur schaltet schlagartig wieder auf entspannten Morgenmuffel-Faltenwurf, mein Haupt zieht sich schildkrötengleich hinter den Zeitungspanzer zurück. Stimmt schon: Die Nachrichten sind selten lustig, weder gesprochen noch gedruckt. In Zeiten von Corona ist es in dieser Hinsicht sogar noch schlimmer als sonst. Statt Bundesligatabelle studiert man die Länderhitliste der Sterbestatistiken.