Kreis Segeberg. Die Maskenpflicht als Chance gegen den Schönheitswahn: Wer lässt sich noch die Nase richten, wenn das Gesicht sowieso hinter der Maske steckt?

Man kann Gesichtsmasken mit dem Bügeleisen desinfizieren, las ich. Ein wirklich heißer Tipp. Jetzt darf ich die Maske für den Rest meines Daseins tragen. Ich hätte sie wahrscheinlich vorher besser abnehmen sollen, aber davon stand in dem Zeitungsartikel leider nichts.

Wer jetzt wirklich intime Momente zusammen mit anderen Menschen genießt – also Momente ohne Gesichtsmaske –, erhält auch ohne gezielte Nachfrage konkrete Informationen bezüglich der Charaktereigenschaften des Gegenübers. Leute, über deren oberen Nasenrücken eine rote Linie verläuft, verraten damit, dass Geduld nicht ihre Stärke ist. Sie tragen eine Maske mit Metall-Nasenbügel, die sie in der Mikrowelle desinfizieren. Und weil sie einfach nicht abwarten können, wird das Ding wieder aufgesetzt, sobald die Mikrowelle „Ping!“ macht. Schon ist er da und bleibt als Brandmarke, der sogenannte Ungeduldsstreifen. In ein paar Wochen?/Monaten?/ Jahren?, also jedenfalls nach dem OK (sprich: „Okay“ – Offizielles Krisenende), werden die Schönheitschirurgen mit der operativen Beseitigung dieser Ungedulds-Stigmata eine Menge Geld verdienen. Falls es bis dahin noch praktizierende Schönheitschirurgen gibt. Denn wer lässt sich heute noch die Nase richten oder die Falten planieren oder die Lippen mit Botox aufspritzen, wenn man anschließend einen Lappen vor das Kunstwerk hängen muss? Macht keiner mehr. Und das ist gut so.