Kreis Segeberg. Es ist amtlich: Das diesjährige Wacken Open Air wird zum Corona-Opfer. Genauso wie etliche andere Events, Festivals, Kultur- und Sportereignisse. Anstatt zu jammern, sollten wir konstruktiv an Lösungen arbeiten, wie sich einiges davon retten lässt. So leicht geben wir uns nicht geschlagen.
Für Wacken bestünde die Möglichkeit, die Metal-Mucke nur geringfügig lauter zu drehen, als sie dort ohnehin normalerweise ist. Damit ließe sich schon ganz Schleswig-Holstein beschallen. Niemand braucht sein Haus zu verlassen, trotzdem hören alle zu. Selbst im Atomschutzbunker herrscht noch Zimmerlautstärke. Knapp 2,9 Millionen Nordlichter headbangen im Gleichtakt. Das generiert rhythmische Windböen der Stärke 12 über sämtliche Tage des Festivals, die unsere zahlreichen Windräder rotieren lassen wie Brummkreisel – was die bundesweite Stromversorgung für den kompletten Rest des Jahres sicherstellt und überdies die Wacken-Veranstaltung finanziert.
Weiterer Nebeneffekt: Nach vier Tagen „Metalstorm over Holstein“ befindet sich in unserem Bundesland kein einziger Wolf mehr. Die Schafe sind dann allerdings auch ausgewandert. Man kann nicht alles haben.
Vielleicht wäre es aber auch eine hilfreiche Maßnahme, sämtliche jetzt abgesagten Festivals über Weihnachten nachzufeiern. Bis dahin liegt ja möglicherweise ein Corona-Impfstoff unterm Christbaum. Schnell reinpfeifen, und ab geht die Post. Das Wetter ist bei uns in aller Regel zur Weihnachtszeit ja auch nur unwesentlich mieser als meistens zur Festivalsaison in Scheeßel oder Wacken. Wer dort in vergangenen Jahren im Matsch gezeltet, im Dauerregen gemosht oder im Gewitter seine Bierdosen zu Blitzableitern umfunktioniert hat, den wird ein zarter Nachtfrost nicht ums Eventvergnügen bringen.
Schon gar nicht, wenn das Line-up der engagierten Künstler ein wenig der besinnlichen Jahreszeit Rechnung trägt. Die Herren von ZZ Top wären beispielsweise eine gute Wahl, weil sie ganzjährig wie Knecht Ruprecht hoch drei daherkommen. Und garantiert kein Auge bliebe trocken, wenn die Wacken Firefighters das Open Air mit einer Blasorchesterversion von „Last Christmas“ eröffneten. Dazu ein paar Halbe Glühbier und kein Mensch braucht mehr dösige Weihnachtsmärkte mit zweifelhaftem Tetra-Pak-Gesöff und Leierkastengedudel.
Der feierliche Klassiker „Stille Nacht“ verschwindet allerdings von der Playlist weihnachtlicher Gesänge, der passt einfach nicht mehr zur rasanten Christmas-Coronaparty. Dieses Lied summen wir künftig in lauen Mittsommernächten, da passt es auch. Vor allem ist dann Tante Anneliese nicht dabei, die es zu Weihnachten immer so gnadenlos falsch singt, dass man fast einen Virus herbeisehnt, damit das Leid endlich ein Ende… nein, an sowas darf man nicht mal denken. Davon haben wir wirklich genug. Es reicht ja wohl, dass wir dieses Jahr keine großen Feste feiern. Den Urlaub ausfallen lassen. Auf Sportereignisse und Kulturevents verzichten. Und nun auch noch auf Wacken, das ist wirklich bitter.
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