Kreis Segeberg. Brauereien produzieren jetzt Desinfektionsmittel statt Bier und Schnaps, überall werden Schutzmasken genäht. Doch was, wenn die Krise vorbei ist?

In Hamburg-Winterhude haben die Betreiber einer kleinen, aber feinen Kornbrennerei ihren Betrieb von der Schnapsproduktion auf die Herstellung von Desinfektionsmitteln umgestellt. Diverse Gin-Brennereien und ähnliche Destillen treffen die gleiche Entscheidung. Man darf auf neue Geschmackskreationen gespannt sein, sollte die Coronakrise endlich mal vorbei sein. Denn dann sind alle Tanks voller Desinfektionsflüssigkeit, bloß herkömmlicher Schnaps ist rar. Nach der Mahlzeit einen kleinen „Sagrotangeist“? Danke, „on the rocks“, bitte.

Der „Sagrotangeist“ wäre indes nicht nur als Digestif zu kredenzen, sondern auch als Aperitif geeignet. Zumal man vor der Mahlzeit seine Dreckfinger ins Gläschen tunken könnte – ähnlich, wie weiland die Werbe-Ikone „Tilly“ rissige Spülhände in „Palmolive“ zu baden pflegte. Vielleicht wird der „Sagrotangeist“ bei unserem Lieblingsgriechen den Gratis-Ouzo ersetzen. Denn vieles von dem, was in heutiger Krisenzeit ungemein gefragt und vielleicht sogar noch Mangelware ist und deshalb jetzt massenhaft produziert wird, werden wir danach nicht mehr so dringend benötigen. Einfach wegschmeißen geht natürlich nicht – dann hätten wir sofort wieder Greta auf der Zinne, und zwar absolut zu Recht. Wie könnten wir es beispielsweise wagen, Urwälder per Brandrodung zu vernichten, die gewonnenen Flächen mit Baumwolle zu bepflanzen, aus der wir etliche Trilliarden Gesichtsmasken basteln, die wir in die Mülltonne kloppen, sobald ein Impfstoff vor Corona schützt?