Corona ist schon schlimm genug, findet Jan Schröter. Was zum Unglück jetzt noch fehlt, wären Partnerschaftsprobleme.

Schnelles Frühstück zwischen der morgendlichen Fitnesseinheit auf dem Crosstrainer und dem Frühstart am Homeoffice-Schreibtisch. Ich hypnotisiere meinen Kaffee. „Hast du eigentlich schon Paarantäne?“, erkundigt sich meine Frau. „Diesen Mist mit kaputten Zähnen? Nee, hab ich nicht“, konstatiere ich begriffsstutzig. Morgens stehe ich für gewöhnlich etwas länger auf der Leitung. Zum Glück muss man dies einer langjährigen Partnerin nicht mehr erklären.

Sie erklärt auch nichts weiter. Stattdessen legt sie mir wortlos eine Zeitungsmeldung neben den Kaffeebecher. „Paarantäne“, lese ich, ist eine Anspielung auf quarantänebedingte Partnerschaftsprobleme. Laut Umfrage sind sich 27 Prozent aller in festen Partnerschaften lebenden Bundesbürger darüber unsicher, ob ihre Beziehung die Phase der Ausgangsbeschränkungen schadlos überstehen wird. „Wie gut, dass ich nicht mit vier Frauen zusammen bin“, befinde ich. „Laut Statistik wäre jetzt mindestens eine unzufrieden.“ „Quatsch nicht, lies weiter.“ Ich lese weiter. Schon, um nicht die Unzufriedenheitsquote bereits beim Frühstück auf satte 50 Prozent zu treiben. Von den Eltern schulpflichtiger Kinder, erfahre ich, fürchten sogar 38 Prozent unter diesen verschärften Isolationsbedingungen um den Fortbestand ihrer Bindung. Mehr als einem Drittel dieser Eltern erschiene es also besser, zumindest den Alltag ohne den Partner zu meistern. Ich vermute, bei vielen gibt es Kompetenzgerangel um Erziehungsfragen, sobald der gewohnte Ablauf fehlt. Normalerweise kriegt man es vielleicht gar nicht so mit, wie es Partner/in handhabt, wenn die Kinder durchdrehen oder bockig sind oder verpflegt, unterhalten, in Ruhe gelassen werden wollen. Jetzt sieht man jeden Tag zu und regt sich darüber auf. Oder man regt sich über ungeahnte, charakterliche Webfehler bei Partner/in auf, wagt es nicht anzusprechen und debattiert auf Nebenkriegsschauplätzen – beispielsweise im Bereich der Kindererziehung. Ich unterbreche die Lektüre nachdenklich. „Für manche muss das wirklich die Hölle sein…“