Kreis Segeberg. Für die Schüler, die in diesem Jahr ihr Abitur schreiben sollten, ist vieles anders: Kein Abi-Ball, keine Weltreise. Das hat auch Vorteile, oder?

Weil sportliche Betätigung in coronavernebelten Arenen und Hallen bis auf Weiteres untersagt ist und man ja nicht weiß, wann dieses Verbot wieder aufgehoben wird, müssen Hamburger Sport-Abiturienten anstelle ihrer praktischen Prüfung optional eine fünfstündige Biologie-Klausur schreiben. Ich plädiere dafür, dass im Gegenzug die Bio-Lehrerinnen und -Lehrer eine 4 x 400-Meter-Staffel unter 4:30 Minuten laufen. Mit drei Wochen Vorbereitungsfrist, mehr Zeit bekommen die Klausur-Kandidaten nämlich auch nicht.

Wie gut, wenn man diese Phase der Ungewissheit zwischen Schulabschluss und beruflichem Einstieg hinter sich hat. So toll es auch ist, jung, hoffentlich gesund und demnächst mit der Schule fertig zu sein: Die meisten Schulabgänger tappen ja bezüglich ihrer Zukunft noch total im Dunkeln. Und wissen nur: So, wie es bisher immer war (im Idealfall, zugegeben) – zu Hause ein warmes Nest, Schule lief routiniert –, so läuft es nicht weiter. Normalerweise konnte man als altersweiser Greis (aus der Perspektive des juvenilen Springinsfeld betrachtet) dann tröstend anmerken, es würde schon alles werden. Feiere erst mal tüchtig beim Abi-Ball, danach kommt eine Weile „Work & Travel“ oder – in der Luxusvariante – eine elternfinanzierte Weltreise, bevor du dich in irgendeiner angesagten Party-Metropole auf ein Bachelorstudium mit putzigem Titel wie „Berufsorientierte Linguistik im interkulturellen Kontext“ einlässt, um bei deinen ehemals Erziehungsberechtigten ein bisschen Druck vom Kessel zu nehmen.