Kreis Segeberg. In der Quarantäne sind wir alle gleich, ob in Thüringen oder Turkmenistan. Dort wurde das Wort „Corona“ verboten. Ob es hilft?

Ein neuer Tag in Quarantänien, diesem magischen Ort transzendenter Erlebnisse und ungeahnter Grenzerfahrungen. Ich arbeite mich durch die Nachrichtenlage. Sieh da, der Präsident Berdimuhamedow (de facto: Diktator) von Turkmenistan greift im Kampf gegen das Virus entschlossen durch: Die Verwendung des Wortes „Corona“ ist ab sofort verboten, weil es dergleichen in seinem Land nicht gibt. So kann man Probleme natürlich auch lösen.

Besonders beeindruckt mich (und sicher nicht nur mich) in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Präsident Berdimuhamedow sogar Medizin studiert und als Arzt praktiziert hat, obendrein jahrelang Gesundheitsminister seines Landes war. Der Mann ist vom Fach. Vielleicht hat er ja recht? Ich gerate ins Träumen. Turkmenistan, die letzte Oase unbeschwerten Lebens in klinischer Reinheit, wo Flüsse aus Sterilium die verpilzten Füße umschmeicheln und auf jedem WC eine XXL-Packung vierlagiger Klorollen auf zarte Popöchen wartet. Wir sollten kollektiv unsere Krankenkassen mit Anträgen auf Kuraufenthalte in Turkmenistan bestürmen. Nicht nur wegen Corona. Berdimuhamedow behandelt bestimmt alle unsere Gebrechen garantiert erfolgreich. Ob Bandscheibenvorfall, Haarspliss oder Schwiegermutter – es wird sämtlich verboten, und weg isses. Außerdem, mal ehrlich, in Turkmenistan war doch noch kaum einer von uns. Vielleicht ist da alles so exotisch wie die Ideen des Präsidenten, dann böte der Aufenthalt dort eine umfassende Bewusstseinserweiterung.