Norderstedt/Dubai. Bereits vier Tage vor ihrem geplanten Urlaubsende in Dubai hatten Ulrike (54) und Thorsten Lüthje (56) ihre Koffer gepackt. Das Ehepaar aus Norderstedt hielt sich bereit, um jederzeit in den nächstbesten Flieger nach Deutschland steigen zu können.
Stündlich rechnete es mit einer Nachricht des Reiseveranstalters – und den ersehnten Flugdaten für die Heimkehr. Ihr Handy schalteten die Lüthjes nicht mehr aus. Auch nachts nicht. Diesen Flug durften sie auf keinen Fall verpassen. Er könnte für eine sehr lange Zeit die letzte Chance sein, nach Hause zu kommen.
Coronavirus beendet Traumurlaub von Norderstedtern
Zwei Wochen Traumurlaub in den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte das Paar gebucht. Darauf hatte es lange gespart. Fast 5000 Euro haben die Lüthjes für die Pauschalreise bezahlt. Obwohl sich die Coronakrise weltweit zuspitzte, wollte der Reiseveranstalter den Urlaub nicht kostenfrei stornieren.
Also sind die Norderstedter am 13. März nach Dubai geflogen. „Wir wollten das Geld nicht einfach wegwerfen“, sagt Thorsten Lüthje. Außerdem sei das Land nicht zum Risikogebiet erklärt worden. Zu diesem Zeitpunkt gab es dort nicht einmal 100 offiziell bestätigte Coronafälle.
Erholung endet schlagartig
Die ersten Tage im Hilton Al Hamra Beach & Golf Resort verbrachten die Lüthjes weitgehend sorgenfrei. „Zwischen den Tischen wurde der Mindestabstand eingehalten, und die Strandbar hatte geschlossen“, berichtet das Ehepaar. Ansonsten habe sich das Hotelmanagement um Normalität bemüht. Sogar einen Ausflug in die Dubai Mall, eines der größten Einkaufszentren der Welt, konnte es machen.
Die Erholung endete nach einer Woche allerdings schlagartig: Die Lüthjes wurden benachrichtigt, dass ihr Heimflug gestrichen wurde. „Ab dann war der Urlaub vorbei. Wir haben sofort in den Krisenmodus umgeschaltet“, sagt Thorsten Lüthje.
Täglich ist ein Reiseleiter ins Hotel gekommen und hat die rund 40 gestrandeten deutschen Touristen informiert. Ab dem 25. März – zwei Tage bevor die Lüthjes die geplante Heimreise antreten wollten – haben die Vereinigten Arabischen Emirate den internationalen Flugverkehr für Passagiere eingestellt.
Lüthje bildet Krisenstab
„Ältere Reisende saßen in der Hotellobby und haben geweint, weil sie nicht wussten, wie es weitergehen soll“, sagt Thorsten Lüthje, der als Einkäufer für eine Firma, die Getriebe herstellt, arbeitet. Lüthje hat sich mit einigen anderen Urlaubern im Hotel zusammengeschlossen und einen Krisenstab gebildet.
„Wir waren optimistisch, als wir gehört haben, dass sich die Bundesregierung mit den Emiraten in Gesprächen befindet“, sagt der Norderstedter. „Am wichtigsten war es, nicht durchzudrehen und einen kühlen Kopf zu bewahren.“
Sonderflüge für Deutsche Urlauber
Am 27. März kam dann die erlösende Nachricht: Am nächsten Tag soll ein Flieger nach Deutschland starten. Neben den Dubai-Urlaubern waren mehrere deutsche Reisende aus Neuseeland und Australien in den Emiraten gestrandet. Sie hatten Druck auf die Deutsche Botschaft ausgeübt. Die Bundesregierung organisierte daraufhin zwei Sonderflüge. Der Reiseveranstalter des Ehepaars Lüthje schloss sich den Flügen an. „Das war unser Glück“, sagt Thorsten Lüthje.
Mit dem Bus wurden die Norderstedter von Dubai aus zum 100 Kilometer entfernten und wesentlich kleineren Flughafen Ra’s al-Chaima gebracht. Dort wurden 320 Deutsche auf zwei Flugzeuge aufgeteilt.
Corona zerstört Traumurlaub: 20-stündige Heimreise
Sie legten einen Zwischenstopp im ägyptischen Hurghada ein und landeten schließlich auf deutschem Boden in Frankfurt. Die Lüthjes mieteten sich mit einem anderen Ehepaar aus Norddeutschland einen Leihwagen.
Um 4 Uhr morgens – nach einer 20-stündigen Heimreise und nur einen Tag später als geplant – kam das Paar erschöpft in Norderstedt an. „Wir sind froh, wieder zu Hause zu sein“, sagt Thorsten Lüthje. Und dennoch: „In Dubai haben wir uns sicherer gefühlt.“
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