Kreis Segeberg. Autofahrer kommen in der Corona-Krise eher nicht auf ihre Kosten. Die Straßen sind zwar frei, der Sprit ist günstig, aber wohin soll man fahren?

„Frag mich nicht“, zetert Christina erbost, als ich mich am Telefon nach ihrem Befinden erkundige. In unseren Zeiten ist diese Frage ja mehr als eine Floskel, weshalb mich ihre Wehklage gebührend erschreckt. Doch ihre Erklärung folgt sofort. „Da ist der Sprit endlich billig wie nie – und ausgerechnet jetzt weiß man nicht mal, wohin man überhaupt fahren kann! Ist ja alles dicht wegen Corona. Wetten, wenn das vorbei ist, kostet der Liter Super sofort zwei Euro? Eine Schande ist das!“

Christina ist Motoren-Junkie. Fährt alle naselang ein neues Auto, kennt sämtliche technischen Details ihres Wagens und schraubt virtuos daran herum, obwohl ihre Fahrzeuge stets in Schuss sind. Ich dagegen vergesse sofort nach Erwerb die Leistungsparameter meines Automobils und nutze es gedankenlos, bis die Schrottpresse winkt. Den Motor auseinanderschrauben könnte ich wahrscheinlich auch, doch im Gegensatz zu Christina bekäme ich die Teile nie wieder zusammen. Wir mögen uns trotzdem. Deshalb möchte ich sie jetzt trösten. „Wie du selbst sagst – man braucht momentan eigentlich gar kein Auto. Keine Urlaubsreise, keine Spritztour am Wochenende, keine Besuche und zur Arbeit geht’s ins Homeoffice. Du könntest den Wagen vorübergehend abmelden. Dadurch sparst du so viel Kohle, davon kannst du locker ein paar mal tanken, wenn’s wieder losgeht.“ Ich höre durchs Telefon, wie sich Christina erbost an die Stirn tippt. „Abmelden? Und was ist, wenn ich mein Auto plötzlich unbedingt brauche? Angenommen, ich kaufe mir einen neuen Kleiderschrank…“ „Die Möbelhäuser haben zu. Außerdem hast du gerade vor zwei Monaten einen Kleiderschrank gekauft.“ „Egal. Dann muss ich eben was anderes haben, zum Beispiel…“ Ihr fällt leider nichts ein. Ich spüre förmlich, wie der Frust ihren Verstand flutet. Sie möchte Auto fahren und darf nicht, obwohl der Sprit jeden Tag günstiger wird. Höchststrafe für Christina. Zeit für verbale Beruhigungspillen. „Christina. Du wohnst in Bad Bramstedt, zusammen mit knapp 15.000 anderen Menschen. Es gibt Nachbarn, Ärzte, Supermärkte. Dort kommst du überall zu Fuß oder mit dem Rad hin. Was du nicht tragen kannst, lässt du dir liefern. Sogar viele Läden, deren Räume geschlossen sind, machen das gern. Du brauchst jetzt kein Auto. Melde es ab, spare das Geld.“