Bad Bramstedt. Weil es keinen Service mehr gibt, zieht Udo Lindenberg aus dem Atlantic aus. Hotelservice könnte sich Jan Schröter auch vorstellen.

Gestern, 7.30 Uhr: Nach 26 Jahren zieht Udo Lindenberg aus dem Hotel „Atlantic“ aus. Keine Panik – Herr Lindenberg kann durchaus noch die Miete zahlen, was etlichen anderen Musikern und Bühnenkünstlern dieser Tage meist schwer fällt. Er hätte sogar in seinen angestammten Räumlichkeiten im „Atlantic“ bleiben dürfen, obwohl der Hotelbetrieb hier, wie in allen anderen Hotels, aufgrund einschlägiger Corona-Krisenbestimmung ruht.

Doch ohne Hotelbetrieb kein Hotelservice. Udo müsste sich den Eierlikör selbst aus der Bar holen. Und wenn er die Flasche gefunden hat, ist immer noch keiner da, der sie ihm öffnet und einschenkt. Also packt Lindi die Koffer und haut ab. Wohin, ist für die breite Öffentlichkeit unklar. Vermutlich hat er auf der „Andrea Doria“ eingecheckt und ist unterwegs, irgendwo „Hoch im Norden“. Ich sitze im Wohnzimmer vor dem Laptop, lese Nachrichten und ertappe mich dabei, wie ich leise vor mich hin summe. Meine Frau ertappt mich auch. „Was ist denn mit dir los?“, will sie wissen. „Bei Onkel Pö spielt ‘ne Rentnerband“, erkläre ich. Das sagt ihr leider nichts, sehe ich ihr an. Sie hat es eher mit der klassischen Hochkultur. Ich dagegen war sogar schon als Teenager beim allersten Panikorchester-Auftritt in der Hamburger Musikhalle (heute: Laeiszhalle) dabei, jawollja. Im „Pö“ sowieso. Damals konnte sich Udo die Flaschen noch selber öffnen. Hat ihnen wahrscheinlich locker den Hals abgeschlagen und den Inhalt auf Ex gegurgelt. „Dann sing‘ mal weiter“, empfiehlt meine Frau. Sie muss los zu ihrem systemrelevanten Job in der Apotheke. „Da ist noch eine Kochwäsche fällig.“ Außerdem stünde im Haushalt dieses, im Garten jenes an. In der Küche läge eine To-do-Liste für mich. Ihr Auto macht merkwürdige Geräusche, weshalb sie meines nimmt. Und weg ist sie, nicht ohne vorher noch mal zu erwähnen, dass ein warmes Abendessen auf dem Tisch ein wirklich netter Empfang für sie wäre.