Kreis Segeberg. Wenn Sie sich wegen der Corona-Krise in diesen Tagen nur sehr eingeschränkt körperlich betätigen, weil die Gymnastikstunde ausfällt und auch die Boule-Runde zu zweit keinen Spaß bringt, dann versuchen Sie es doch mal mit Denksport! Wir suchen täglich nach dem Namen einer bekannten Persönlichkeit. Los geht’s!
„Sie war eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, unglücklich in ihrer Ehe, unausgefüllt und ohne Beschäftigung, zudem fast ständig auf Reisen, menschenscheu und mit einer Aura des Geheimnisvollen umgeben“, urteilt eine Biografin über die für ihren narzisstischen Körperkult berühmte Person. Allein für die tägliche Haarpflege benötigte die Dame drei Stunden – ihr bis zu den Fersen herab reichender Schopf musste zu einer komplizierten Haarkrone aufgesteckt werden. Alle drei Wochen erfolgte die ganztägig währende Haarwäsche mit einer Mixtur aus Cognac und Ei. Das Gewicht dieser Frisur verursachte der Trägerin manchmal Kopfschmerzen. Dann verweilte sie stundenlang in ihren Gemächern, die Haare mit Bändern an der Decke aufgehängt, um den Kopf zu entlasten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt sie als europäisches Schönheitsidol. Mit der Größe von 1,72 Meter überragte sie ihren Gatten, den Herrscher des seinerzeit zweitgrößten europäischen Reiches, um einige Zentimeter. Ihr Taillenmaß betrug sagenhafte 50 Zentimeter, zeitlebens wog sie kaum mehr als 50 Kilo. Diese Eigenschaften versuchte sie sich durch radikale Maßnahmen zu bewahren, die an einschlägige Methoden heutiger Starmodels erinnern: Sie turnte und betätigte sich als Turnierreiterin. Zum Leidwesen der Hofdamen und Geheimpolizisten, die ihrer Herrin als Begleitung hinterherschnaufen mussten, unternahm sie Gewaltmärsche mit einem Tagespensum bis zu 50 Kilometern und hielt derart strenge Fastenkuren, dass sie schließlich an Hungerödemen litt. Der eigene Bruder, ein angesehener Mediziner, befand, die Schwester sei zwar gescheit, habe aber entschieden einen „Sparren“.
Mit zunehmendem Lebensalter mied die Herrschersgattin ihren Ehemann, die Landeshauptstadt und, nach bester Möglichkeit, jeden öffentlichen Auftritt. Rastlos wechselte sie ihren Aufenthaltsort. Zu den wenigen Plätzen, an denen sie sich noch heimisch fühlte, zählte eine kleine Insel im Ionischen Meer. Auf der schon von Herodot unter dem antiken Namen „Korkyra“ erwähnten Insel ließ die hohe Dame anno 1890/91 ein Anwesen errichten, das sie in Anlehnung an ihren trojanischen Lieblingshelden „Achilleion“ nannte. Hier umgab sie sich mit den Büsten von ihr verehrten Persönlichkeiten. Vor allem das Heine-Denkmal, das sie, die Galionsfigur einer Monarchie, dem bei ihren Standesgenossen unbeliebten Dichter anfertigen ließ, sorgte für Aufsehen. Einige Jahre, nachdem ein Attentat das Leben der ruhelosen Dame gewaltsam beendet hatte, erwarb Kaiser Wilhelm II. das „Achilleion“. Das Heine-Denkmal wurde umgehend aussortiert und gelangte nach langen Irrwegen nach Toulon, wo es im Jardin de Mourillon steht. Am ursprünglichen Standort im Garten des heute als Museum genutzten „Achilleions“ steht jetzt ein Denkmal für die frühere Hausherrin. Und der Besucher genießt von hier aus noch immer die Aussicht wie die einstige Besitzerin des Anwesens: „Die schöne Natur, der lachende Himmel über sich, die prächtige Umgebung, Palmen, Zypressen und Pinien.“
Wer ist die Geheimnisvolle, und wie heißt die Insel im Ionischen Meer?
Die Antwort steht morgen im Abendblatt. Gestern haben wir nach einem deutschen Dichter gefragt, der es sich auf einer Insel gemütlich gemacht hat. Es ist Gerhart Hauptmann, der Inselkönig von Hiddensee!
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Norderstedt