Kreis Segeberg

Ellerau produziert klimafreundlich Strom und Wärme

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Freuen sich über die neue Anlage: KBE- Chefin Elke Gerick und Vorstand Jens Bollmann.

Freuen sich über die neue Anlage: KBE- Chefin Elke Gerick und Vorstand Jens Bollmann.

Foto: Burkhard Fuchs

Wegen Frankfurter Gerichtsbeschluss durfte 1,5 Millionen Euro teure Anlage erst mit Verzögerung den Betrieb aufnehmen.

Ellerau.  Im Mai 2019 war die neue Anlage für das Blockheizkraftwerk (BHKW) am Freibad in Ellerau fertig installiert. 1,5 Millionen Euro hatte die Gemeinde investiert. Doch laufen durfte sie erst einmal nicht, obwohl sie für eine flexiblere Stromerzeugung je nach dem aktuellen Strombedarf sorgt und durch die Biogasanlage, die das BHKW speist, für mehr Klimaschutz sorgt. Ein Gerichtsurteil aus dem fernen Frankfurt an der Oder stoppte das Projekt, berichtet jetzt Elke Gerick, die Geschäftsführerin der Kommunalbetriebe Ellerau (KBE). „Aber jetzt sind wir endlich am Netz“, betont sie.

Gerichtsurteil verzögert Inbetriebnahme

Das Urteil aus Frankfurt richtete sich gegen sogenannte Satellitenanlagen, bei denen die Biogasanlage und das BHKW, das Strom und Wärme erzeugt, räumlich voneinander entfernt stehen. So wie in Ellerau, wo die Biogasanlage seit Oktober 2007 am Ortsausgang am Alten Alvesloher Weg steht und das BHKW einige 100 Meter Luftlinie entfernt direkt am Freibad, um dort von Mai bis September das Badewasser auf kon­stante 26 Grad Celsius aufzuheizen. Im beklagten Fall waren die Anlagen zwei Kilometer voneinander entfernt.

Damit könnten Biogasanlage und BHKW nicht mehr als eigenständige Anlage betrachtet werden, urteilte das Gericht und legte den Betrieb lahm mit weitreichenden Konsequenzen für zahlreiche ähnliche Konstruktionen in ganz Deutschland. Auch auf die Millionen-Investition in Ellerau drohte es verheerende Auswirkungen zu haben. Nicht nur die neue Anlage stand still. Auch die fest einkalkulierte sogenannte Flexprämie von 100.000 Euro im Jahr schien in weite Ferne gerückt. Doch zum Glück entschied dann im Oktober eine Clearingstelle in einem bundesweit geltenden Schiedsspruch, dass auch Anlagen, wo sich Biogasanlage und BHKW an unterschiedlichen Standorten befinden, als eine einheitliche Anlage gelten können.

Ellerauer Blockheizkraftwerk am Biogas-Netz

Und so produziert das neue BHKW in Ellerau jetzt zwar ein dreiviertel Jahr später Strom und Wärme, indem es von dem Biogas gespeist wird, das in der Biogasanlage aus Mais, Grassilage und Roggen erzeugt wird. Die Millionen-Investition war jedenfalls nicht umsonst, sagt KBE-Vorstand Jens Bollmann.. Sechs Millionen Kilowattstunden grünen Strom erzeugt die Anlage. Damit ließen sich bis zu 1500 Haushalte – jeder dritte Haushalt in der Gemeinde – im Jahr mit Strom versorgen. Zudem sind neben dem Freibad auch die Grundschule, drei Kindergärten, Kirche, zwei Seniorenwohnanlagen, das Bürgerhaus und das Tennisheim sowie 100 Privathaushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen.

„Mit dieser Anlage können wir jetzt flexibel die Stromerzeugung anpassen“, erklärt KBE-Vorstand Bollmann. „Wenn der Wind weht und die Sonne scheint, schalten wir die Anlage herunter. Wenn die Windkrafträder stillstehen und die Photovoltaikanlagen keinen Solarstrom erzeugen, fahren wir die Anlage hoch.“ Eine eigens dafür beauftragte Agentur regelt diese flexible Stromerzeugung je nach Bedarf. „Die Anlage läuft wunderbar.“ Durch die großen, neun Meter hohen Wärmespeicher am Freibad, die 50.000 Liter fassen, könnte das Ellerauer BHKW sogar bis zu sechs Stunden ausgeschaltet sein und dennoch Fernwärme in die Leitungen pumpen.

Weniger Gewinn wegen Verzögerung

Durch die Verzögerung werde aber wohl der Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr der KBE geringer ausfallen, sagt Geschäftsführerin Gerick. 2018 erzielten die KBE bei einem Jahresumsatz von 3,3 Millionen Euro 60.000 Euro Gewinn. „Ellerau tut auch viel für den Klimaschutz“, betont die KBE-Chefin. „Wir sparen mit der neuen Anlage jetzt 1000 Tonnen CO2 im Jahr ein.“ Die gesamte Investition soll sich nach Gericks Angaben mit den Flexprämien, der Stromerzeugung und den eingesparten Heizkosten in zehn Jahren amortisiert haben.

Der Bundes-Fachverband Biogas hat die Anlage in Ellerau zur „Biogasanlage des Monats“ erklärt.

( bf )

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