Kreis Segeberg. Gelassen schaut Jan Schröter die Schockmeldungen über Orkan „Sabine“. Doch was, wenn das eigene Haus plötzlich in den Nachrichten auftaucht?

Eine Woche lang Orkantief, volles Gebläse, Wasser aus allen Richtungen. Für mich ein bewusstseinserweiterndes Erlebnis. Die Szenerie: Feierabend bei Schröter. Der von seiner Schreibtischfron rechtschaffen ermattete Autor ruht auf dem Sofa. Der Kaminofen knistert behaglich. Ich erwäge den Konsum eines Rotweins, vertage dieses Vorhaben jedoch zugunsten des Schleswig-Holstein-Journals auf N3 – und erstarre: Frontbericht aus dem Katastrophengebiet.

Gerade flimmern die Bilder der überfluteten Bramau-Wiesen über den Bildschirm. Die Kamera schwenkt über eine endlose Wasserfläche zum gegenüberliegenden Ufer und saugt sich an einem Gebäude fest, welches aus dieser Perspektive aussieht, als stünde sein Untergang unmittelbar bevor. Es ist mein Haus. Exakt das Gebäude, in dem es mich soeben vom Sofa haut, in einem Anflug von Panik. Die Flut kommt! Sandsäcke her! Arche bauen! Haus evakuieren! Dann schaltet mein Verstand aus dem Panikmodus zurück auf Normalbetrieb. Die Flut ist seit Tagen da draußen. Die Bramau spielt zwei-, dreimal pro Jahr Amazonas, das gehört so. Alle paar Jahre läuft der kleine Keller im Anbau voll, in dem wir deshalb sowieso nichts lagern, was durch Wasser Schaden nähme. Mehr wird nicht passieren, auch diesmal nicht. Falls doch, ich bin versichert. Und der Picasso im Wohnzimmer ist ohnehin eine Fälschung, gemalt von meiner dreijährigen Großnichte.