Norderstedt. „Stadtplanung ist keine One-Man-Show. Das geht nur gemeinsam“. Christoph Magazowski sieht das als ein Leitmotiv für seinen neuen Job. Er ist Norderstedts neuer Baudezernent und seit dem 1. Januar im Amt. Der Dezernatschef will die Stadt als Teamplayer in die Zukunft führen, seine Mitarbeiter, die Politiker und vor allem die Norderstedter mitnehmen auf dem Weg in die „Enkeltauglichkeit“ – Magazowskis Synonym für Nachhaltigkeit, ein Begriff, den er zu abstrakt findet. Dass die Enkel noch eine lebenswerte Stadt vorfinden, beschreibe das Ziel schon deutlich besser.
Der Ingenieur und Stadtplaner mit Doktortitel bringt beste Voraussetzungen mit: In Trittau hat er als Klimaschutzmanager gearbeitet und dem CO2 ganz konkret den Kampf angesagt: Mit einem Mobilitätskonzept, zu dem Fahrradrouten abseits viel befahrener Straßen gehörten, mit Steckdosen im Rathaus, die sich automatisch auf Stand-by schalteten, wenn die Computer runterfuhren, mit Mitfahrbänken an den Straßen, wie es sie auch im Kreis Segeberg gibt, mit Energiekoffern, die sich die Bürger ausleihen können, um sich über den Einsatz von LED-Licht zu informieren – Projekte, die sich der neue Chef über 500 Mitarbeiter auch für seinen neuen Arbeitsort vorstellen kann, denn: Bis 2040 will Norderstedt klimaneutral sein, es soll nur so viel CO2 in die Luft gepustet werden wie auch durch die Natur gebunden wird.
Magazowski hat Erfahrung im Bereich Hoch- und Tiefbau
„Diese Expertise war ein gewichtiges Argument, warum wir uns für Herrn Magazowski entscheiden haben“, sagte Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder, als sie den Dezernatschef am Dienstag vorstellte. Wird die Stadt das ambitionierte Klimaziel erreichen? „Sich solche Ziele zu stecken, schafft Anreize und Motivation“, lautete Magazowskis verhaltene Antwort. Ein klares Ja hingegen kam von der Oberbürgermeisterin.
Doch auch für für den großen Bereich Hoch- und Tiefbau bringt der Amtsinhaber Erfahrung und Kompetenz mit, hat er doch seit Juni 2017 bis zum Wechsel nach Norderstedt den Fachbereich Bau und Projektmanagement geleitet, das klassische Bauamt, wie er selbst sagt.
Der neue Dezernatschef steht für den Generationswechsel
Schließlich, so Oberbürgermeisterin Roeder, steht Magazowski für den Generationswechsel. Vorgänger Thomas Bosse, der nach 18 Jahren als Chef des Baudezernats zum Jahresende 2019 in den Ruhestand gegangen war, ist 63. Sein Nachfolger ist 40 und hat Bosses Rat für die Amtsführung gern angenommen: „Bleiben Sie sie selbst!“
„Als die Stadt diese Stelle ausgeschrieben hat, musste ich mich einfach bewerben“, sagte der Neue auf dem Chefsessel im zweiten Stock des Rathauses. Er attestiert Norderstedt „beeindruckende Innovationskraft, und das seit Jahren“. Inzwischen wisse er, welche Menschen dahinter stehen, „hoch motivierte Amtsleiter“, die Stadtwerke als Vorreiter für das schnelle Internet und die Energiewende nicht zu vergessen.
Welche Ideen und Ziele hat er für die nächsten Jahre? „Ich bitte um Verständnis, dass ich dazu nach vier Tagen im Amt noch nichts Konkretes sagen kann“, sagte Magazowski. Er sei schon mehrfach in Norderstedt gewesen, mit den Kindern im Arriba-Bad zum Beispiel, und habe auch schon im Stau gestanden – der Verkehr sei und bleibe ein zentrales Thema. „Es ist sicher nicht damit getan, hier und da eine Ampelschaltung zu verändern. Da müssen wir grundsätzlich ran, wir brauchen ein gesamtstädtisches Verkehrskonzept“, sagte die Verwaltungschefin.
Die Stadtteile sollen ihre Profile weiterentwickeln
„Wir können die Hauptverkehrsstraßen weiter entwickeln und die angrenzende Architektur attraktiver gestalten“, ergänzte Magazowski. Der Blick auf das städtische Gesamtgefüge habe ihm auch gezeigt, dass die Stadtteile stärker als bisher ein eigenständiges Profil entwickeln können. Der hohe Grünanteil sei ein wertvolles Gut, tragen Naturflächen doch erheblich zum Klimaschutz bei und bieten den Norderstedtern die Chance, sich in frischer Luft zu erholen und zu entspannen.
Der Bau von Wohnungen sei in Norderstedt ein zentrales Thema. „Der Run auf die Städte ist seit mehr als zehn Jahren festzustellen und trifft auch auf Norderstedt zu“, sagt Magazowski. Allerdings sage schon der gesunde Menschenverstand, dass Norderstedt den Mangel an bezahlbarem Wohnraum nicht allein beheben kann. Da sei die Stadt auf die Zusammenarbeit mit den umliegenden Städten und Gemeinden angewiesen. Die Nachbarn rückten enger zusammen.
In den nächsten Wochen stehen für den neuen Baudezernent jede Menge Kennenlern-Runden auf dem Programm: mit den Kollegen, den Politikern und Verantwortlichen in der Region.
Weitere Details: 500 Mitarbeiter
500 Mitarbeiter Norderstedts neuer Baudezernent Christoph Magazowski ist Chef von rund 500 Mitarbeitern im Rathaus. Zu seinem weit gespannten Arbeitsbereich gehören die Stadtplanung, das Management der städtischen Gebäude und Grünflächen, Müllabfuhr, Verkehr, Wohnungsbau, Bau und Sanierung von Straßen und städtischen Gebäuden. Der 40-Jährige ist Stadtplaner und Ingenieur, hat wissenschaftlich gearbeitet, geforscht, promoviert und bisher in der Gemeinde Trittau mit 8000 Einwohnern und im Amt Trittau mit rund 20.000 Einwohnern als Klimaschutzmanager und Leiter des Bauamts gearbeitet. Seine Eltern stammen aus Polen, im Nachbarland hat er ein halbes Jahr lang gearbeitet. Magazowski ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Freizeit verbringt der freundlich und offen wirkende 1,95-Meter-Mann bevorzugt an der Tischtennisplatte, er spielt in Hamburg in der Landesliga.
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