Werkstatt geschlossen

Der Radstation in Norderstedt geht das Personal aus

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Die Radstation neben dem Rathaus in Norderstedt-Mitte: 450 Stellplätze und eine Werkstatt – die aus Personalmangel schließen musste.

Die Radstation neben dem Rathaus in Norderstedt-Mitte: 450 Stellplätze und eine Werkstatt – die aus Personalmangel schließen musste.

Foto: Andreas Burgmayer

Im Fahrradparkhaus in Norderstedt-Mitte musste die Werkstatt schließen. Ein neuer Betreiber kommt 2020. Das sind die Pläne.

Norderstedt.  Wer als Radfahrer in Norderstedt-Mitte einen Platten hatte oder eine Gangschaltung, die ihren Geist aufgab, der steuerte seit 2015 die Fahrrad-Werkstatt der Radstation am U-Bahnhof an. Dort standen die Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt Hamburg Dienste GmbH (Awo) zur Hilfe bereit. Doch seit kurzem leuchtet in der Werkstatt kein Licht mehr, die Türen sind verschlossen, der Betrieb „bis auf Weiteres“ eingestellt. Bewegung gibt es in dem Glashaus lediglich im Parkhausbereich, wo die Norderstedter trocken und alarmgesichert 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr ihre Fahrräder parken können.

Das Abendblatt erreicht den Leiter der Einrichtung, Awo-Mitarbeiter Andreas Pehlgrim, am Telefon. „Mir sind beide Fahrrad-Mechatroniker ausgefallen“, sagt er, „einer ist aus Norderstedt weggezogen, der andere wechselt jetzt die Branche. Deswegen mussten wir die Werkstatt schließen.“

Vor Sommerferien bereits Nachfolgelösung forciert worden

Doch so wirklich ist das nicht mehr sein Problem. Denn in der Hamburger Zentrale der Awo teilt ein Sprecher mit, dass sich Pehlgrims Arbeitgeber, die Awo-Tochter Hamburg Dienste GmbH, komplett aus der Trägerschaft der Radstationen in Norderstedt und auch in Bergedorf zurückgezogen hat.

Die Stadt Norderstedt bestätigt gegenüber dem Abendblatt, dass die Awo bereits im ersten Halbjahr 2019 das Auslaufen des Vertrages bis zum Jahresende angekündigt habe. „Vor den Sommerferien ist eine Nachfolgelösung von der Stadt Norderstedt forciert worden“, sagt Sprecher Fabian Schindler. Da es sich um Vertragsinhalte handelte, wurden alle Beratungen dazu im nicht öffentlichen Teil der zuständigen Fachausschüsse der Stadtvertretung diskutiert.

Befürchtung: Radwerkstatt macht gar nicht mehr auf

Schließlich habe die Stadt mit der Complete Personalmanagement GmbH aus Hamburg einen neuen Betreiber für die Radstation gefunden. „Diese wird Anfang 2020 den Betrieb aufnehmen“, sagt Schindler. Die Übergangsphase übernimmt die Stadt Norderstedt in Eigenregie. Was aber bedeutet, dass die Werkstatt geschlossen bleibt – zumindest bis der neue Betreiber den Betrieb 2020 aufnimmt. Auf den Parkhausbetrieb hat der Wechsel keine Auswirkung – so lange man ein bestehendes Prepaid- oder Jahres-Abo für das Parkhaus hat. Wer jetzt im Dezember Neukunde werden möchte, hat Pech gehabt. Ehe die Complete Personalmanagement GmbH nicht übernommen hat, geht nichts.

„Wir Radler haben die Befürchtung, dass die Radwerkstatt vielleicht gar nicht mehr aufmacht“, sagt Rolf Jungbluth vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) in Norderstedt. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Fahrradmechatroniker in der Radstation nicht viel verdient haben und dass sie sich deswegen was anderes gesucht haben.“ Jungbluth findet das fahrlässig. „Fahrrad-Mechatroniker sind derzeit gesucht auf dem Arbeitsmarkt. Da ist es keine gute Idee, die einfach ziehen zu lassen.“

Bau einer zweiten Radstation in Garstedt beschlossen

Die Radstation in Norderstedt-Mitte wurde von der Stadtverwaltung für 1,8 Millionen Euro 2015 erbaut. In dem zweistöckigen Gebäude am Jörg-Peter-hahn-Platz können maximal 450 Räder auf kostenpflichtigen Stellplätzen stehen. Die Auslastung des Hauses ist ausbaufähig. 200 Jahres-Abos wurden laut den Betreibern 2018 für je 70 Euro verkauft. Dazu kamen noch etwa 160 Zeitkarten, als Prepaid- oder Mini-Abos, die für zehn Tage 7 Euro kosten. Möglich ist es auch, sein Rad für eine Tagesgebühr von 70 Cent im Parkhaus unterzubringen. Wie viele Radler diese Option nutzen, dazu gibt es keine Zahlen. Die Awo sprach von jährlichen Zuwachsraten von etwa 3 Prozent und davon, dass eine volle Auslastung des Hauses erst nach langer Betriebsdauer zu erwarten sei.

Den Bau einer zweiten Radstation neben dem Parkhaus des Herold-Centers in Garstedt hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr gerade beschlossen. Sie soll über 440 Stellplätze verfügen. Ein Eröffnungstermin steht noch nicht fest. Derzeit verhandelt die Stadtverwaltung mit den Grundeigentümern am Herold-Center. Zusätzlich will sich die Stadt dort die nötigen Flächen sichern, um das Radparkhaus je nach Auslastung noch um zwei vollautomatische Bike-Safes zu ergänzen.

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