Kreis Segeberg. Der Polizei sagte er, er habe zu sehr seinem Navigationsgerät vertraut – aber offenbar hatte er es auch völlig falsch gedeutet.

Dass es bei dieser Geisterfahrt zu keinen schweren Unfällen gekommen ist, gleicht einem Wunder. Über 40 Kilometer ist am frühen Montagmorgen ein Autofahrer auf der Autobahn 21 als Geisterfahrer unterwegs gewesen.

Der 40-jähriger Mann fuhr gegen 5 Uhr am Kreuz Bargteheide mit seinem roten VW Passat auf die Südfahrbahn der A21 auf – allerdings in nördlicher Richtung. Wie er später der Polizei mitteilte, habe er wohl etwas zu sehr auf sein Navigationsgerät vertraut. Mehrere Autofahrer kamen dem Mann entgegen, sie alle meldeten sich per Telefon bei der Polizei. Beamte der Autobahnpolizei aus Bad Segeberg machten sich auf den Weg. Zwischen den Anschlussstellen Daldorf und Trappenkamp gelang es ihnen, den Passat anzuhalten – bevor es zu einem Unfall kam.

Das Navigationsgerät sagte „Links halten!“

„Der Mann beharrte gegenüber den Kollegen auf der Aussage, dass sein Navi ihn geleitet habe“, sagt Sandra Mühlberger, Sprecherin der Polizeidirektion in Bad Segeberg. Tatsächlich sei die Stelle, an der der 40-Jährige auf die A21 auffuhr zumindest geeignet für derart fatale Versehen. Der Mann kam über die Bundesstraße 404, die am Kreuz Bargteheide in die Autobahn 21 übergeht. „Der Fahrer sagte aus, sein Navi hätte ihn angewiesen, er solle sich links halten“, sagt Mühlberger. Mutmaßlich meinte das Gerät damit den Umstand, dass sich Fahrer im Übergang zwischen Bundesstraße und Autobahn hier auf der linken Spur halten müssen, weil von rechts eine Auffahrt von der Autobahn 1 hinzu kommt. Offenbar hat der Fahrer den Befehl „Links halten!“ überinterpretiert und fuhr – noch bevor die Mittelleitplanke der Autobahn 21 begann – eine weitere Fahrspur nach links und wurde so zum Geisterfahrer.

Es war stockdunkel und nur wenige Autos waren unterwegs – zum Glück

„Es war morgens um 5 Uhr, es war stockdunkel und in der Mittelleitplanke ist rechts hoher Bewuchs – deswegen fiel dem Mann sein Versehen offenbar nicht auf“, sagt Mühlberger. Die wenigen Autos, die ihm um diese Uhrzeit entgegen kamen, fuhren alle auf der rechten Fahrbahn. „Das war das Glück, so kam es nicht zum Unfall. Offenbar fühlte sich der aus Sicht des Geisterfahrers links entgegenkommende Verkehr für ihn an, wie zuvor die Verkehrssituation auf der Bundesstraße 404.“

Doch die Verkehrsführung des Navigationsgerätes und auch die Verkehrsregelung am Übergang zwischen Bundesstraße 404 und der Autobahn 21 können nicht wirklich als Entschuldigung dafür herhalten, dass der Fahrer sich derart irrte. „Da kommt schon eine ordentliche Portion des persönlichen Versagens hinzu. Hätte der Mann aufmerksam die Verkehrslage beobachtet und wäre er ebenso aufmerksam dem Navi gefolgt, wäre er nicht zum Geisterfahrer geworden. Andere Verkehrsteilnehmer schaffen das ja auch laufend!“, sagt Mühlberger.

Die Polizei sucht Fahrer, die dem Passat ausweichen mussten

Die Staatsanwaltschaft ordnete die Beschlagnahme des Führerscheines des 40-Jährigen an. Auch den Fahrzeugschlüssel nahm die Polizei in Verwahrung bis der Mann von einem Bekannten auf der Polizeiwache abgeholt wurde.

Die Polizei bittet nun Autofahrer, die dem roten Passat ausweichen mussten um einen Zusammenstoß zu verhindern, sich bei dem Polizei-Autobahn- und Bezirksrevier Bad Segeberg unter 04551/884 34 44 zu melden.